Leben jenseits der Regeln Papst Franziskus stellt sich Fragen zu den Rechten von Schwulen und Lesben
Im Nachklang des mehrtägigen 37. katholischen Weltjugendtages in Lissabon meldete sich Papst Franziskus nun auch zum Thema LGBTI* erneut zu Wort – während des Festivals in Portugals Hauptstadt hatte der Pontifex noch dazu geschwiegen. In einem Interview während der Rückreise nach Rom bekräftigte das 86-jährige Oberhaupt der Kirche seine zuvor getroffenen Äußerungen, die Kirche stünde für „alle, alle, alle“ offen. Kritiker merkten an, dass dies für Homosexuelle oder Frauen nicht vollends stimmig sei – Frauen dürfen bis heute nicht Priester werden und gleichgeschlechtliche Paare dürfen in der katholischen Kirche nach wie vor nicht heiraten.
Homosexuelle mit Geduld begleiten
Abermals mit einem verbalen Winkelzug konkretisierte Franziskus jetzt seine öffentlichen Aussagen von Portugal: „Die Kirche ist offen für alle, aber es gibt Gesetze, die das Leben innerhalb der Kirche regeln. Nach den Gesetzen können sie nicht an einigen Sakramenten teilnehmen. Das bedeutet nicht, dass die Kirche geschlossen ist. Jeder Mensch begegnet Gott auf seine eigene Weise in der Kirche“, so Franziskus gegenüber Reuters. Man müsse auch diejenigen, die sich nicht „an die Regeln“ der Kirche halten würden, trotzdem mit der „Geduld und Liebe einer Mutter begleiten“.
Erneuter Spagat zwischen den Fronten
Einmal mehr versuchte Papst Franziskus auch in dieser Woche so den unmöglichen Spagat, einerseits einladend und weltoffen für Homosexuelle zu sein, während er diese andererseits als Sünder oder sinngemäß eben als morallose Menschen darstellt, mit denen man Geduld haben müsse. Der Zick-Zack-Kurs des Papstes ist bekannt - im Jahr 2013 sagte er noch: „Wenn ein Mensch homosexuell ist und Gott sucht und guten Willen hat, wer bin ich, darüber zu urteilen?“. Sieben Jahre später rief er Eltern von homosexuellen Kindern dazu auf, diese trotzdem zu lieben, weil sie „Kinder Gottes“ sind.
Klares Nein zu Reformplänen
Trotzdem stellt sich Franziskus bis heute vehement gegen jedwede Reformpläne wie beispielsweise das Vorhaben der deutschen Bischöfe, bis spätestens 2026 die bundesweite Segnung von homosexuellen Paaren einzuführen. Anfang Oktober dieses Jahres beginnt im Vatikan nun die Weltbischofssynode der Kirche, ein Thema dabei sollen auch die Rechte von Schwulen und Lesben in der Institution Kirche sein. Kirchenexperten bezweifeln, dass Franziskus tatsächlich neue Impulse für Homosexuelle oder Frauen setzen könne, selbst wenn er das persönlich vielleicht wolle – die Macht der konservativen Kräfte innerhalb der Weltkirche seien zu stark.