Direkt zum Inhalt
Landesweites Buch-Verbot
Rubrik

Landesweites Buch-Verbot Utah schreibt US-Geschichte und verbannt LGBTI*-Werke landesweit aus allen Schulen

ms - 08.08.2024 - 11:30 Uhr

Utah schreibt einmal mehr Geschichte und das auf sehr traurige Weise: Die Region im Westen der USA mit seinen rund 3,4 Millionen Einwohnern ist der erste US-Bundesstaat, der jetzt ein landesweites Verbot von LGBTI*-Büchern verabschiedet hat. 

Liste der verbotenen Bücher 

Nun gibt es sie, eine offizielle Liste von „verbotenen Büchern“, die künftig aus allen Schulen verbannt werden. Begründet wird dieser Schritt einmal mehr mit dem „Schutz der Kinder“ vor „schädlichen Auswirkungen illegaler Pornografie“. Dabei ist alles, was mit Homosexualität oder LGBTI* zu tun hat, in Utah künftig gleichbedeutend mit Pornografie, auch Sachbücher oder Ratgeber für schwule oder lesbische Jugendliche beispielsweise. 

Dazu fallen auch alle Werke unter die Zensur, die Masturbation oder Sexualität beschreiben – auch weit jenseits eines erotischen Kontextes. Auf der schwarzen Liste finden sich auch bereits Werke, in denen Menschen mit HIV auftreten oder die eine kritische Auseinandersetzung mit dem Christentum behandeln. Schulbezirke werden dabei außerdem dazu ermutigt, mögliche „gefährliche Bücher“ zu melden – schließen sich zwei weitere Schulbezirke dieser Einschätzung an, wird das Schriftstück im ganzen US-Bundesstaat verboten. Eine besorgniserregende Herangehensweise, bedenkt man, dass die homophob gesinnte Glaubensgemeinschaft der Mormonen ihren Hauptsitz in Utah hat. 

Dunkler Tag für die Freiheit

Kasey Meehan, die Direktorin des Programms „Freedom to Read“ der Schriftstellerorganisation PEN America, erklärt daher auch folgerichtig: „Dies ist ein dunkler Tag für die Freiheit des Lesens in Utah.“ Das Verbot ist bisher einzigartig in den USA, die Gefahr ist indes groß, dass die neuen Richtlinien bald auch in anderen US-Bundesstaaten umgesetzt werden könnten.  

In den letzten Monaten haben die Zensur-Versuche immer dramatischere Formen in den USA angenommen, von einem Zwangsouting bei der Verleihung in Bibliotheken bis hin zu direkten Protestaktionen und Buchverbrennungen. LGBTI*-Gruppen haben bisher versucht, sich mit kreativen Aktionen wie einer Online-Bibliothek für LGBTI*-Bücher oder einem Versand von LGBTI*-Büchern aus liberalen Bundesstaaten dagegen zu wehren. 

Dystopisches Zensurregime

Im aktuellen Schuljahr wurden in den USA laut PEN America bereits rund 4.000 Bücher mit LGBTI*-Themen verboten, eine Zunahme von 33 Prozent binnen eines Jahres. Meehan betont zum Fall Utah weiter: „Die staatliche No-Read-Liste wird ein dystopisches Zensurregime in den öffentlichen Schulen einführen und in vielen Fällen direkt gegen die lokalen Präferenzen verstoßen. Es ist antidemokratisch, einer Handvoll von Bezirken zu erlauben, Entscheidungen für den ganzen Staat zu treffen, und wir sind besorgt, dass die Umsetzung des Gesetzes zu weniger vielfältigen Bibliotheksregalen für alle Menschen in Utah führen wird.“

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Flucht nach Irland

Rosie O'Donnell lebt in Irland

Die lesbische US-Komikerin Rosie O'Donnell ist wegen US-Präsident Donald Trump nach Europa ausgewandert. Sie lebt nun in Irland.
Schwere Vorwürfe

Homophobie bei Vivienne Westwood?

Schwere Vorwürfe gegen das Modehaus Vivienne Westwood: Schwule Mitarbeiter sollen vom CEO immer wieder massiv beschimpft und gemobbt worden sein.
Angegriffen und missbraucht

Schwule Männer in Kamerun

Die Gewalt gegen schwule Männer in Kamerun wird immer dramatischer, warnen jetzt mehrere Verbände. Willkür, Attacken und Morde sind Alltag.
Sorge in Kanada

Trudeau-Nachfolger Mark Carney

Die Community in Kanada ist besorgt: Wie steht Trudeau-Nachfolger Mark Carney als baldiger neuer Premierminister zu LGBTIQ+? Bisher schweigt dieser.
Homo-Heilungen in den USA

Werden Verbote rückabgewickelt?

Der Supreme Court wird sich mit den bestehenden Verboten von Konversionstherapien in den USA befassen: Werden Homo-Heilungen wieder legal?
Absage an Meta

San Francisco Pride ohne IT-Gigant

Donnerschlag in den USA: Eines der größten CSD-Events der Welt, der San Francisco Pride, wirft Meta (Instagram, Facebook) aus dem Programm.
Starke Gegenworte

Kritik von Trumps Nichte Mary

Amerika sei gescheitert, sagte jetzt Mary Trump, die lesbische Nichte des US-Präsidenten - und will trotzdem Mut machen, für Demokratie zu kämpfen.
Rainbow Village beim ESC

Erstmals ein Safe Space für LGBTIQ+

Erstmals soll es beim ESC im Mai in Basel ein Rainbow Village geben, ein gigantischer Safe Space für LGBTIQ+ mit einem vielfältigen Rahmenprogramm.
Grausamer Doppelmord

Künstlerpaar in New York ermordet

Ein grausamer Doppelmord erschüttert derzeit die USA: Ein bekanntes schwules Aktivistenkünstlerpaar wurde offenbar von einem Einbrecher erschlagen.