Landesweites Buch-Verbot Utah schreibt US-Geschichte und verbannt LGBTI*-Werke landesweit aus allen Schulen
Utah schreibt einmal mehr Geschichte und das auf sehr traurige Weise: Die Region im Westen der USA mit seinen rund 3,4 Millionen Einwohnern ist der erste US-Bundesstaat, der jetzt ein landesweites Verbot von LGBTI*-Büchern verabschiedet hat.
Liste der verbotenen Bücher
Nun gibt es sie, eine offizielle Liste von „verbotenen Büchern“, die künftig aus allen Schulen verbannt werden. Begründet wird dieser Schritt einmal mehr mit dem „Schutz der Kinder“ vor „schädlichen Auswirkungen illegaler Pornografie“. Dabei ist alles, was mit Homosexualität oder LGBTI* zu tun hat, in Utah künftig gleichbedeutend mit Pornografie, auch Sachbücher oder Ratgeber für schwule oder lesbische Jugendliche beispielsweise.
Dazu fallen auch alle Werke unter die Zensur, die Masturbation oder Sexualität beschreiben – auch weit jenseits eines erotischen Kontextes. Auf der schwarzen Liste finden sich auch bereits Werke, in denen Menschen mit HIV auftreten oder die eine kritische Auseinandersetzung mit dem Christentum behandeln. Schulbezirke werden dabei außerdem dazu ermutigt, mögliche „gefährliche Bücher“ zu melden – schließen sich zwei weitere Schulbezirke dieser Einschätzung an, wird das Schriftstück im ganzen US-Bundesstaat verboten. Eine besorgniserregende Herangehensweise, bedenkt man, dass die homophob gesinnte Glaubensgemeinschaft der Mormonen ihren Hauptsitz in Utah hat.
Dunkler Tag für die Freiheit
Kasey Meehan, die Direktorin des Programms „Freedom to Read“ der Schriftstellerorganisation PEN America, erklärt daher auch folgerichtig: „Dies ist ein dunkler Tag für die Freiheit des Lesens in Utah.“ Das Verbot ist bisher einzigartig in den USA, die Gefahr ist indes groß, dass die neuen Richtlinien bald auch in anderen US-Bundesstaaten umgesetzt werden könnten.
In den letzten Monaten haben die Zensur-Versuche immer dramatischere Formen in den USA angenommen, von einem Zwangsouting bei der Verleihung in Bibliotheken bis hin zu direkten Protestaktionen und Buchverbrennungen. LGBTI*-Gruppen haben bisher versucht, sich mit kreativen Aktionen wie einer Online-Bibliothek für LGBTI*-Bücher oder einem Versand von LGBTI*-Büchern aus liberalen Bundesstaaten dagegen zu wehren.
Dystopisches Zensurregime
Im aktuellen Schuljahr wurden in den USA laut PEN America bereits rund 4.000 Bücher mit LGBTI*-Themen verboten, eine Zunahme von 33 Prozent binnen eines Jahres. Meehan betont zum Fall Utah weiter: „Die staatliche No-Read-Liste wird ein dystopisches Zensurregime in den öffentlichen Schulen einführen und in vielen Fällen direkt gegen die lokalen Präferenzen verstoßen. Es ist antidemokratisch, einer Handvoll von Bezirken zu erlauben, Entscheidungen für den ganzen Staat zu treffen, und wir sind besorgt, dass die Umsetzung des Gesetzes zu weniger vielfältigen Bibliotheksregalen für alle Menschen in Utah führen wird.“