Küsse unter Homosexuellen Neue Mitte Studie über LGBTIQ+-Ablehnung und Extremismus
Die SPD-nahe Friedrich Ebert Stiftung hat in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld ihre zehnte „Mitte-Studie“ veröffentlicht. Die Autoren attestieren für Deutschland dabei eine „Verschiebung in der Mitte“ sowie eine „Normalisierung des Rechtsextremismus“. Die Demokratie stünde nach Einschätzung der Forscher „am Kipppunkt“.
Starke Polarisierung der Ränder
In der Befragung verorteten 57 Prozent der Deutschen ihre Ansichten politisch in der Mitte, weitere 18 Prozent sehen sich rechts der Mitte, 25 Prozent fühlen sich links der Mitte wohl. Vier Prozent der Menschen stehen „ganz rechts“, sieben Prozent „ganz links“, klar rechtsextrem sind 3,3 Prozent. Dabei normalisieren sich offenbar die polarisierenden Einstellungen gerade an den extremen Rändern immer mehr, insbesondere bei jungen Menschen: „Die wachsende Offenheit vor allem junger Menschen für Angebote von rechts außen deutet darauf hin. Überproportional oft fielen in den vergangenen Landtags- und Bundestagswahlen die Wahlentscheidungen junger Menschen polarisiert aus, sie votierten beispielsweise entweder für die Partei Die Linke oder die AfD.“
Deutschland im Spannungsfeld
Gleichzeitig gaben fast 40 Prozent der Befragten an, dass der Rechtsextremismus in den deutschen Medien „hochgekocht“ würde – wobei rund 70 Prozent es bedrohlich finden, dass der Rechtsextremismus zunehme. Beinahe halbiert hat sich die Zustimmung dafür, dass die Anwendung von Gewalt unter bestimmten Umständen in der Politik gebilligt werden könne – nur noch 5,9 Prozent stimmen dem zu.
Die Autoren der Studie betonten dabei weiter: „Deutschland steckt in einem Spannungsfeld zwischen Abgrenzung und Akzeptanz des Extremismus. Der Aufschwung rechtspopulistischer und -extremistischer Positionen und Stimmen in Parlamenten stellt die klare Trennung zwischen Mitte und Extremismus infrage. Gleichzeitig erschweren neue extrem rechte wie linke und demokratiefeindliche Strömungen den mühsamen Versuch, Konsens und Interessenausgleich in der Mitte zu finden.“
Küsse zwischen schwulen Männern
Mit Blick auf die LGBTIQ+-Community zeigt die neue Umfrage: 11,6 Prozent der Deutschen finden es ekelhaft, wenn sich Schwule und Lesben in der Öffentlichkeit küssen. Weitere 13,6 Prozent stimmen dem zumindest teilweise zu. Der Aussage „Ich finde es albern, wenn ein Mann lieber eine Frau sein will oder umgekehrt, eine Frau lieber ein Mann“ findet jeder Fünfte (19,3%) für richtig, zumindest teilweise gehen weitere 17,6 Prozent der Deutschen damit d'accord.
Als Begründung für diese Entwicklung betonen die Studienautoren die „gesellschaftliche Dominanz von Männlichkeit“ und erklären dazu weiter: „Dabei werden einzig Heterosexualität und Cis-Geschlechtlichkeit als ´natürliche´ Ausprägungen menschlichen Empfindens und Begehrens behauptet, während Abweichungen davon als ´unnatürlich´ missbilligt, lächerlich oder unsichtbar gemacht werden. Das geschieht etwa, wenn Schwulsein als Schwäche ausgelegt und als Schimpfwort benutzt wird oder gleichgeschlechtliche Partnerschaften benachteiligt werden.“