Direkt zum Inhalt
Kritik im Fall Nex Benedict

Kritik im Fall Nex Benedict Untersuchung legt schwere Versäumnisse der Schule in Oklahoma dar, die zum Suizid des 16-jährigen queeren Schülers beitrugen.

ms - 14.11.2024 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Die Schule hat versagt – zu diesem Schluss kam die Untersuchung des Amtes für Bürgerrechte in Oklahoma. Anfang des Jahres hatte der nicht-binäre Schüler Nex Benedict nach massivem Mobbing Selbstmord begangen. Das US-Bildungsministerium erklärte nun, dass die Owasso Public School gegen Titel IX verstoßen habe, da sie es versäumt habe, gegen die Anfeindungen gegenüber mehreren LGBTI*-Schülern vorzugehen und somit ein feindseliges schulisches Umfeld zugelassen habe.

Abhilfemaßnahmen nach LGBTI*-Mobbing

Die Konsequenz: Die Schule muss nun eine Reihe von Abhilfemaßnahmen zum Schutz von LGBTI*-Schüler ausarbeiten und soll künftig stärker kontrolliert werden. Offenbar gibt es nach Ansicht des Bürgerrechts-Amtes zahlreiche Fälle von homophobem und queerfeindlichem Mobbing an der Schule, mehrere Schüler hatten dabei ihre teils dramatischen Erlebnisse geschildert. Die Schulleitung reagierte in der Vergangenheit dabei oftmals gar nicht oder versuchte, die Vorfälle demnach schnellstmöglich unter den Tisch zu kehren.

Die Untersuchung selbst war auch erst nach mehreren Monaten angegangen worden – und das nur unter massivem Druck mehrerer LGBTI*-Verbände wie der Human Rights Campaign. „Die Resolution des US-Bildungsministeriums lässt keinen Zweifel: Der Owasso-Schulbezirk hat Nex Benedict und viele andere gefährdete Schüler unter seiner Obhut im Stich gelassen“, so HRC-Präsidentin Kelly Robinson.

Die Geschäftsführerin der Lobbyorganisation GLSEN, Melanie Willingham-Jaggers, betonte zudem: „Wir sollten nicht erst das Leben eines Kindes verlieren müssen, bevor wir Maßnahmen ergreifen, um sicherere Schulen für unsere Jugend zu schaffen.“

Suizid nach Attacke

Nex Benedict war ein 16-jähriger Schüler und wurde an der Owasso High School immer wieder zum Opfer von Schikane. Anfang Februar dieses Jahres attackierten drei Mitschüler Benedict auf der Schultoilette. Benedict kam daraufhin ins Krankenhaus, wo Benedict seiner Familie von den Schikanen berichtete. Am darauffolgenden Tag verübte Benedict Suizid. Im Februar und März dieses Jahres hatte es daraufhin Trauer-Märsche in Oklahoma und New York in Gedenken an den Schüler gegeben. 

Die Bürgerrechtsnovelle Titel IX ist erst in diesem Jahr überarbeitet worden und soll unter anderem auch LGBTI*-Schüler vor Diskriminierung und Belästigung schützen. Bis heute ist die Ergänzung der Richtlinien unter der Biden-Regierung umstritten, sowohl unter Demokraten wie Republikanern. Donald Trump ist ein Gegner der erweiterten Passagen der Novelle – es ist gut möglich, dass der 78-Jährige die Ergänzung ab 2025 als neuer US-Präsident wieder rückgängig machen wird. In mehreren US-Bundesstaaten haben sich die Regierungen bereits jetzt mit eigenen Gesetzen gegen die Neuauflage von Titel IX gestellt. 

 

Hier gibt es Hilfe

Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen, die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.

Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Day Verein via Messenger oder E-Mail unter www.coming-out-day.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.