Klares Statement Diözese Essen stärkt schwulem Priester den Rücken
Nach dem öffentlichen Coming-Out eines Priesters aus Bochum hat das Bistum Essen eine klare Haltung gegen homophobe Anfeindungen eingenommen. Generalvikar Klaus Pfeffer reagierte jetzt auf entsprechende Kommentare in sozialen Netzwerken und positionierte sich unmissverständlich gegen die Instrumentalisierung religiöser Argumente zur Abwertung von homosexuellen Menschen.
Appell an mehr Akzeptanz
Auf Facebook schrieb er, es sei notwendig, „laut und deutlich zu widersprechen, wenn Gott oder die Bibel benutzt und missbraucht werden, um Hass gegen queere Menschen zu schüren und ihre persönliche Würde mit Füssen zu treten“. Auslöser war ein Beitrag des Bistums über Jens Watteroth, Priester in Bochum-Wattenscheid, der sich 2022 im Rahmen der Initiative #OutinChurch geoutet hatte. Watteroth habe seitdem viel Rückhalt erfahren und könne in seiner Gemeinde offen über seine Homosexualität sprechen, heißt es in der Mitteilung. Dennoch begegne ihm nach wie vor Unverständnis – ein Grund für seinen Appell an mehr Akzeptanz und Offenheit.
Generalvikar Pfeffer würdigte Watteroths Schritt ausdrücklich. „Mit Jens Watteroth hat ein Priester unseres Bistums viel Mut bewiesen, als er sich zu seiner Homosexualität bekannte“, schrieb er. In den vergangenen Jahren hätten sich bereits weitere kirchliche Mitarbeiter geoutet „und damit auch viele andere Menschen in unserer Kirche – und darüber hinaus – ermutigt, die eigene sexuelle Orientierung und Identität nicht länger zu verbergen“. Er betonte: „Es ist so wichtig, Diskriminierung und Ausgrenzung zu überwinden!“
Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet, sieht Pfeffer in den Reaktionen einmal mehr bestätigt, „wie überfällig eine Erneuerung der römisch-katholischen Sexualmoral ist“. Allen Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität angegriffen würden, sprach er seine Solidarität aus. Gleichzeitig verwies er auf die Bedeutung unterstützender Stimmen in den Kommentarspalten.
Digitaler Hass und Ablehnung aus Rom
Doch die Online-Debatte zeigt auch den Widerstand innerhalb kirchennaher Kreise. Manche Nutzer kommentierten, die Bibel stufe Homosexualität als Sünde ein; andere verwiesen auf Aussagen früherer Päpste wie Leo XIII., wonach „Die Ehe … ein Sakrament für Mann und Frau“ bleibe. Eine Frau schrieb: „Selbst, wenn alle Priester behaupten, dass Homosexualität keine Sünde wäre, bleibt es trotzdem vor Gott eine.“
Die Frage, wie die katholische Kirche mit homosexuellen Gläubigen und Mitarbeitern umgehen soll, sorgt seit Jahren für Diskussionen. Bereits im Vorjahr erinnerte Pfeffer im Gespräch mit der Rheinischen Post daran, dass die kirchliche Ablehnung gleichgeschlechtlicher Ehen intern durchaus strittig sei. „Aber auf der Ebene von Papst, vatikanischen Behörden und vielen Bischöfen gibt es wenig Bereitschaft, sich der Einsicht zu öffnen, dass es sehr unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Identitäten gibt, die auch von Gott geschaffen und gewollt sind“, erklärte er. Die kirchliche Sexualmoral, so Pfeffer weiter, bleibe hinter Erkenntnissen der Humanwissenschaften, moderner Theologie und gelebter Erfahrung zurück. Immer wieder plädiert er zudem für eine Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester. Ob sich daran unter Papst Leo XVI. etwas ändern wird, darf stark bezweifelt werden – mehrfach hatte der Pontifex zuletzt betont, keine Reformen für Homosexuelle zu befürworten.