Kiss-In in Kolumbien "Verschwindet, oder wir werden euch lynchen!"
Hunderte Menschen haben jetzt mit einem Kiss-In für die Rechte von Homosexuellen in Kolumbien protestiert. Der Aktion vorausgegangen war ein Zwischenfall, der in Kolumbien seit einigen Tagen für mediales Aufsehen sorgt: Ein schwules Paar hatte sich in einem Park in Bogotá geküsst und war daraufhin von einer Gruppe von einheimischen Frauen brutal und radikal angegriffen worden. Die Situation eskalierte dabei immer mehr, bis eine der Frauen mit einem Besenstiel auf die beiden schwulen Männer eingeschlagen hatte – der Vorfall war in einem Video festgehalten worden, welches schlussendlich viral ging. Die Polizei bestätigte inzwischen offiziell, dass es sich um ein homophobes Hassverbrechen handelt. Nach Angaben des zuständigen Beamten für sexuelle Vielfalt in Bogotá, David Alonzo, werde der Vorfall aktuell intensiv untersucht. Die erste homosexuelle Bürgermeisterin von Bogotá, Claudia López Hernández, verurteilte den Angriff ebenso scharf und erklärte: „Ich werde weiter kämpfen, bis Gleichberechtigung zum Alltag geworden ist!“
Den Einwohnern von Bogotá reichten diese Bekundungen offensichtlich noch nicht aus – sie luden jetzt zu einer Protest-Aktion im Park ein, der sich mehrere hundert Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Ausprägungen anschlossen. Mit Schildern mit der Aufschrift "Küsse sind Zeichen der Zuneigung, kein Verbrechen" versammelten sich die Menschen in dem Park im Viertel Engativá. Sie schwenkten dabei Regenbogenfahnen, küssten sich immer wieder und feierten bei Musik.
Das Kiss-In wird in Kolumbien auch als klares und bewusstes Statement gegen die Radikalität verstanden, die zuvor von Seiten der gewalttätigen Einheimischen ausgegangen war. In dem Video sind die Frauen zu hören, die das Paar anschreien und ihnen sagen, dass "wir in diesem Viertel keinen Sex im Park erlauben, schon gar nicht vor Kindern". Die beiden schwulen Männer hatten daraufhin gefragt, welchen Sex sie denn meinen würden, sie hatten sich lediglich geküsst. Auf die Frage waren die Angreiferinnen nicht näher eingegangen, sondern beleidigten das schwule Paar weiter und drohten ihnen schlussendlich mit den Worten: "Verschwindet, oder wir werden euch lynchen!" Kolumbien hat 2016 die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert, aber homophobe Angriffe sind bis heute keine Seltenheit.