Keine Hilfe für Schwule Schwule Eltern samt Kind werden nach Waldbränden im Stich gelassen
Auch wenn Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis erst vor wenigen Tagen erklärte, er wolle die gleichgeschlechtliche Ehe für Homosexuelle im Land einführen, scheinen viele Landsleute noch immer eher ablehnend Schwulen und Lesben gegenüber eingestellt zu sein. Das britische Fernsehen berichtete jetzt über einen besonders dreisten Fall – während den massiven Waldbränden auf der Insel Rhodos im Juli dieses Jahres weigerte sich ein Hauseigentümer, ein flüchtendes Elternpaar und ihren Sohn aufzunehmen. Die Begründung: bei den Eltern handelte es sich um zwei schwule Männer.
Flammen vor dem Hotelbalkon
Sean Palmer, sein Ehemann Matt Smith und Matts sechsjähriger Sohn begannen am 18. Juli ihren einwöchigen Urlaub auf der griechischen Insel Rhodos. Die Familie wohnte in einem Hotel in der östlichen Stadt Pefkos, als die Waldbrände ausbrachen und nahegelegene Restaurants, Bars und Hotels kurzfristig evakuiert wurden. So erging es auch der Familie, die in der Nacht des 22. Juli per SMS von der Massenevakuierung informiert wurde. Als sie die Tür zum Hotelbalkon öffneten, konnten sie die Flammen bereits sehen, während „Asche vom Himmel fiel, als würde es schneien", berichteten sie gegenüber Edinburgh-Live.
Übernachtung in einer Schule
Insgesamt wurden nach Angaben des Guardians kurzfristig 20.000 Menschen von der Insel evakuiert, darunter sehr viele Urlauber. „Wir sind einfach in Panik geraten. Ich fühlte mich einfach furchtbar und dachte nur: 'Passiert das wirklich? Wie nah ist das Feuer schon?' Wir gingen zur Rezeption, und überall ging der Alarm los. Es fühlte sich einfach nicht real an“, so einer Palmer weiter. In dieser Nacht warteten sie mehrere Stunden lang in einem Parkhaus neben Hunderten von Menschen mit Koffern. Schließlich holte sie ein Bus ab, und sie schliefen in einer nahegelegenen Schule, wobei sie Handtücher auf dem Boden als Bett benutzen mussten.
Hausbesitzer verweigert Unterkunft
Am nächsten Tag wurde der Familie ein Haus angeboten, in dem sie auf ihren Rückflug nach Newcastle, England, warten konnten. Als der Hausbesitzer sie abholte, sagte er jedoch, er erwarte eine „Familie“. Palmer erklärte, dass sie eine Familie seien, doch das ließ der Hausbesitzer nicht gelten. In knappen Worten erklärte der Mann ihnen, er hätte „einen Mann und eine Frau“ erwartet, nahm die Taschen und Koffer des schwulen Paares wieder aus seinem Fahrzeug, warf sie auf die Straße und fuhr ohne weitere Worte davon. „Wir waren einfach völlig baff. Wenn wir ein Mann und eine Frau gewesen wären, hätte man uns ein Haus gegeben.“
In Ermangelung anderer Möglichkeiten nahm die Familie schlussendlich ein Zimmer in einer nahegelegenen Obdachlosenunterkunft an und versuchte, „ruhig zu bleiben und sich normal und unauffällig zu verhalten“, um ihr Kind nicht zu gefährden. Nach rund 60 Stunden bot ihnen schlussendlich das Reisebüro einen Flug nach Manchester an, rund 260 Kilometer von ihrer Heimatstadt entfernt – das schwule Paar nahm das Angebot trotzdem an. Pauschal offerierte man ihnen auch einen Gutschein von rund 870 Euro für alle entstandenen Unkosten an, den das Paar allerdings ablehnte.
Homophobie ohne Konsequenzen
Palmer und Smith meldeten den Vorfall anschließend dem britischen Konsulat – Konsequenzen erwarten sie selbst nicht. Der griechische Premierminister Mitsotakis bot indes allen evakuierten Urlaubern einen kostenlosen einwöchigen Aufenthalt im kommenden Herbst an und erklärte, die Waldbrände hätten 15 Prozent der Insel erfasst, seien aber inzwischen unter Kontrolle. Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor des Landes. Nach Angaben von SkyNews sind in ganz Griechenland über 80 Waldbrände ausgebrochen, bei denen fünf Menschen ums Leben kamen und über 20 verletzt wurden.