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Karriere-Ende bei Tom Daley
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Karriere-Ende bei Tom Daley Daley konzentriert sich künftig auf seine Modelinie und seine Familie

ms - 13.08.2024 - 09:00 Uhr

Nun aber wirklich – der britische schwule Turmspringer und fünffacher Olympionike Tom Daley (30) beendet seine Karriere als Profiathlet. Das gab der Brite jetzt bekannt. Bereits nach den letzten Olympischen Spielen hatte der heute 30-Jährige seine Karriere beenden wollen, kam dann aber auf Wunsch seines Sohnes noch einmal zurück und gewann in Paris in diesem Jahr zusammen mit Sprungpartner Noah Williams im 10-Meter-Synchronspringen der Männer die Silbermedaille

„Ich werde glücklich sein“

Er habe damit auch „die Farben vervollständigt“, wie er der britischen Vogue nun erklärte. In Paris holte Daley seine fünfte Medaille nach Bronze in London und Rio de Janeiro sowie Gold und Bronze in Tokio. Vor den Spielen in diesem Sommer hatte Daley noch offen gelassen, wie seine Karriere weitergeht und spielte sogar kurzzeitig mit dem Gedanken, ein sechstes Mal bei den Olympischen Sommerspielen 2028 in seiner neuen Heimat Los Angeles anzutreten. Nun indes bekräftigte er, dass der Entschluss über sein Ende als Profi für ihn feststeht. 

„Es fühlt sich sehr, sehr surreal an. Ich war so unglaublich nervös, weil ich wusste, dass es meine letzten Olympischen Spiele waren. Der Druck und die Erwartungshaltung waren groß. Ich wollte unbedingt, dass es vorbei ist, aber als ich hinausging und meinen Mann Lance und meine Kinder Robbie und Phoenix und meine Freunde und Familie im Publikum sah, dachte ich: Weißt du was? Das ist genau der Grund, warum ich das gemacht habe. Ich bin hier, und egal, was im Wettbewerb selbst passiert, ich werde glücklich sein.“

Trotzdem war seine Zeit in Paris für ihn auch emotional sehr bewegend: „Am Ende war es sehr emotional, dort oben auf der Plattform zu stehen und zu wissen, dass es mein letzter Wettkampfsprung sein würde. Aber irgendwann muss ich die Entscheidung treffen, und es fühlt sich an, als wäre es der richtige Zeitpunkt. Es ist der richtige Zeitpunkt, Schluss zu machen.“

Ein schwuler Athlet mit Vorbildcharakter

Daley qualifizierte sich bereits im Alter von 14 Jahren für seine ersten Spiele 2008 in Peking. Im Jahr 2013 outete er sich via YouTube als schwul und lernte kurz darauf den zwanzig Jahre älteren, amerikanischen Drehbuchautor Dustin Lance Black (Oscar für „Milk“) kennen. Im Jahr 2017 heiratete das Paar, inzwischen haben sie auch zwei Söhne. Zudem setzen sie sich seit Jahren verstärkt für die Rechte der LGBTI*-Community ein und sind auch anderweitig mit Buchpublikationen oder einer Modelinie sehr aktiv.   

Daley freut es dabei, dass es immer mehr Athleten gibt, die inzwischen offen zu ihrer Homosexualität stehen. „Das ist stark. Ich glaube aber auch, es gibt eine Menge Druck auf Menschen, die sich outen, um ein Aktivist zu sein und sich zu äußern. Und manchmal liegt das einfach nicht in der Natur einiger Leute. Ich denke, das könnte ein Grund dafür sein, dass sich mehr Menschen nicht so wohl dabei fühlen, sich zu outen. Ich glaube auch, dass die Welt des Sports ein sehr heteronormativer Raum... viele queere Kinder haben, wenn sie jünger sind, automatisch das Gefühl, dass sie nicht in den Sport passen, also betreiben sie ihn nicht. Ich hoffe, dass wir in Zukunft mehr davon sehen werden.“

Halbnackt im Job

Daley betont dabei weiter, dass ihm durchaus auch bewusst ist, dass er eine große schwule Fangemeinde hat – und er weiß auch, warum: „Wahrscheinlich, weil ich die ganze Zeit halbnackt bin. Ich trage die ganze Zeit eine Badehose, das ist meine Arbeitskleidung. Es gibt nicht viele Leute, die im Bett mehr Kleidung tragen als bei der Arbeit.“ Mit seiner Einschätzung könnte der 30-Jährige durchaus richtig liegen.

Daley will sich nun noch stärker auf seine Familie und seine beruflichen Aktivitäten jenseits des Schwimmsports konzentrieren. Sein älterer Sohn Robbie geht in Los Angeles bereits in die erste Klasse und springt auch selbst gerne vom 3-Meter-Sprungbrett. Daley versucht zwar, ihn zu trainieren, aber „er lässt sich nicht gerne sagen, was er tun soll.“ 

Ausbau der Modelinie

Auch seine Arbeit im Bereich Mode soll künftig mehr im Mittelpunkt stehen: „Ich habe mich auch für einen Kurs am Fashion Institute of Design and Merchandising (FIDM) in Los Angeles angemeldet, um Nähen zu lernen. Ich stricke und häkle, aber das Nähen ist eine ganz andere Ebene des Wissens, wie man Dinge konstruiert. Ich habe ein paar Unterwäschestücke entworfen, die ich auf den Markt bringen werde, und ich hoffe, dass ich nächstes Jahr auch ein Bademodenprojekt starten kann.“ Seine Marke „Made With Love“ will er zu einem größeren Unternehmen ausbauen. 

Ganz einfach wird der Umstieg in ein neues Leben aber nicht werden, das ist dem Olympioniken schlussendlich durchaus bewusst: „Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht. Den Profisport tatsächlich loszulassen… das wird schwer. Und es wird eine große Umstellung sein, herauszufinden, wie meine Tage von nun an strukturiert sind.“ 

Und wie will Daley als Athlet in Erinnerung bleiben? „Ich würde mich freuen, wenn man sich an mich erinnert, weil ich ein Mensch war, der beharrlich war und seinen Traum nicht aufgegeben hat, bis er ihn verwirklichen konnte. Derzeit der meistdekorierte Turmspringer Großbritanniens zu sein... ich bin so unglaublich stolz. Wenn ich zurückblicke, bin ich wirklich, wirklich zufrieden mit dem, was ich getan habe.“ Seine Fans sind es auch – und hoffen, dass Daley auch nach seinem Karriereende ab und an noch in eine enge Badehose oder ähnlich wenig Bekleidung schlüpft. 

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