Kampf gegen die Homo-Heilung Fast jeder zweite schwule Afrikaner durchlebt Konversionstherapien
In Afrika formiert sich größerer Widerstand gegen die sogenannten Konversationstherapien, die Homosexuelle meist mit archaischen und oftmals auch grausamen Methoden „heilen“ sollen. Internationale Menschenrechts-Organisationen sowie die Vereinten Nationen sind sich einig darin, dass es sich hierbei klar um Folter handelt.
Forderung nach Ende der grausamen Praxis
Mit einer Petition soll jetzt gegen diese, zumeist von christlichen Einrichtungen angebotenen Heilungsversuche in einem ersten Schritt in Südafrika vorgegangen werden – ein mutiges Unterfangen in einer Zeit, in der immer mehr afrikanische Länder mit drakonischen neuen Gesetzen gegen Homosexuelle vorgehen wollen oder dies bereits tun.
Oftmals finden diese Konversionstherapien bis heute im Verborgenen statt und richten dabei sehr großen Schaden an, betont die LGBTI*-Organisation All-Out. Es sind „archaische Praktiken, die nicht nur wissenschaftlich widerlegt, sondern auch zutiefst schädlich sind und die zu schweren psychischen Gesundheitsproblemen und einem erhöhten Suizidrisiko führen“, so Kampagnenleiter Brendan Van Deventer.
Botschaft ans Parlament
Umso wichtiger sei es jetzt, eine klare Botschaft an das Parlament zu entsenden, um deutlich zu machen, dass diese „grausame Praxis keinen Platz in unserer Gesellschaft hat. Diese gefährlichen Praktiken haben schon vielen homosexuellen Personen auf der ganzen Welt das Leben gekostet. Mit dieser Petition soll das südafrikanische Parlament aufgefordert werden, sich für ein Verbot dieser gefährlichen Praxis einzusetzen. Das Parlament muss diese Praktiken stoppen und sicherstellen, dass unsere Bürger vor dieser Art von Missbrauch und psychologischer Folter geschützt sind“, bekräftigt Van Deventer.
Mit Handschellen in die Klinik
Zuletzt berichteten mehrere betroffene Schwule und Lesben aus Afrika dem britischen Magazin Globe and Mail davon, wie sie in Handschellen in psychiatrische Kliniken gebracht und dort zu einer Therapie gezwungen worden sind. Über Monate lagen viele von ihnen sediert und unter strenger Bewachung in solchen Einrichtungen.
Man zwang sie zum Bibelstudium und drohte ihnen damit, sie in eine alte Kühltruhe einzusperren. Immer wieder betonten die Befragten, dass sie in dieser Zeit auch oft über Suizid nachgedacht hatten. In Ländern, die sich zuletzt direkt gegen die Rechte von Homosexuellen richteten wie Uganda oder Ghana, komme es inzwischen wieder verstärkt zu erzwungenen Konversionstherapien.
Therapie oder Gefängnis
Der ugandische Schwulenaktivist Frank Mugisha erklärte dazu: „Einige unserer Freunde verschwinden einfach, und dann können wir sie lange Zeit nicht finden. Und wenn sie drei Monate später wieder auftauchen, erzählen sie uns all diese Geschichten, wie ihre Familien sie abgeholt und in ein Rehabilitationszentrum gebracht haben und sie dort für einige Zeit eingesperrt waren.“
Pierre Waldemar Brouard, klinischer Psychologe und stellvertretender Direktor des Zentrums für Sexualitäten und AIDS an der Universität von Pretoria in Südafrika, erklärt zudem, dass viele Homosexuelle oftmals ganz direkt auch erpresst werden – entweder Therapie oder Gefängnis.
Druck von der Kirche
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Outright International sind 44 Prozent der Schwulen und Lesben in weiten Teilen Afrikas von Konversionspraktiken betroffen, 36 Prozent kennen jemanden, der diesen Homo-Heilungen ausgesetzt war. Mehrfach betonten die Interviewten auch, dass vor allem die katholische Kirche sowie Islam-Einrichtungen die Bevölkerung weiter aufstacheln und sogar Familienmitglieder dazu motivieren, ihre Kinder in eine Konversionstherapie zu drängen.