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Irlands neue Präsidentin Connolly

Irlands neue Präsidentin Catherine Connolly ist eine starke Verbündete der Community

ms - 29.10.2025 - 11:00 Uhr
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Die parteilose Catherine Connolly (68) wurde am vergangenen Wochenende mit einer großen Mehrheit von 63 Prozent der Stimmen zur neuen Präsidentin Irlands gewählt. Connolly ist die dritte Frau in diesem Amt und betonte in ihrer Rede, sie wolle eine Politik der Neutralität aufbauen und gegen existenzielle Bedrohungen einstehen. „Ich werde eine Präsidentin sein, die zuhört und reflektiert und sich äußern wird, wenn es notwendig ist.“ Die LGBTIQ+-Community im Land hofft auf eine neue starke Verbündete angesichts steigender Fälle von Hasskriminalität.  

Große Hoffnung auf Befriedung 

Nach dem bisherigen Amtsinhaber Michael D. Higgins ist Connolly nun die zehnte Präsidentin der Republik. Gewählt und unterstützt wurde sie vor allem von den linken Parteien im Land wie Sinn Féin, Labour, den Sozialdemokraten, People Before Profit und den Grünen. Die Hoffnungen sind groß, dass sich mit ihrer Wahl die Streitigkeiten innerhalb der Oppositionsparteien vielleicht beilegen lassen und diese daraus gestärkt hervorzugehen. Seit rund einhundert Jahren haben die Mitte-Rechts-Parteien Fianna Fail und Fine Gael die Vorherrschaft in der irischen Politik. Innerhalb der Bürger des Landes herrschte allerdings Frust darüber, dass es nur zwei Kandidaten zur Auswahl gegeben hatte, rund 13 Prozent der Wähler, etwa 1,65 Millionen Menschen, gaben deswegen bewusst einen ungültigen Stimmzettel ab. 

Hasskriminalität in Irland 

Connolly ist auf sieben Jahre gewählt und arbeitete zuvor als Juristin und Psychologin. Die 68-Jährige versprach, sie werde „eine inklusive Präsidentin für alle“ sein. Die LGBTIQ+-Community hofft auf eine starke neue Verbündete. In Irland sind Homosexuelle zwar vielerorts akzeptiert, zudem war das Land das erste weltweit, das 2015 mittels Volksabstimmung die gleichgeschlechtliche Ehe einführte, doch andererseits erleben bis heute viele LGBTIQ+-Menschen Anfeindungen. Nach Angaben der EU-Grundwerteagentur haben 72 Prozent der queeren Iren verbale Beschimpfungen erlebt, jeder Vierte wurde körperlich angegriffen. Viele fühlen sich unsicher, wenn sie ihre sexuelle Orientierung  in der Öffentlichkeit zeigen, beispielsweise beim Händchenhalten. Während der Schulzeit erleben 69 Prozent der homosexuellen und queeren Jugendlichen Mobbing, Spot und Drohungen, mehr als im EU-Durchschnitt – und ein rapider Anstieg innerhalb weniger Jahre. Jeder Vierte (26%) hat auch eine Konversionstherapie erlebt.  

Connollys Einsatz für die Community 

Kurzum, es gäbe noch viel zu tun, um den Hass innerhalb der Gesellschaft gegenüber der Community zu minimieren. Connolly könnte einen starken Anteil daran haben, seit 2010 setzte sie sich bereits lautstark für die Gleichstellung der Ehe ein. Zu den früheren Gesetzen Irlands, die sexuelle Handlungen unter Homosexuellen unter Strafe stellte, sagte sie: „Es war Homophobie in ihrer schlimmsten Form und eine Wertvorstellung, die nichts mit der Liebe zwischen zwei Menschen zu tun hatte.“

Zuletzt hob sie außerdem immer wieder die Rechte von trans* und nicht-binären Menschen hervor. „Ich kenne den tatsächlichen Schmerz und das Leiden, das jemand durchmacht, wenn er das Gefühl hat, nicht im richtigen Geschlecht zu sein. Ich weiß, dass das ein schmerzhafter, qualvoller Prozess ist, und ich werde mich dazu nicht leichtfertig äußern. Aber ich möchte sagen, dass die Regierung vor meiner Zeit, und das war eine gute Entscheidung, das Gesetz zur Geschlechtsanerkennung verabschiedet hat, und dass es nun gesetzlich möglich ist, dass jemand über 18 Jahren beschließen kann, sein Geschlecht zu ändern und sich entsprechend registrieren zu lassen“, so die 68-jährige ehemalige Psychologin  im Interview mit Tipp FM. 

Abschließend erklärte sie außerdem bei ihrer Siegesrede neben ihrem Ehemann Brian McEnery, mit dem sie seit über 30 Jahren verheiratet ist: „Meine Botschaft lautet: Nutzt eure Stimme auf jede erdenkliche Weise, denn unsere Öffentlichkeit und unsere Demokratie brauchen konstruktive Fragen, und gemeinsam können wir eine neue Republik gestalten, die jeden Menschen wertschätzt.“

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