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Deutsche Aidshilfe fordert breites Impfangebot bei MPX
Rubrik

Impfungen für alle Homosexuellen! Deutschland braucht mindestens eine Million Impfdosen

ms - 29.07.2022 - 09:30 Uhr

Deutschland gibt mit Blick auf die aktuelle Lage der Affenpocken (MPX) ein ambivalentes Bild ab – während das Gesundheitsministerium unter Karl Lauterbach sehr schnell und gezielt auf die mögliche Bedrohung reagiert und als eines der ersten Länder einen Impfstoff bestellt hat, haperte es dann vor allem in Berlin an der zeitnahen Verabreichung der Impfdosen. Aufgrund von bürokratischen Unklarheiten mit den Krankenkassen blieben rund 8.000 Dosen des Impfstoffes Imvanex für rund zwei Wochen schlicht liegen – inzwischen wird auch in der Hauptstadt wie im restlichen Deutschland geimpft.

Das Problem: Die bisherigen Impfdosen decken den Bedarf bei weitem nicht ab, noch dazu, wo ein hoher Schutz gegen die Affenpocken erst nach einer zweiten Impfdosis einsetzt – diese kann aber in den meisten Fällen aktuell gar nicht erfolgen und die Ständige Impfkommission STIKO riet bereits dazu, mit der zweiten Impfung generell zu warten, bis weitere Einheiten des Impfstoffes in Deutschland angekommen sind – dies soll hoffentlich noch im dritten Quartal 2022 geschehen, sprich bestenfalls bis Ende September. Für die Deutsche Aidshilfe (DAH) ist dies nicht ausreichend, sie fordert jetzt offiziell, dass Impfangebote für alle Menschen sichergestellt werden müssen, die sie brauchen – das betrifft beinahe ausschließlich (zu 98 Prozent) homosexuelle Männer. „Ziel muss sein, die Zahl der Infektionen so schnell wie möglich zu senken und die Epidemie dauerhaft in den Griff zu bekommen. Das ist nur möglich, wenn möglichst viele Menschen, die ein Infektionsrisiko haben, geimpft werden, in Deutschland und in allen anderen betroffenen Ländern“, so Ulf Kristal vom Vorstand der DAH.

Die DAH geht dabei noch weiter und fordert eine massive Aufstockung der bisher bestellten Dosen – aktuell hat die Bundesrepublik nur insgesamt 245.000 Einheiten bestellt, 40.000 davon sind bereits ausgeliefert worden. „Wir brauchen in Deutschland rund eine Million Impfdosen, um einer halben Million Menschen einen dauerhaften Impfschutz zu bieten. Es darf nicht dazu kommen, dass impfmotivierten schwulen Männern die Impfung verweigert wird. Der Bund sollte so schnell wie möglich bestellen, denn kurzfristige Käufe werden in nächster Zeit kaum möglich sein. Es gilt vorzusorgen“, so der Epidemiologe Axel Jeremias Schmidt, Referent für Medizin und Gesundheitspolitik der DAH. Schmidt bezieht sich dabei auf die halbe Million schwuler Männer, die laut der EMIS-Studie von 2017 oftmals wechselnde Partner haben. Insgesamt gibt es in Deutschland rund sechs Millionen homosexuelle Menschen. „Wir gehen nicht davon aus, dass die Epidemie vorbei ist, wenn die bisher verfügbaren Dosen verimpft sind, und müssen für alle Szenarien vorbereitet sein. Entscheidend ist: Solange es Infektionen mit Affenpocken gibt, müssen wir Menschen, die ein Risiko haben, ein Impfangebot machen. Dazu gehören alle schwulen und bisexuellen Männer, die nicht in monogamen Beziehungen leben!“, so Schmidt weiter.

So schön die aktuellen Forderungen auch klingen, sie dürften sehr schwer und beinahe unmöglich zeitnah umsetzbar sein, denn weltweit gibt es nur ein sehr begrenztes Angebot an dem Impfstoff. Zwar kann die Produktion grundsätzlich hochgefahren werden, allerdings dauert dies seine Zeit. „Die Bundesregierung sollte sich jetzt dafür einsetzen, dass die Produktion massiv ausgebaut wird, sei es zum Beispiel, indem andere Firmen den Impfstoff in Lizenz produzieren, oder vielleicht sogar, indem Patente freigegeben werden. Wir dürfen die Fehler, die bei Covid gemacht wurden, nicht wiederholen: Alle Menschen weltweit, die ein Risiko haben, müssen Zugang zur Impfung bekommen. So eine Notsituation darf sich nirgendwo und für niemanden wiederholen. Die Gesundheit schwuler und bisexueller Männer muss so ernst genommen werden wie die Gesundheit aller anderen. Auch schwule Gesundheit ist öffentliche Gesundheit“, so DAH-Vorstand Kristal, der hofft, dass durch die Ausrufung des internationalen Notstands der Weltgesundheitsorganisation am vergangenen Wochenende jetzt zeitnah Bewegung in die Angelegenheit kommt. Mit Stand von gestern Abend gibt es in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 2.540 Affenpocken-Fälle.

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