Direkt zum Inhalt
Angst bei Disney?

Homophobe Angst bei Disney? Pixar-Mitarbeiter erklärten, das Schwulsein des Hauptcharakters musste aus dem Animationsfilm "Elio" entfernt werden

ms - 01.07.2025 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Seit Mitte Juni ist der neue Pixar-Film „Elio“ in den Kinos zu sehen – der von Außerirdischen besessene, elfjährige Elio kommt dabei versehentlich in ein „Kommuniversum“ und lernt dort tausende Formen von intergalaktischem Leben kennen. Nur schwul darf dieses Leben offenbar nicht sein – ebenso wenig wie er selbst. 

Herzens-Projekt eines schwulen Regisseurs

Das zumindest plauderten jetzt mehrere Pixar-Kreative aus, denn in der ursprünglichen Fassung soll Elio schwul gewesen sein und der Film selbst „queer-codiert“. Sämtliche Anspielungen darauf sollen schlussendlich aber wieder entfernt worden sein, bevor der Animationsfilm der Disney Studios in die Kinos kam. 

Der Film wurde ursprünglich von dem schwulen Filmemacher Adrian Molina („Arlo & Spot“, „Die Monster-Uni“) inszeniert, der auch die Geschichte dazu entwickelt hat. Erzählt wird die klassische Außenseiter-Story über einen kleinen, einsamen Jungen, der über sich hinauswachsen muss und dabei viele neue Freunde findet. Molina selbst bezeichnete den Film als „persönliche Coming-of-Age-Geschichte über jugendliche Entfremdung“. Im fertigen Film findet sich davon nichts mehr. 

Schweigen über Elios Schwulsein 

Nach Angaben von The Hollywood Reporter (THR) erklärten mehrere Pixar-Insider, dass alle explizite Anspielungen auf jene Story und vor allem auf Elios Schwulsein „weggeschliffen“ werden mussten, darunter beispielsweise Elios Leidenschaft für Mode oder auch sein Schlafzimmer, das anfangs voll mit Bildern von seinem männlichen Schwarm gewesen sein soll. „Elio wurde ursprünglich als eine queer-codierte Figur dargestellt, die die Identität des ursprünglichen Regisseurs Adrian Molina als offen schwuler Filmemacher widerspiegeln sollte“, so THR. 

Molina musste schlussendlich nach Differenzen mit den Studiobossen das Projekt verlassen, fortan übernahmen die zwei Co-Regisseurinnen Madeline Sharafian und Domee Shi die Leitung des Films. „Es war während der Produktion der ersten Version des Films ziemlich klar, dass die Studioleitung ständig diese Momente im Film, die auf Elios Sexualität anspielten, entfernen wollte. Plötzlich entfernt man dieses große, wichtige Stück, bei dem es um Identität geht, und Elio wird zu einem vollkommenen Nichts. Der Elio, der jetzt in den Kinos zu sehen ist, ist wirklich furchtbar“, so ein Pixar-Mitarbeiter gegenüber THR. 

Zerstückelter Film wird zum Flop 

Ähnlich sieht das offenbar auch die ehemalige Pixar-Redaktionsassistentin Sarah Ligatich: „Ich war zutiefst betrübt und gekränkt über die Änderungen, die vorgenommen wurden.“ Es scheint ganz so, als habe Disney der Mut verlassen, nachdem das Studio erst 2022 eine erste offen schwule Rolle im Animationsfilm „Strange World“ zeigte. Oder liegt das Problem bei den Chefs von Pixar? Zuletzt geriet die Kreativschmiede bereits in die Kritik, weil sie aus der Disney+-Serie „Win or Lose“ eine transsexuelle Handlung ganz entfernt hatten. Zudem soll es auch anderweitig bei neuen Filmprojekten die Anordnung gegeben haben, Hauptfiguren „weniger schwul“ zu machen, so THR. Von Erfolg gekrönt ist diese neue Herangehensweise allerdings bisher nicht: In den USA legte „Elio“ mit gerade einmal 20,8 Millionen US-Dollar Umsatz das katastrophal schlechteste Eröffnungswochenende eines Pixar-Films in der Geschichte des Studios hin. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.