HIV-Krise in Belarus Neue Welle von HIV-Infektionen unter 15-19-Jährigen!
In Osteuropa ist HIV nach wie vor besonders stark ausgeprägt, dazu zählen im Besonderen die Ukraine mit rund 330.000 Menschen mit HIV sowie auch Russland mit rund einer Million HIV-Infizierten. Alarmierende Nachrichten kommen jetzt aus einem weiteren Land aus Osteuropa, Belarus. Seit einigen Jahren steigen die Infektionszahlen auch hier erneut immer weiter an; zuletzt hatte die WHO im Dezember 2022 vor der HIV-Situation in Osteuropa eindringlich gewarnt.
15-19-Jährige infizieren sich immer öfter!
Von staatlicher Seite wird dabei bis heute zu wenig gegen die weitere Ausbreitung von HIV getan, auch wenn es seit sechs Jahren im medizinischen Bereich ein Umdenken gibt, dennoch, ohne NGOs würde der Kampf gegen die Epidemie weitestgehend zusammenbrechen, wie Dmitry Subtselny, Leiter des landesweiten Verbands „Belarusian Association of UNESCO Clubs“, zuständig für alle HIV-Projekte der Organisation, gegenüber der Deutschen Aidshilfe erklärte.
Zudem infizieren sich inzwischen immer mehr vor allem junge Menschen, so der Experte: „Ein bekanntes Problem ist der andauernde Anstieg der Zahl der Neuinfektionen. Aber die Altersgruppe hat sich verändert. Früher gab es die höchste Zahl der Neuinfektionen unter den Vierzigjährigen, im letzten Jahr wurden vor allem Jugendliche infiziert. Es sind 15- bis 19-jährige Schüler und Studenten, die HIV vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Das ist der heutige Trend.“
Schlechte Bildung und synthetische Drogen
Für Subtselny ist klar, dass ein großes Problem dabei die schlechte oder nicht vorhandene Aufklärung in den Schulen und Hochschulen ist. Dazu gehört neben einer generellen Information zum Thema Geschlechtskrankheiten auch die Gefahren von Drogenkonsum. Parallel dazu werden unter Jugendlichen in Belarus vor allem synthetische Drogen immer beliebter – nicht nur als Konsumenten, sondern auch als jugendliche Dealer.
„Der Gebrauch ist in den Nachtclubs und auf den privaten Partys sehr verbreitet. Eine Folge davon ist auch ungeschützter Sex, durch den HIV verbreitet wird“, so der Fachmann weiter. Der Verband versucht mit seiner Jugendarbeit dem entgegenzuwirken, auf sich allein gestellt wird die Lage aber kaum beherrschbar sein. „Unser erstes Ziel ist, die HIV-Epidemie in Belarus zu stoppen, denn es ist eine Epidemie im ganzen Land. Dafür möchten wir möglichst viele Neuinfektionen feststellen. Außerdem ist Prävention natürlich sehr wichtig.“
Erfahrungsaustausch mit Deutschland
Subtselny erhofft sich zudem auch mehr Hilfe aus Deutschland, gerade auch in puncto Erfahrungsaustausch zwischen den Fachleuten. „Deutschland ist eines der führenden Länder sowohl im Bereich Gesundheitsfürsorge als auch was die Sozialarbeit betrifft. Es gibt für uns immer etwas zu lernen. Unsere Organisation arbeitet noch nicht so lange mit Menschen mit HIV und ist nicht so sehr erfahren.“
Seit einem guten halben Jahr arbeitet die Organisation deswegen auch mit der Deutschen Aidshilfe zusammen, um durch Online-Seminare Ärzte und Berater besser vorbereiten zu können. „Wir müssen lernen, jeder Person mit HIV individuell und einfühlsam zur Seite zu stehen. Nur mit dieser Haltung kann die soziale Arbeit erfolgreich sein. Allein teure Medikamente und erfahrene Fachkräfte reichen nicht aus“, so Subtselny.