Hilfe bei Suizidgedanken TV-Liebling Devlyn-Reed will etwas gegen hohe Suizidraten in der Community tun
Jake Devlyn-Reed (29) aus Swansea, Wales, ist in Großbritannien mit der BBC-Serie „I Kissed a Boy“ 2023 zum Reality-TV-Star geworden. Die Dating-Show war vor zwei Jahren die erste ihrer Art, in der ausschließlich schwule Männer aufgetreten sind. Devlyn-Reed wurde zu einem der Lieblinge der TV-Zuschauer, der sich nun mit einem ernsten Anliegen an seine Landsleute wendet.
Ein Leben ohne Ketten
Der 29-Jährige hat selbst lange mit seiner Homosexualität gekämpft und sich erst im Zuge der TV-Show getraut, offen über seine Erfahrungen und Erlebnisse zu sprechen. „Meine Denkweise hat sich verändert, es ermöglichte mir, die Ketten an meinem Hals zu lösen. Darüber zu sprechen, wie ich mich emotional fühle und wie ich mich selbst sehe, sich zu outen und ein Gruppengespräch zu führen, ist für viele Männer, die damit zu kämpfen haben, sehr hilfreich, vor allem wenn man sich verletzlich fühlt. Man braucht viel Mut, um sich zu öffnen und über seine Gefühle zu sprechen.“
Einsatz gegen hohe Suizidrate
Und genau das will Devlyn-Reed jetzt tun, anderen schwulen Männern helfen. Auslöser waren die jüngsten Daten des Office for National Statistics (ONS), die im April dieses Jahres aufzeigten, dass homosexuelle Briten mehr als doppelt so häufig von Selbstverletzung und Selbstmord bedroht sind wie heterosexuelle Menschen. Der Reality -TV-Star hat sich deswegen nun mit der gemeinnützigen Organisation für die psychische Gesundheit von Männern, Helpu, zusammengetan, um eine neue Online-Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen, die schwulen und bisexuellen Männern in ganz Wales helfen soll.
Im Fokus: Schwule Jugendliche
Besonders dramatisch: Bei schwulen Jugendlichen ist die Suizidrate noch einmal höher, so die Studienergebnisse. Devlyn-Reed weiter: „Die Schule ist durchaus brutal, vor allem, wenn man in die Pubertät kommt und nicht weiß, was als Nächstes passiert, und auch seine eigene Sexualität nicht kennt. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Irgendwann war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich mich wie eine Last in der Welt fühlte, als würde ich nicht dazugehören. Schwulsein in einer ländlichen Gegend fühlte sich an wie im finsteren Mittelalter, ich war isoliert und einsam und kämpfte mit meiner psychischen Gesundheit. Zum Glück habe ich gesunde Wege gefunden, um mit meiner Unsicherheit umzugehen – mit Gartenarbeit, Spazierengehen, Wandern und so weiter.“
Keine Angebote im ländlichen Raum
Die NGO Helpu will ihr Programm nun in Zukunft ausweiten und damit auch jene Männer im ländlichen Raum erreichen, die bisher gar keinen Anschluss an die Gay-Community haben – mit Devlyn-Reeds Unterstützung hofft die Organisation, die Pläne zeitnah umsetzen zu können. „Traurigerweise gibt es in Wales immer noch viel Homophobie. Es war wirklich beängstigend zu erkennen, dass es Menschen gibt, die sich immer noch das Leben nehmen wollen, die denken, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Es gibt dabei nicht so viele Hilfsangebote. Und diese tiefgründigen Gespräche in einer Gemeinschaft, die uns vor dem Suizidrisiko schützen, gibt es einfach praktisch noch immer fast gar nicht.“
Hier gibt es Hilfe
Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen, die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.
Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Day Verein via Messenger oder E-Mail unter www.coming-out-day.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de