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Hassverbrechen Schweiz

Hassverbrechen Schweiz "Die Vorfälle sind erschreckend und müssen dringend zu staatlichen Gegenmaßnahmen führen."

ms - 21.05.2024 - 12:00 Uhr
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Der massive Anstieg von Hasskriminalität gegenüber Homosexuellen und queeren Menschen ist ein europaweites Problem – nun meldete auch die Schweiz die neuste Datenlage. Der Bericht der LGBTIQ-Helpline ist dabei eindeutig: Binnen eines Jahres haben sich die Fälle von Gewalt mehr als verdoppelt.

Viele Meldefälle bei Hasskriminalität

Seit 2016 können LGBTI*-feindliche Hassverbrechen bei der Schweizer Helpline gemeldet werden, zentral erfasst von der Regierung werden die Daten so konkret nach wie vor nicht. Ziel der Meldestelle ist es dabei, das Ausmaß von Gewalt und Diskriminierung gegenüber LGBTI*-Menschen sichtbar zu machen.

Dabei können die Daten nur als grober Richtwert verstanden werden, denn viele Kantone erfassen LGBTI*-feindliche Tatmotive gar nicht erst. Allerdings gab es 2023 erstmals eine Opfererfassung im Bereich Hate Crime für das Jahr 2022. Das Ergebnis hier: 30 Prozent der Homosexuellen in der Schweiz wurden binnen der letzten fünf Jahre Oper eines Hassverbrechens. 

Viel Unverständnis bei der Polizei

Klar ist, dass eine Verdopplung der Meldefälle auf 305 im Jahr 2023 eine deutliche Tendenz aufzeigen: Das ergibt im Schnitt fast sechs Hate Crimes pro Woche. Im Jahr 2022 lag diese Zahl noch bei 134 Meldungen. Das Team der Helpline geht davon aus, dass die Wirklichkeit noch deutlich dramatischer aussieht, zum einen wegen der bereits erwähnten Datenerfassungsverweigerung der Kantone, zum anderen aber auch, weil in Europa im Durchschnitt 90 Prozent der Hassfälle gegen LGBTI* grundsätzlich gar nicht erst aus Angst oder Scham angezeigt werden (Europäische Grundrechteagentur 2024). 

Ähnlich sieht auch die Lage bei der Helpline selbst aus: Nur 15 Prozent der dort gemeldeten Fälle wurden auch bei der Polizei angezeigt. Noch erschreckender dabei: Jedes vierte Opfer, das eine Anzeige erstatten wollte, erlebte auf der Polizeistation entweder Ablehnung und Herablassung (11%) oder direkt Unwissenheit (13%) über die Materie.   

Zumeist junge Täter

Ein Blick ins Konkrete: Rund 70 Prozent der Meldungen haben mit verbalen Beschimpfungen und Beleidigungen zu tun, in jedem fünften Fall (21%) handelt es sich um körperliche Gewalt. Die Opfer berichteten der LGBTI*-Anlaufstelle von Knochenbrüchen, Blutergüssen, Platzwunden und auch sexualisierter Gewalt. 

Die gemeldeten Täter sind in großer Mehrheit junge Männer. Zu ihrem Hintergrund oder ihren Motiven macht die Studie keine Angaben. Eine Studie aus dem Jahr 2022 an der Pädagogischen Hochschule Freiburg zeigte allerdings bereits für die Schweiz auf, dass oftmals ein religiöser Hintergrund die homophoben Gewalttaten befördert. 

Die Hälfte der Opfer sind schwul

Der Großteil der Angriffe (56%) geschah im öffentlichen Raum, beispielsweise auf der Straße oder im Nahverkehr. Epizentrum ist Zürich, gefolgt von Bern, St.Gallen und Aargau. Nach Angaben der LGBTIQ-Helpline leidet ein Großteil der Opfer (69%) nach den Attacken unter psychischen Problemen. Zwei Drittel von ihnen ist unter 30 Jahre alt, rund die Hälfte der Opfer sind schwule Männer.  

Abschließend hält die LGBTI*-Anlaufstelle fest: „Die Zahlen und Vorfälle sind erschreckend und müssen dringend zu staatlichen Gegenmaßnahmen führen. Der im Juni 2022 vom Nationalrat geforderte ´Aktionsplan gegen LGBTIQ-feindliche Hate Crimes´ darf nicht auf die lange Bank geschoben werden.“  

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