Direkt zum Inhalt
US-Konservative kämpfen gegen The Trevor Project // © thetrevorproject.org

Größter US-Angriff auf LGBTI*-Schutzorga LGBTI*-Organisation mit einer Gruppe von Pädophilen gleichgesetzt

ms - 02.05.2022 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Im vollends entfachten US-Kulturkampf mit Blick auf die Zwischenwahlen im November 2022 scheint den konservativen, LGBTI*-feindlichen Kräften sowie den Republikanern in Amerika inzwischen jedes Mittel recht, um einen Punktsieg in ihrem Sinne gegen die LGBTI*-Community zu erringen. Nun haben sie sich gegen die queere Suizid- und Präventionsorganisation The Trevor Project eingeschossen.

Trevor Project ist die weltweit größte Organisation dieser Art, die ihre Dienste erst zu Beginn dieses Jahres auch über die amerikanischen Landesgrenzen hinaus ausgeweitet hat und schrittweise ein weltweites Netzwerk zum Schutz von LGBTI*-Jugendlichen weiter aufbauen will. Berater von Trevor Project stehen an jedem Tag des Jahres durch eine 24-Stunden-Hotline via Telefon oder Chat für queere Jugendliche bereit, die akut mit Suizidgedanken und Ängsten zu kämpfen haben. 2021 haben sich mehr als 200.000 amerikanische LGBTI*-Jugendliche an das Trevor Project gewandt.

Zudem fördert die Organisation auch Aktionen wie die internationale „It Gets Better“-Kampagne und initiiert fundierte Studien und Untersuchungen zur Lebensrealität von queeren Jugendlichen – auch das dürfte ein Stachel im Fleisch aller konservativen Hardliner sein. Jüngste Studien legten so beispielsweise nahe, dass aufgrund der aktuellen, extrem queerfeindlichen Politik in den USA rund 1,8 Millionen LGBTI*-Jugendliche akut suizidgefährdet sind – ein Ergebnis, das gerade Republikanern zuwiderlaufen dürfte, wenn diese einmal mehr queerfeindliche Gesetze “zum Schutz der Kinder“ erlassen wollen.

So war es wohl aus Sicht der Hardliner auch nur ein logischer, nächster Schritt, die Organisation nun direkt anzugreifen. Gleich mehrere konservative Gruppen haben sich auf das Trevor Project eingeschworen – eine davon ist die, immer mehr an Macht gewinnende Vereinigung homophober Mütter, der Moms for Liberty. Die Vorwürfe an die LGBTI*-Organisation sind dabei an Perfidie kaum noch zu übertreffen: Die Mitarbeiter der Gruppe seien allesamt Pädophile, die beispielsweise mit der Forderung nach LGBTI*-Unterricht an Schulen die Jugendlichen sexuell indoktrinieren wollen würden. Zudem würden sie sich das Vertrauen von suizidgefährdeten Kindern und jungen Erwachsenen in ihren schwächsten Momenten erschleichen und diese mit dem Hintergedanken des Missbrauchs dazu verführen, schwul, lesbisch oder queer zu werden. Die Gespräche seien allesamt “sexuell aufgeladen“, ähnlich wie Kinderschänder dies tun, um ihre Botschaften zu verbreiten.

Besonders in die Kritik geriet Trevor Project auch durch ein Video, das Jugendlichen zeigt, wie sie im Browser schnell und effizient den Verlauf löschen können, sodass Eltern nicht voreilig etwas über die queeren Sorgen, Ängste und Fragen ihrer Kinder erfahren. Für die Moms for Liberty ist der Fall klar: Das Trevor Project ermutige Minderjährige, Geheimnisse vor ihren Eltern zu haben, um diese – man ahnt es bereits – sexuell zu verführen. Immer wieder wird dabei auch in den Anschuldigungen klar, dass ein Gespräch über sexuelle Bedenken und Fragen für konservative Hardliner stets mit verführender Pornografie gleichzusetzen ist. Die Stimmung heizt sich dabei seit Tagen immer mehr auf – die einen beschimpfen die LGBTI*-Organisation als “räuberische Kinderschänder“, die anderen versenden hunderte E-Mails und posten panische Twitter-Nachrichten mit dem Hinweis: „Sie versuchen, eure Kinder zu brechen". Im Kampf um Stimmen und Macht scheint den konservativen Kräften in den USA inzwischen jedes Mittel recht und jedes Opfer groß genug zu sein – selbst wenn dabei ihre eigenen Kinder auf der Strecke bleiben.

 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.