Grausamer Mord in Brasilien Ein 17-jähriger Junge wurde von zwei homophoben Jugendlichen grausam auf der Straße totgeschlagen
Der Mord an einem 17-jährigen schwulen Jugendlichen schockt derzeit ganz Brasilien – das Land hat seit Jahren eines der höchsten Mordraten bei LGBTIQ+-Menschen weltweit, im Schnitt werden jedes Jahr rund 250 homosexuelle und queere Personen getötet. Immer radikaler wird mancherorts direkt Jagd auf Schwule gemacht. Der Mord an einem Minderjährigen ist trotzdem noch nicht „Alltag“ und erschüttert um so mehr die Community und die Bevölkerung des Landes.
„Mein Sohn fiel zitternd zu Boden“
Der 17-jährige Fernando Vilaça da Silva war Anfang Juli im Stadtteil Gilberto Mestrinho östlich von Manaus im Bundesstaat Amazonas von zwei Jugendlichen auf offener Straße beleidigt und homophob als „Schwuchtel“ beschimpft worden – seine Mutter hatte ihn zuvor gebeten, kurz Milch beim Laden an der Straßenecke einzukaufen. Der 17-Jährige ließ die Beleidigungen nicht auf sich beruhen, sondern fragte nach, warum die Gleichaltrigen das tun. Daraufhin attackierten die zwei Täter den Jugendlichen und schlugen immer wieder brutal und ohne Mitgefühl auf ihn ein, bis sie ihn blutend leblos auf der Straße zurückließen.
Seine herbeieilende Mutter konnte nicht mehr helfen. Mit einem schweren Schädeltrauma, Hirnblutungen und Hirnödemen kam der 17-Jährige ins Krankenhaus, wo er drei Tage später an den Folgen der Verletzungen verstarb. Seine Mutter erklärte inzwischen: „Einer von ihnen trat meinem Sohn gegen den Kopf, und er schlug mit voller Wucht gegen die Hauswand. Es gab ein krachendes Geräusch. Mein Sohn fiel zitternd und steif auf den Boden. Ich versuchte, ihn vom Rand des Bürgersteigs hochzuheben, und bat einen Nachbarn um Hilfe. Dann rannte ich zurück nach Hause, um weitere Hilfe zu holen.“ Die Fahndung nach den beiden ebenso minderjährigen Tätern läuft noch.

Kritik an der strukturellen Homophobie
Das Ministerium für Menschenrechte und Staatsbürgerschaft (MDHC) erklärte inzwischen ihr tiefes Mitgefühl und ihre Solidarität mit der Familie von da Silva sowie mit der LGBTIQ+-Community. Man werde den Fall eindringlich untersuchen und nach den Tätern fahnden. Das MDHC betonte dabei, dass sich die Behörde klar gegen Gewalt, Hass, Vorurteile und Diskriminierung ausspreche.
Deutlichere Worte fand die Bundeskongress-Abgeordnete Erika Hilton (PSOL-SP) bei ihrer Rede in der brasilianischen Abgeordnetenkammer: „Der Tod des 17-jährigen Teenagers spiegelt die strukturelle Gewalt wider, der die LGBTIQ+-Bevölkerung Brasiliens tagtäglich ausgesetzt ist. Dies ist ein Spiegelbild eines Brasiliens, das darauf besteht, die Rechte der LGBTIQ+-Community zu verletzen und LGBTIQ+-Menschen zu foltern und zu töten. Es bricht einem das Herz, wenn man sich vorstellt, dass einem Menschen, der sein ganzes Leben noch vor sich hat, der Weg abgeschnitten wurde, nur weil er gefragt hat, warum ihn jemand als ‚Schwuchtel‘ bezeichnet hat.“
Hilton kritisierte dabei auch das Fehlen öffentlicher Maßnahmen und die Untätigkeit des Gesetzgebers in Bezug auf Gewalt, die durch sexuelle Orientierung motiviert ist: „Heute trauert eine Familie um die Folgen der strukturellen Homophobie in unserem Land. Sie trauern aber auch über einen Kongress, der keine Gesetze für diese Bevölkerungsgruppe erlässt. Der Tod dieses jungen Mannes, Fernando, wird aber nicht vergessen werden!“ Die Brasilianische Anwaltskammer für den Bundesstaat Amazonas (OAB-AM) erklärte ihre Solidarität mit der Familie und verurteilte die Tat als ein klares homophobes Hassverbrechen.