256 Morde an LGBTI*-Menschen Präsident da Silva verspricht Besserungen für LGBTI*-Menschen
Die Regenbogenflagge ist nicht überall so beliebt wie am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichten US-Journalisten ein neues Ranking der sichersten Urlaubsländer für Homosexuelle – jetzt zeigt der neue Bericht der LGBTI*-Organisation Gay da Bahia, dass Brasilien einer der gefährlichsten Orte für Schwule weltweit ist. Das Land führt mit 256 Morden an LGBTI*-Menschen binnen eines Jahres die Negativliste in puncto Hassverbrechen an – in keinem anderen Land weltweit wurden im Jahr 2022 so viele Homosexuelle und queere Menschen brutal ermordet.
Hass gegen Homosexuellen abseits der Gay-Szene
Die Extreme kommen dabei in Brasilien besonders deutlich zur Geltung – einer liberalen, schwulenfreundlichen Gesetzgebung inklusive gigantischen Pride-Veranstaltungen stehen gerade außerhalb der Gay-Zentren des Landes viele Einwohner gegenüber, die noch immer stark ablehnend und hasserfüllt gegenüber Homosexuellen eingestellt sind.
Im Schnitt wird dabei beinahe täglich eine LGBTI*-Person in Brasilien ermordet, mehrheitlich in eher ländlichen oder kleinstädtischen Regionen, vor allem im Nordosten des Landes. Trotzdem geschehen auch in den schwulen Epizentren wie Sao Paulo mit 25 Morden binnen eines Jahres noch grausame Verbrechen. In Rio de Janeiro hat sich die Anzahl der Morde an LGBTI*-Menschen binnen eines Jahres mehr als halbiert auf zuletzt “nur noch“ 12 Fälle.
Mehr Einsatz für LGBTI*-Menschen
Die offiziellen Zahlen sind das eine, die tatsächlichen Morde etwas anderes - Gay da Bahia schätzt die Dunkelziffer auf weit mehr Tötungen, die gar nicht erst angezeigt oder publik gemacht worden sind. Trotzdem seien die Morde binnen des letzten Jahrzehnts um rund 50 Prozent von einstmals rund 550 Morden auf 250 Fälle pro Jahr zurückgegangen.
Das mag ein Grund zur Freude sein, dürfte aber viele schwule Touristen trotzdem nicht direkt in Sicherheit wiegen. Der frisch gewählte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat dabei erst vor kurzem angekündigt, sich in seiner Amtszeit auch vermehrt dem Schutz von LGBTI*-Menschen widmen zu wollen. Sein Vorgänger, der homophobe Jair Bolsonaro, hatte noch freudig erklärt, er würde seinen Sohn lieber tot als schwul sehen.