Gewalteruption in Frankfurt am Main Frankfurter Polizei will mehr Präsenz in der Szene zeigen
In den letzten Wochen und Monaten kam es vermehrt und ungewöhnlich oft zu Hassverbrechen und direkten Angriffen auf LGBTI*-Menschen in Frankfurt am Main. Der Lesben- und Schwulenverband Hessen (LSVD) schlägt jetzt Alarm, während die Polizei zuletzt ankündigte, ihre Präsenz im queeren Szeneviertel nahe der Konstablerwache zu erhöhen. Im Zentrum der Kritik von Seiten des hessischen LSVDs steht dabei gerade auch die Polizei – es fehle an ausreichenden Schulungen, gezielten Präventionsprojekten und einer Überarbeitung der Erfassungssysteme von Hasskriminalität. Zudem müssten die Polizisten mehr für Angriffe dieser Art sensibilisiert werden.
Die Kritik trifft nicht die Frankfurter Polizei allein, der landesweite LSVD hatte bereits mehrfach daraufhin hingewiesen, dass es vielerorts noch massive Lücken bei der Handhabung von LGBTI*-Hassverbrechen bei den Polizeistationen in den einzelnen Bundesländern gebe. Vorbildlich würde sich die Polizei in Berlin verhalten. Ein Problem, das anscheinend auch in Frankfurt am Main noch immer vorhanden ist: Oftmals werden Übergriffe auf queere Menschen gar nicht erst als LGBTI*-Hassverbrechen registriert und tauchen so auch nicht in der offiziellen Statistik auf. Das verschleiere nicht nur die Ursachen, sondern minimiere auch die eigentliche Grundproblematik, was infolgedessen dazu führen kann, dass Angriffe auf LGBTI*-Menschen bagatellisiert und kleingeredet werden würden.
Die Vorfälle der letzten Wochen gleichen sich dabei ein aufs andere Mal, zumeist handelte es sich um körperliche Angriffe, bei denen die Opfer brutal attackiert worden waren. In einem Fall wurde ein junger Homosexueller mit einer Glasflasche angegriffen, in einem anderen Fall erlitt das Opfer sogar einen Kieferbruch. Die genaue Anzahl der Fälle lässt sich aufgrund der hohen Dunkelziffer schwer festhalten. Ein Sprecher der Frankfurter Polizei bekräftigte allerdings: „Es ist vollkommen inakzeptabel, dass sich Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, sexuellen Identität und ihrer äußeren Erscheinung in bestimmten Straßen nicht mehr sicher fühlen. Es ist traurig, dass die Gewalt dort stattfindet, wo sich die Community seit langem trifft, in einem Viertel, das sie als ´safe space‘ empfunden hat.“
Die Situation in der Frankfurter Innenstadt eskalierte immer mehr schrittweise in den letzten Monaten, bereits im März hatten LGBTI*-Aktivisten mit einem Protestmarsch durch die Innenstadt auf die Situation aufmerksam gemacht. Mehrfach war während des Protestmarsches auch von einer regelrechten “Gewalteruption“ die Rede, die die örtliche LGBTI*-Community aktuell erleben würde. Warum gerade rund um die Konstablerwache sich in letzter Zeit die Hassverbrechen so häufen, ist umstritten. Zum einen ist der Bereich ein verkehrstechnischer Knotenpunkt mit viel Publikum, zum anderen seien zuletzt aber auch mehrere LGBTI*-Clubs, Bars und Treffpunkte verschwunden – das Viertel sei multikultureller geworden und ziehe damit auch mitunter mehr homophobe Menschen an. Wieder andere erklärten, der Wandel des gesamten Viertels, die Gentrifizierung, würde mit dazu beitragen. Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) bekräftigte dabei vehement: „Hessen ist ein tolerantes Land, in dem sich alle Menschen gleichermaßen sicher fühlen müssen!“