Direkt zum Inhalt
Gewalt in Österreich

Gewalt in Österreich Täter sind überdurchschnittlich oft männliche ausländische Jugendliche.

ms - 26.07.2023 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Und es bewegt sich doch – das österreichische Innenministerium hat nun doch aktuelle Zahlen zur Hasskriminalität im Land veröffentlicht. Vor rund zwei Wochen hatte bereit die LGBTI*-Organisation SoHO aufgezeigt, dass die Angriffe auf Homosexuelle und queere Menschen auch 2022 weiter zugenommen haben, bisher soll das Innenministerium aber weitere Daten verweigert haben. Nun also die Kehrtwende.

Jeden Tag ein Angriff auf Homosexuelle

Wie befürchtet untermauern auch die offiziellen Zahlen, dass Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung an der Tagesordnung sind. Insgesamt kam es in Österreich im letzten Jahr zu rund 5.900 Fällen von Hasskriminalität, ein Anstieg um rund sieben Prozent innerhalb eines Jahres.

Bei 373 Fällen war die sexuelle Orientierung des Opfers Grund für die Attacke – wohlgemerkt soweit die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer wird auch hier deutlich höher eingeschätzt. Seriöse Umfragen (Europäische Grundrechteagentur & Ipsos) gehen davon aus, dass rund 90 Prozent aller Vorfälle gar nicht erst angezeigt werden. In Österreich fanden die meisten Übergriffe auf Homosexuelle in der Öffentlichkeit statt.

Anteil ausländischer Tatverdächtiger erhöht

Neben Streitigkeiten um die Weltanschauung und der Herkunft ist die Religion eines der größten Triebfedern bei der Hasskriminalität in Österreich. Die Aufklärungsquote liegt dabei bei fast 70 Prozent, viele Verdächtigte sind jugendlich, männlich und teilweise strafunmündig. Bei Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung war der Anteil ausländischer Tatverdächtiger erhöht, so das Innenministerium.  

Yannick Shetty, LGBTI*-Sprecher der liberalen Partei NEOS, erklärte deswegen bereits im vergangenen Jahr: „In Berlin explodiert die Zahl homophober Gewaltverbrechen. Besonders häufig werden junge muslimische Männer als Täter identifiziert. Vorgeblich progressive Politiker:innen schauen verantwortungslos weg. Wir brauchen endlich eine ehrliche Debatte!“

Große Ablehnung von Homosexualität unter Migranten

Dieses „Totschweigen“ der Problematik sei dabei auch in Österreich stark ausgeprägt, so Shetty weiter. Er bezieht sich dabei auch auf eine Studie des Österreichischen Integrationsfonds. Während Homosexualität bei Österreichern ohne Migrationshintergrund nur von 15 Prozent ablehnt wird, liegen die Intoleranz-Werte bei jungen Muslimen mit afghanischen, syrischen oder tschetschenischen Wurzeln zwischen 41 und 51 Prozent.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Empörung liegt in der Luft

Ein "schwuler" Flughafen-Code?

In Indien diskutiert man derzeit über das Flughafen-Kürzel in Gaya namens GAY. Das sei beleidigend, meinte jetzt ein Politiker und will eine Änderung.
Weitreichendes Gerichtsurteil

Frankreich stärkt queere Rechte

In Frankreich wurde ein Urteil zur Ansprache von queeren Menschen gefällt, das EU-weit Auswirkungen haben dürfte, betonte jetzt die ILGA Europe.
Appell von Russell T. Davies

Kampfesrede an die queere Gen-Z

Das Genie hinter „Queer as Folk“, Russell T. Davies, appelliert an die junge queere Community: Sie müsse kampfbereit sein, denn ein Kampf stehe bevor!
Kampagne im britischen Fußball

Neuer Einsatz gegen Homophobie

Die britische Premier-League wird ab 2026 mit einer eigenen Kampagne gegen Homophobie im Fußball vorgehen. Aus anderen Initiativen steigt die Liga aus
Hetzjagd auf die Community

Welle der Gewalt in Kolumbien

In Kolumbien machen selbsternannte „Korrektoren“ Jagd auf LGBTIQ+-Menschen: 50 Homosexuelle und queere Personen wurden 2025 bereits ermordet.
Radikaler Kurs in Marokko

Festnahme von LGBTIQ+-Aktivistin

Die LGBTIQ+-Aktivistin Ibtissam Lachgar wurde in Marokko festgenommen, weil sie ein T-Shirt mit der Aufschrift "Allah ist lesbisch" trug.
Hinrichtungen in Saudi-Arabien

Seit Jahresbeginn 241 Opfer

Mindestens 241 Menschen wurden seit Jahresbeginn in Saudi-Arabien hingerichtet, darunter auch schwule Männer. Ein neuer Negativ-Rekord.
Tränengas-Einsatz beim Pride

Eskalation in Montreal

Der alternative CSD in Montreal, der Rad Pride, eskalierte am Wochenende. Demonstranten griffen Polizisten an - diese reagierten mit Tränengas.
Bilanz des CSD Bautzen

Rekord mit 4.300 Pride-Teilnehmern

Rund 700 Polizisten sorgten gestern dafür, dass es beim CSD Bautzen zu keinen großen Auseinandersetzungen mit 450 Neonazis gekommen war.