Gewalt gegen Männer Gleichstellungsministerin Bjerre setzt sich für gleiche Rechte für Männer ein!
Gewalt gegen Männer – ein Tabuthema bis heute, gerade auch in der schwulen Community. In den Medien wird zumeist nur über jene Gewalt gesprochen, die von Männern ausgeht, selten darüber, dass auch Männer Opfer von Gewalt werden können. So groß das Tabu bereits im Gespräch ist, so klein ist die bisherige Bereitschaft vieler EU-Länder und ihrer Regierungen, das Thema bekannter zu machen und aktiv dagegen vorzugehen. Dänemark will jetzt neue Wege gehen und könnte wie einst bei den Rechten für Homosexuelle zum Vorreiter innerhalb der EU werden.
Viele zu lange nicht ernst genug genommen
Im Rahmen des neuen Finanzgesetzes des Landes konnte sich das Parlament auch darauf einigen, dass Männer, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, künftig die gleiche Hilfe erhalten wie Frauen, die zum Opfer wurden. Für die dänische Gleichstellungsministerin Marie Bjerre ein politischer Meilenstein: „Ich freue mich, dass wir jetzt den Weg dafür ebnen, dass Männer, die Opfer von Gewalt geworden sind, die gleichen Rechte haben wie Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind! Viel zu lange haben wir es nicht ernst genug genommen, dass auch Männer Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen werden können und Hilfe brauchen.“
Aktionsplan soll langfristig Lage von Männern verbessern
Das Land will dabei künftig noch mehr tun – Dänemark hat im Rahmen der neuen Gesetzgebung auch ein Paket von umgerechnet jährlich rund 4,9 Millionen Euro (36 Millionen DKK) auf den Weg gebracht, das sich im Rahmen eines Aktionsplans dauerhaft und langfristig gegen Gewalt in der Partnerschaft einsetzt, unabhängig vom Geschlecht des Opfers. Dazu erklärte die Regierung weiter: „Die Sozialistische Volkspartei, die Liberale Allianz, die Radikale Linke und die Dänische Volkspartei sind sich einig, dass Männer, die Gewalt in engen Beziehungen ausgesetzt sind, Hilfe und Unterstützung brauchen, und dass wir als Gesellschaft Männer, die Gewalt ausgesetzt sind, ernst nehmen müssen (…) Das Geld muss dafür eingesetzt werden, dass misshandelte Männer die gleichen Hilfsangebote erhalten, wie sie heute Frauen in Krisenzentren erhalten. Dies gilt zum Beispiel für das Recht auf psychologische Hilfe für sie selbst und, falls zutreffend, ihre Kinder, wenn sie sich in einem Krisenzentrum aufhalten. Künftig müssen von Gewalt betroffene Männer auch von ihren Kindern begleitet werden dürfen, wenn sie sich in einem Krisenzentrum aufhalten.“
83.000 Männer erleben in Dänemark Gewalt in der Partnerschaft
In den Augen der Gleichstellungsministerin Bjerre ist dies ein wichtiger Sieg für die Gleichstellung von Männern und Frauen. Bisher können gewaltbetroffene Männer in Dänemark nur in Wohnheimen untergebracht werden und haben keinen Anspruch auf gleichwertige Hilfsangebote. Nach geschätzten Angaben der Universität von Süddänemark werden im Land jedes Jahr rund 83.000 Männer und 118.000 Frauen Opfer von physischer und/oder psychischer Gewalt innerhalb einer Partnerschaft. Beinahe die Hälfte aller betroffenen Männer (43 %) erlebt dabei schwere bis lebensbedrohliche körperliche Gewalt (Studie Lev Uden Vold 2022). Jedes Jahr werden zudem auch durchschnittlich zwölf Frauen und drei Männer von ihren (Ex-)Partnern in Dänemark ermordet.