Gewalt in Berlin Hauptmotiv für Angriffe ist Homophobie
Rund 21 Prozent mehr Hass und Gewalt gegenüber Homosexuellen in Berlin binnen eines Jahres – zu diesem Fazit kommt die zweite Ausgabe des sogenannten Monitoringberichts der Berliner Initiative für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt (IGSV). Die Organisation legte dabei dieses Mal ihre Schwerpunkte auf homofeindliche sowie transfeindliche Gewalt. Dabei werden neben den offiziellen Daten der Polizei auch weitere staatliche Stellen und Opferberatungsgruppen mit einbezogen, um ein umfassenderes Bild der Lage in der deutschen Hauptstadt aufzeigen zu können.
456 Fälle von LGBTI*-Hass in Berlin
Berlins Senatorin für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung, Lena Kreck (Linke), betonte dabei, wie wichtig der zweite Monitoring-Bericht sei, um bundesweit öffentliche Debatten über die Menschenrechte anzustoßen: „Diese Aufmerksamkeit ist bedeutsam für die Bekämpfung von Hassgewalt, weil wir sie als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen müssen, die Solidarität braucht und transparente Informationen darüber, wie die Situation in Berlin tatsächlich ist.“ Wenig verwunderlich nach den landesweiten Zahlen mit einem fünfzigprozentigen Anstieg von Hassverbrechen gegenüber LGBTI* nahm auch in Berlin im Jahr 2021 die offiziell festgehaltenen Fälle zu – von 377 Fällen im Jahr 2020 auf insgesamt 456 Taten im Jahr 2021.
Beleidigungen und Körperverletzung
Bei rund der Hälfte der Vorfälle handelt es sich um Beleidigungen, ein weiteres Drittel sind leichtere Körperverletzungen. Bei jedem zehnten Vorfall kam es dabei auch zu gefährlichen oder sogar lebensgefährlichen Körperverletzungen. Dabei zeige sich im zweiten Monitoring-Bericht auch, dass die Berliner Polizei Hassverbrechen gegenüber LGBTI*-Menschen inzwischen mit mehr Sensibilität und Fachkompetenz begegnet – ganz um Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern, in denen dies nach wie vor noch immer eher die Ausnahme darstellt. Wenig verwunderlich ereigneten sich die meisten Zwischenfälle und Angriffe auf öffentlichen Plätzen, Straßen sowie im öffentlichen Nahverkehr in den Abendstunden, vor allem in den beiden LGBTI*-Vierteln Tempelhof-Schöneberg sowie Friedrichshain-Kreuzberg, gefolgt von Neukölln und Berlin-Mitte. In den wenigsten Fällen (7%) kamen Passanten zur Hilfe.
LGBTI* in der Gruppe sicherer
Deutlich zeigt sich dabei auch, dass LGBTI*-Menschen in der Gruppe nachts in Berlin sicherer unterwegs sind als allein – rund drei Viertel der Attacken richteten sich gegen einzelne Menschen. Zu den allermeisten Motiven zählt mit fast 70 Prozent Homophobie, gerne auch in Verbindung mit Sexismus (rund 77 Prozent). Unter den Berliner Trans-Menschen gab knapp die Hälfte an, im Jahr 2021 Gewalterfahrungen gemacht zu haben, binnen der letzten fünf Jahre waren es sogar 66 Prozent. Ähnlich wie in den landesweiten sowie europäischen Studien zum Thema Hassverbrechen haben auch in Berlin nur knapp 13 Prozent der LGBTI*-Menschen den Vorfall zur Anzeige gebracht. Eine noch höhere Dunkelziffer von Hassdelikten vermutet die Berliner Polizei in den sozialen Medien – von den Befragten gaben rund 62 Prozent an, immer wieder online angegriffen zu werden.