Gesetzliche Anpassungen Veränderungen im Elternrecht auf der Kanalinsel Jersey
Die Kanalinseln Jersey, Guernsey, Alderney, Sark und Herm liegen im Ärmelkanal, kurz vor der französischen Küste. Trotzdem sind sie im Besitz der britischen Krone. Leider hängen die Inseln was LGBTI*-Rechte betrifft noch weit hinterher. Mit einer Fläche von knapp 120 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von etwa 130.000 Menschen ist Jersey die größte der Kanalinseln. Hier soll nun die nächste LGBTI*-freundliche Änderung folgen.
Für Regenbogenfamilien
Jersey als größte der Kanalinseln will noch in diesem Jahr die Rechte von gleichgeschlechtlichen Elternpaaren stärken. Dazu sollen das Kinderrecht und das Eheschließungs- und Personenstandsrecht angepasst werden. Die Änderung sieht vor, dass künftig zwei gleichgeschlechtliche Elternteile in den Geburtsurkunden von Kindern verzeichnet werden können. Das soll vor allem Paaren, deren Kind von einer Leihmutter geboren wird, dabei helfen, den rechtlichen Status als Elternteil zu erreichen.
Jerseys stellvertretende Kinderministerin Louise Doublet erklärte: „Sowohl vor als auch nach meinem Amtsantritt war die gesetzliche Verankerung der Rechte gleichgeschlechtlicher Eltern eine meiner höchsten Prioritäten.“ Das Gesetz werde nun so schnell wie möglich auf den Weg gebracht. Doublet arbeite weiterhin mit allen dafür zuständigen Personen eng zusammen, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Wird das Gesetz dann von der Staatsversammlung angenommen, werden Regenbogenfamilien auf Jersey zum ersten Mal als gleichberechtigt anerkannt.
LGBTI*-Rechte auf Jersey
Auf der Kanalinsel waren gleichgeschlechtliche Aktivitäten bis 1990 verboten. 1995 wurde das Mündigkeitsalter für Homosexualität von 21 auf 18 reduziert, bis die Regelungen für sexuelle Mündigkeit 2006 gänzlich gleichgesetzt wurden. Eingetragene Lebenspartnerschaften wurden 2011 legalisiert und können seit dem April 2012 geschlossen werden – auch in der Kirche, sofern diese das gestattet. Obwohl die Öffnung der Ehe mehrfach verzögert wurde, können gleichgeschlechtliche Paare seit dem 1. Juli 2018 auch heiraten. Das erste Paar nahm das Angebot noch keine zehn Tage später an.
Erst letzten Monat bemängelte Geschäftsführer Vic Tanner Davy von der LGBTI*-Organisation Liberate Jersey nach einem schwulenfeindlichen Angriff in einer Weinbar, dass die Insel „seit fünf Jahren auf ein Gesetz gegen Hassverbrechen wartet“. Das Gericht stellte fest, dass der Tat ein „erhebliches Maß an Homophobie“ zugrunde lag. Dennoch wurde sie nicht als Hassverbrechen gewertet. Davy erläuterte weiter: „Wenn jemand ein Nazi-Hakenkreuz an die Wand einer Synagoge sprühen würde, würde die Polizei im Vereinigten Königreich dies als Hassverbrechen registrieren. In Jersey könnte es nur als Graffiti registriert werden.“
Channel Islands Pride
Seit 2015 feiern die Kanalinsel die Channel Islands Pride, die zwischen St. Helier – der Hauptstadt von Jersey – und Guernsey alterniert. Für den 50. Geburtstag der ersten Pride-Parade in London feierten beide Inseln im Jahr 2022 gemeinsam: Das Event begann in Guernsey und fand seinen Höhepunkt in St. Helier. Organisiert wird die Veranstaltung von den Partner-Organisationen Liberate Jersey und Liberate Guernsey.