Direkt zum Inhalt
Genderdebatte neu entfacht

Genderdebatte neu entfacht Immer mehr Bundesländer sprechen sich gegen das Gendern aus

ms - 10.01.2023 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Gleich in zwei weiteren Bundesländern regt sich in diesen Tagen breiter Widerstand gegen das Gendern. In der Hansestadt Hamburg will eine Volksinitiative die Gendersprache im Amtsgebrauch und an Bildungseinrichtungen verbieten lassen, in Baden-Württemberg spricht sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen für genderfreie Schulen aus. Zuvor hatten zuletzt bereits Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen Genderverbote verabschiedet.

Gendern, eine Propagandasprache?

In Hamburg wurde die Volksinitiative "Schluss mit der Gendersprache in Verwaltung und Bildung" von der Hamburgerin Sabine Mertens, Vorstandsmitglied im Verein Deutsche Sprache, ins Leben gerufen. "Wir wollen die Bürger sprechen lassen, weil uns die Hamburger Verwaltung seit Jahren von oben herab angendert." Begriffe wie "Bürger*innen" seien "Propagandasprache eines radikal queer feministischen Weltbilds", so Mertens weiter. Nach Angaben des NDR arbeitet die Volksinitiative bereits seit mehr als einem Jahr an einem juristisch einwandfreien Abstimmungstext. Ziel ist es, ab Februar Unterschriften zu sammeln, insgesamt werden rund 65.000 Befürworter benötigt, damit die Volksabstimmung dann 2025 bei der Bürgerschaftswahl oder der Bundestagswahl zur Abstimmung kommen kann. Zustimmung kommt seitens der CDU und der FDP, die Hamburger Grünen lehnen die Initiative ab.

Schulleben vereinfachen

Ein sehr ähnliches Bild zeichnet sich in Baden-Württemberg ab. CDU und FDP befürworten die Aussagen des Grünen Ministerpräsidenten Kretschmann und würden sehr gerne ein Gesetz verabschieden, das die Gendersprache an Schulen und in Behörden unterbindet. Zuvor hatte Kretschmann gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärt: "Die Schulen müssen sich an das halten, was der Rat für deutsche Rechtschreibung vorgibt. Sonst haben wir am Ende keine einheitliche Rechtschreibung mehr. Es ist schon schlimm genug, dass so viele unserer Grundschüler nicht lesen können. Man muss es denen nicht noch erschweren, indem man in der Schule Dinge schreibt, die man gar nicht spricht. Es wäre gut, wenn wir insgesamt wieder kreativer mit unserer eigenen Sprache umgehen würden statt mit Doppelpunkt und Unterstrich nicht sprechbare Dinge zu schreiben." Auch mehrere Verbände und Lehrervereine begrüßten die Aussagen des Ministerpräsidenten.

Dauerbrenner Gendern

Immer wieder ist die Gendersprache Ausgangspunkt von Debatten, auch innerhalb der LGBTI*-Community. Der Großteil der Deutschen lehnt das Gendern in der Sprache bis heute ab. Je nach Umfrage sprechen sich zwischen 65 (Welt am Sonntag) und 86 Prozent (MDR) der Bundesbürger quer durch alle Altersgruppen dagegen aus. Auch die Mehrheit aller Parteimitglieder, auch unter den Grünen, will keine Gendersprache. Ursprüngliches Ziel der Gendersprache war eine geschlechtsneutrale Ansprache und die Einbindung von Frauen und LGBTI*-Menschen. Kritiker argumentieren dagegen, dass nebst der Vermischung von Sexus und Genus in der Sprache auch das Kernanliegen obsolet werden würde, weil gerade durch die Verwendung der Gendersprache der Sexus einer Person hervorgehoben und damit nicht gleichwertig behandelt werden würde.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.