Friedliche Pride Hamburger Polizei zeigt sich sehr zufrieden; offenbar keine Attacken auf LGBTI*-Menschen
Mit über 250.000 Besuchern ging am vergangenen Wochenende eine der bundesweit größten CSD-Demonstrationen friedlich vonstatten – nach bisherigem Stand kam es beim Hamburg Pride zu keinen nennenswerten Zwischenfällen oder Angriffen, so die erste Bilanz der Hamburger Polizei. In diesem Jahr ein freudiger Seltenheitswert, da es bei fast allen anderen CSDs in Deutschland bisher zu Attacken auf LGBTI*-Menschen gekommen war.
Friedliche Party-Stimmung
Einen besonderen Fokus legte die Polizei auf den Hamburger Hauptbahnhof, Knotenpunkt für die An- und Abreise von CSD-Besuchern und Fußballfans, die ebenso am Wochenende in der Stadt waren, um beim Fußballspiel zwischen dem FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf dabei zu sein. „Bei der Anreise kam es zu einer hohen Auslastung des Hauptbahnhofes durch starke Frequentierung von Teilnehmern. Die Lage war aber ruhig und es herrschte eine insgesamt ausgelassene ´Party´-Stimmung. Zum Ende der jeweiligen Einsatzanlässe verlief auch die Rückreise im bahnpolizeilichen Bereich unter bundespolizeilichen Lenkungsmaßnahmen ruhig und überwiegend störungsfrei“, so die Polizei. Rund 100 Einsatzkräfte der Bundesbereitschaftspolizei verstärkten die Bundespolizeiinspektion Hamburg am vergangenen Samstag.
„Das taktische Sicherheitskonzept der Bundespolizei im bahnpolizeilichen Bereich ging wiederholt vollends auf. Sehr erfreulich war das friedliche Verhalten der Fußballfans, als auch der CSD-Teilnehmer bei der An- und Abreise im bahnpolizeilichen Bereich. Es wurden nicht einmal eine Handvoll Straftaten festgestellt“, so abschließend Polizeioberkommissar Rüdiger Carstens.
Weckruf für die Bundesregierung
Auch das Team des CSD Hamburg ist mit dem Verlauf der Demonstration und den Feierlichkeiten sehr zufrieden. Beim Hamburg Pride gab es in diesem Jahr einige Besonderheiten – so wurde erstmals eine einzelne Gruppe aus der LGBTI*-Community bewusst hervorgehoben – Trans-Menschen – und die CDU war zur Demonstration selbst ausgeladen worden. Die Co-Vorsitzenden Nicole Schaening und Christoph Kahrmann erklären dazu: „Wir haben heute als Community, aber auch als Stadt Hamburg insgesamt ein kraftvolles Zeichen gesetzt und deutlich gemacht: Wir stehen mit trans* Menschen zusammen. Das ist auch ein Weckruf an der Bundesregierung: Wir fordern ein Selbstbestimmungsgesetz, das seinen Namen verdient hat – und zwar jetzt! Es ist höchste Zeit, dass der Staat die Vielfalt von Identitäten akzeptiert, anstatt trans* und intergeschlechtliche Menschen in vorgegebene Raster zu pressen und sie daran zu hindern, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“
116 Gruppen und ein Inklusionstruck
Die mehrstündige Demonstration durch die Hamburger Innenstadt verzeichnete in diesem Jahr einen neuen Anmelderekord. Insgesamt zogen 116 Gruppen durch die Innenstadt, darunter gut fünfzig Fußgruppen, zudem Trucks sowie kleinere LKW. Bundesweit einmalig war der CSD-Inklusionstruck: Auf ihm konnten Rollstuhlfahrer die gesamte Demo-Route mitfahren und so aktiv am CSD teilnehmen. Angeführt wurde die Demonstration unter anderem von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und der Bundestagsabgeordneten und Trans-Frau Tessa Ganserer (Grüne).
Hamburg ist weltoffen und liberal
Erster Bürgermeister Tschentscher sagte: „Hamburg ist weltoffen und liberal. Selbstbestimmung und Gleichstellung gehören zu den Grundwerten unserer Stadtgesellschaft. Der Christopher Street Day ist eine wichtige Demonstration für Toleranz und Vielfalt. In diesem Jahr macht er besonders darauf aufmerksam, dass wir Diskriminierung und Vorurteilen gegenüber transgeschlechtlichen Menschen entgegentreten müssen.” Zu den zentralen Forderungen des Hamburg Prides zählten auch die Ergänzung des Artikels 3 des Grundgesetzes um die Merkmale „sexuelle und geschlechtliche Identität“ sowie mehr bundesweite Maßnahmen, um LGBTI*-Menschen vor Hass und Gewalt zu schützen.