Direkt zum Inhalt
Freiheit für Menendez-Brüder
Rubrik

Freiheit für Menendez-Brüder? Bezirksstaatsanwalt und Prominente kämpfen für eine Neubewertung des Falles

ms - 05.11.2024 - 11:00 Uhr

Kommen die zwei Menendez-Brüder frei? Einige prominente Persönlichkeiten wie Kim Kardashian setzen sich aktuell für Lyle und Erik Menendez ein. Die beiden Brüder, die offenbar sexuell vom eigenen Vater misshandelt worden waren, hatten ihre Eltern 1989 ermordet. Zuletzt sorgten zwei Netflix-Produktionen über die beiden Brüder für Gesprächsstoff. 

Lebenslange Haftstrafe nach zwei Prozessen

Damals wie heute schockte die Grausamkeit der Bluttat: Die beiden jungen Männer – damals im Alter von 18 und 21 Jahren – hatten ihren Vater Jose Menendez, einen millionenschweren Geschäftsführer eines Videounternehmens, zusammen mit ihrer Mutter Kitty im August 1989 in einem Kugelhagel bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Die beiden Söhne hatte anfangs ausgesagt, die Mafia könnte hinter dem Attentat stehen – erst schrittweise kamen die Ermittler auf die Spur der beiden Brüder. 

In zwei Prozessen, die teilweise live im Fernsehen übertragen worden waren, wurden die beiden jungen Männer schlussendlich wegen des Mordes an ihren Eltern im Jahr 1996 zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe ohne Aussicht auf Bewährung verurteilt. 

Neubewertung des Falles

Im Zuge der zwei Netflix-Formate hoffen die beiden Täter, die heute 53 und 56 Jahre alt sind, nun auf ihre mögliche Freilassung und finden einige prominente Unterstützung. Ebenso arbeitet der Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, George Gascón, daran, eine Neu-Verurteilung herbeizuführen – das Ziel wäre ein geringeres Strafmaß. Beide Brüder haben während ihrer Haft geheiratet, dürfen aber keine ehelichen Besuche empfangen. 

Falls ein Richter in eine Neubewertung des Urteils einwilligt, könnten die beiden Brüder rund 35 Jahre nach ihrer Festnahme möglicherweise bald freigelassen werden. Eine neue Anhörung ist für Dezember dieses Jahres geplant. Außerdem hat sich Gascón inzwischen auch an den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom mit der Bitte um Hilfe gewandt. 

Schwuler Starregisseur wirft Licht ins Dunkel

Im September sowie im Oktober dieses Jahres veröffentlichte Netflix zwei Formate rund um die Menendez-Brüder – zunächst erschien eine neunteilige Serie unter dem Titel „Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez“ vom schwulen Hit-Produzenten und Regisseur Ryan Murphy. In den ersten sechs Wochen wurde die Serie über 62 Millionen Mal abgerufen. Kurz danach erschien die zweistündige Dokumentation „Die Brüder Menendez“, die rund 33 Millionen Mal Abrufe erzielte. 

Für Murphy ist die Geschichte nach der Story über den schwulen Serienkiller Dahmer der zweite Teil seines Anthologie-Formats über aufsehenerregende Mörder. In seiner aktuellen Serie beleuchtet er nebst der zerrütteten Familiensituation und den tyrannischen Eltern auch die Vorwürfe rund um den sexuellen Missbrauch. Nachdem die beiden Brüder schlussendlich ihre Tat gestanden hatten, berichteten sich auch davon, jahrelang von ihren Eltern sexuell, psychisch und körperlich missbraucht worden zu sein. 

Wurde der sexuelle Missbrauch nicht beachtet?

Kim Kardashian hatte dazu erklärte: „Sie sind keine Monster. Sie sind freundliche, intelligente und ehrliche Männer.“ Sie kritisierte, dass der sexuelle Missbrauch von Jungen und das damit verbundene Trauma damals kaum wahrgenommen worden sei. Die Brüder hätten im zweiten Verfahren deswegen keinen „fairen Prozess“ erhalten.

Auch Bezirksstaatsanwalt Gascón betonte, dass es in den 1990er Jahren in den USA noch ein sehr geringeres Verständnis dafür gab, dass auch Jungen und junge männliche Heranwachsende Opfer von sexueller Gewalt werden können. Inzwischen gibt es zudem weitere Beweise, die nahelegen, dass der Vater seine beiden Söhne tatsächlich immer wieder sexuell misshandelte. Auch ein früheres Mitglied der Boy-Band Menudo erklärte inzwischen, er sei als Teenager von Jose Menendez vergewaltigt worden.

Auch Interessant

Proteste gegen Milei

LGBTIQ+ und Frauen sagen Nein!

Proteste in Argentinien: Massive landesweite Demonstrationen kritisieren Präsident Javier Milei nach seinen homophoben und frauenfeindlichen Aussagen.
Digitale Datenbank des Grauens

Russland erstellt Schwulenlisten

Datenbank des Grauens: Die russische Regierung baut ein elektronisches Register zur kompletten Überwachung von Homosexuellen und queeren Menschen auf.
Haftbefehle gegen die Taliban

Bahnbrechende Maßnahme für LGBTIQ+

Der Internationale Strafgerichtshof geht erstmals gegen den LGBTIQ+-Hass in Afghanistan vor und hat Haftbefehle gegen die Taliban erlassen.
Protest gegen Village People

Queer-Verein fordert Konzertabsage

Ärger in Köln: Ein queerer Verein fordert die Konzertabsage der Village People bei einem Musikfestival, weil die Band für Donald Trump auftrat.
Auslaufmodell Ehe?

Sinkende Fallzahlen bei neuen Ehen

Auslaufmodell Ehe? Immer weniger Menschen sagen Ja zu einander, auch unter Homosexuellen und besonders wenige in der queer-affinen Gen-Z.
Panik auf den Philippinen

Hetze gegen Sexualkundeunterricht

Panikwelle auf den Philippinen: Die katholische Kirche verbreitet Fake News und Angst über den geplanten, wichtigen Sexualkundeunterricht an Schulen.
Ende des Pride-Monats

Harte Linie in den USA

Der Trump-Kurs geht weiter: Die neue Regierung hat jetzt alle besonderen Gedenkmonate verboten, darunter auch den Pride-Monat Juni.
Festnahme in den USA

Sexualstraftäter in der Community

Ein besonderer Fall sorgt derzeit in den USA für Schlagzeilen: Ein verurteilter Sexualstraftäter arbeitete jahrelang mit Decknamen für LGBTIQ+-Medien.
Queere Jugend auf dem Land

Projekt für bessere Vernetzung

Ein neues Pilotprojekt in München soll den ländlichen Raum für LGBTIQ+-Jugendliche in Bayern stärken und neue Treffpunkte schaffen.