Direkt zum Inhalt
Forderungen an die FIFA

Forderungen an die FIFA Amnesty International betont massive Menschenrechtsprobleme in Saudi-Arabien - Schwulen droht bis heute die Todesstrafe

ms - 12.11.2024 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Die FIFA muss die Bewerbung zur Austragung der Fußballweltmeisterschaft 2034 von Saudi-Arabien stoppen – diese klare Forderung erhebt jetzt die weltweit größte Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Dabei betont der Verein insbesondere die menschenverachtende Lage von Homosexuellen im Land – ihnen droht bis heute die Todesstrafe. 

Keine Abstimmung im Dezember

Die Debatte um die Austragung der WM in einem Land, das massive Menschenrechtsprobleme aufweist, ist spätestens seit Katar nicht neu, nun aber wächst der Druck auf die FIFA, endlich ihre eigenen Richtlinien bei der Vergabe der Spiele anzuerkennen. Zusammen mit der Sport & Rights Alliance (SRA) will Amnesty International die Abstimmung im Dezember stoppen – dann soll über die Weltmeisterschaften 2030 und 2034 entschieden werden. 

Für beide Jahre gibt es nur jeweils eine Bewerbung – dass allein sollte aber nicht als Begründung ausreichen, die WM in ein Land zu vergeben, das nicht den grundsätzlichen Standards der Menschenrechte entspricht. Für 2030 haben sich als Dreiergespann Spanien, Portugal und Marokko beworben. Auch hier sieht Amnesty International im Fall von Marokko massive Probleme – Homosexualität ist im nordafrikanischen Land bis heute illegal und wird mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. In Saudi-Arabien müssen Schwule mit hohen Haftstrafen, mehreren tausend Peitschenhieben bis hin zur Todesstrafe rechnen. 

Einhaltung von Menschenrechtsstandards?

Amnesty und die SRA erklärten nun, sie hätten die von den Bewerberländern vorgeschlagenen Menschenrechtsstrategien bewertet und seien gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass keine der beiden Bewerbungen angemessen darlege, wie sie die von der FIFA geforderten Menschenrechtsstandards einhalten würden. „Die Vergabe der Weltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien ohne glaubwürdige Garantien für Reformen wird einen realen und vorhersehbaren menschlichen Preis haben,“ betont Steve Cockburn, Amnestys Leiter für Arbeitsrechte und Sport.

„Viele werden sterben“

Neben der Lage von Homosexuellen im Golfstaat erwarten die Organisationen auch weitere Menschenrechtsverletzungen, so Cockburn weiter: „Die Fans werden diskriminiert, Wanderarbeiter ausgebeutet und viele werden sterben. Die FIFA muss den Prozess stoppen, bis ein angemessener Menschenrechtsschutz vorhanden ist, um eine Verschlimmerung der ohnehin schon schlimmen Situation zu vermeiden.“ 

Bekommt Saudi-Arabien wie leider abzusehen trotzdem den Zuschlag, sollen für die Weltmeisterschaft 15 Fußballstadien neu im Land gebaut oder renoviert werden, zudem sollen neue Hotels für weitere 185.000 Menschen entstehen – das alles mit Hilfe von Wanderarbeitern, die ähnlich wie in Katar dann höchstwahrscheinlich ausgebeutet werden dürften. Der britische Guardian hatte von mindestens 6.500 Wanderarbeitern berichtet, die 2022 in Katar aufgrund der extremen Arbeitsbedingungen gestorben waren. Ein Regierungssprecher von Saudi-Arabien hatte im Vorfeld dazu kurz und knapp erklärt, man wolle sich „bemühen“, sicherzustellen, dass alle nötigen Standards eingehalten würden. 

LGBTI*-Fans seien willkommen

Mit Blick auf die Menschenrechtslage von Schwulen, erklärte Hammad Albalawi, Leiter der saudi-arabischen WM-Bewerbungsabteilung, dass alle LGBTI*-Fans willkommen seien und man ihre Privatsphäre respektieren werde: „Wir sind bestrebt, ein diskriminierungsfreies Wettbewerbsumfeld zu schaffen und die Diskriminierung aufgrund geschützter Merkmale zu beseitigen.“ 

Zu der massiven Unterdrückung der freien Meinungsäußerung Im Land betonte indes Cockburn von Amnesty weiter: „Die Menschenrechtsstrategie Saudi-Arabiens geht nicht darauf ein, dass die Regierung die freie Meinungsäußerung stark unterdrückt und Personen, die nur wegen ihrer Äußerungen zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt wurden, weiterhin inhaftiert.“ 

Das FIFA-Motto: Augen zu und durch

Die FIFA scheint indes einmal mehr beide Augen zuzudrücken und will offenbar nach wie vor die beiden Weltmeisterschaften auf ihrem Kongress am 11. Dezember vergeben. Ein FIFA-Sprecher erklärte, man führe bereits „gründliche Bewerbungsverfahren“ durch – eine so nichtssagende Aussage dürfte einmal mehr im Sinne von Saudi-Arabien sein. 

Der Golfstaat gibt derzeit Milliarden aus, um sein weltweites Image von einem Land, das für strenge religiöse Einschränkungen und Menschenrechtsverletzungen bekannt ist, in ein Tourismus- und Unterhaltungszentrum zu verwandeln. Im vergangenen Monat scheiterte es knapp daran, einen Sitz im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen zu erhalten.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.