Direkt zum Inhalt
Folter unter Soldaten

Folter unter Soldaten 20-Jähriger stirbt nach Gewaltexzess durch die Kameraden

ms - 07.11.2025 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Vier Soldaten sollen in Indonesien zwei Kameraden gefoltert haben, ein 20-Jähriger starb dabei. Das Motiv: Hass auf Homosexuelle. Der Militärprozess sorgt in diesen Tagen international für Schlagzeilen, weil das junge Oper ein stundenlanges Martyrium zu ertragen hatte. 

Ein Anfangsverdacht reichte aus 

Die vier mutmaßlichen Täter sollen ihre zwei Kameraden des Territorialinfanteriebataillons 834 / Wakange Mere über Stunden grausam und ohne jede Gnade gefoltert und misshandelt haben, weil sie davon ausgegangen sind, dass es sich bei den beiden Männern um ein schwules Paar gehandelt hat. Einen Beweis dafür gab es nicht, lediglich Verdächtigungen; die beiden Männer waren allerdings erst seit sechs Wochen im Bataillon. Das reichte offenbar trotzdem als Begründung für die Gräueltaten aus, die sie laut eigener Aussage „im Namen der Disziplin und Moral” ausgeübt hatten. 

Stundenlange Folter 

Der Albtraum beginnt in der Nacht des 27. Juli, als die vier Angeklagten beginnen, ihre zwei Opfer zu malträtieren. Mit Soldatenstiefeln treten sie auf die Köpfe der ahnungslosen Männer ein, schlagen ihnen in den Bauch und ohrfeigen sie. Dann zwingen sie die zwei Männer, sich nackt auszuziehen, damit sie ihre Genitalien „begutachten“ können. Sie müssen nachstellen, wie schwuler Sex funktioniert, dann verspotten sie die beiden Opfer weiter und schlagen erneut auf sie ein, wie Richard Bulan mit tränenerstickter Stimme dem Gericht in Kupang in der Provinz East Nusa Tenggara im Osten Indonesiens berichtet. Er überlebte im Gegensatz zu seinem Freund Lucky Chepril Saputral Namo die Tat. 

Die Folter ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorbei, die Täter drücken anschließend brennende Zigaretten auf den Körpern der beiden Männer aus und peitschen sie überdies aus. Sie zwingen sie, zu „gestehen“, dass sie ein schwules Liebespaar sind. Danach schlagen sie über eine lange Zeit erneut auf beide Soldaten ein. Erst am nächsten Tag lassen sie schlussendlich von den beiden ab. Die zwei jungen Männer kommen mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus, der 20-jährige Lucky stirbt Tage später am 6. August an den Folgen der Folter. Vor Gericht appellieren seine Eltern dafür, die Täter streng zu bestrafen, denn ihr Sohn sei grundlos ohne Beweise „auf barbarische und unmenschliche Weise getötet“ worden. Den Angeklagten drohen nach dem Militärstrafgesetzbuch und dem indonesischen Strafgesetzbuch bis zu neun Jahre Haft.

Straffreiheit für die Mörder?

Die Anklage konzentriert sich auf vier Haupttäter, betroffen sind jedoch insgesamt zwanzig Soldaten, darunter auch ein Offizier, der nicht einschritt, obwohl er die Folter wie die anderen Kameraden mitbekommen hatte. Der unbändige Hass auf homosexuelle Männer ist Abbild der politischen Gesamtsituation im Land – seit Jahresbeginn geht die Regierung und die Polizei mit aller Härte gegen echte und vermeintliche Schwule vor. Ab 2026 werden homosexuelle Handlungen landesweit strafbar werden, schon jetzt sind männliche Homosexuelle immer öfter Freiwild. Ob die Täter daher wirklich bestraft werden, ist offen, in der Vergangenheit schützte das Militär seine Angehörigen selbst in jenen Fällen, in denen die Beweislage eindeutig war. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.