Folter unter Soldaten 20-Jähriger stirbt nach Gewaltexzess durch die Kameraden
Vier Soldaten sollen in Indonesien zwei Kameraden gefoltert haben, ein 20-Jähriger starb dabei. Das Motiv: Hass auf Homosexuelle. Der Militärprozess sorgt in diesen Tagen international für Schlagzeilen, weil das junge Oper ein stundenlanges Martyrium zu ertragen hatte.
Ein Anfangsverdacht reichte aus
Die vier mutmaßlichen Täter sollen ihre zwei Kameraden des Territorialinfanteriebataillons 834 / Wakange Mere über Stunden grausam und ohne jede Gnade gefoltert und misshandelt haben, weil sie davon ausgegangen sind, dass es sich bei den beiden Männern um ein schwules Paar gehandelt hat. Einen Beweis dafür gab es nicht, lediglich Verdächtigungen; die beiden Männer waren allerdings erst seit sechs Wochen im Bataillon. Das reichte offenbar trotzdem als Begründung für die Gräueltaten aus, die sie laut eigener Aussage „im Namen der Disziplin und Moral” ausgeübt hatten.
Stundenlange Folter
Der Albtraum beginnt in der Nacht des 27. Juli, als die vier Angeklagten beginnen, ihre zwei Opfer zu malträtieren. Mit Soldatenstiefeln treten sie auf die Köpfe der ahnungslosen Männer ein, schlagen ihnen in den Bauch und ohrfeigen sie. Dann zwingen sie die zwei Männer, sich nackt auszuziehen, damit sie ihre Genitalien „begutachten“ können. Sie müssen nachstellen, wie schwuler Sex funktioniert, dann verspotten sie die beiden Opfer weiter und schlagen erneut auf sie ein, wie Richard Bulan mit tränenerstickter Stimme dem Gericht in Kupang in der Provinz East Nusa Tenggara im Osten Indonesiens berichtet. Er überlebte im Gegensatz zu seinem Freund Lucky Chepril Saputral Namo die Tat.
Die Folter ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorbei, die Täter drücken anschließend brennende Zigaretten auf den Körpern der beiden Männer aus und peitschen sie überdies aus. Sie zwingen sie, zu „gestehen“, dass sie ein schwules Liebespaar sind. Danach schlagen sie über eine lange Zeit erneut auf beide Soldaten ein. Erst am nächsten Tag lassen sie schlussendlich von den beiden ab. Die zwei jungen Männer kommen mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus, der 20-jährige Lucky stirbt Tage später am 6. August an den Folgen der Folter. Vor Gericht appellieren seine Eltern dafür, die Täter streng zu bestrafen, denn ihr Sohn sei grundlos ohne Beweise „auf barbarische und unmenschliche Weise getötet“ worden. Den Angeklagten drohen nach dem Militärstrafgesetzbuch und dem indonesischen Strafgesetzbuch bis zu neun Jahre Haft.
Straffreiheit für die Mörder?
Die Anklage konzentriert sich auf vier Haupttäter, betroffen sind jedoch insgesamt zwanzig Soldaten, darunter auch ein Offizier, der nicht einschritt, obwohl er die Folter wie die anderen Kameraden mitbekommen hatte. Der unbändige Hass auf homosexuelle Männer ist Abbild der politischen Gesamtsituation im Land – seit Jahresbeginn geht die Regierung und die Polizei mit aller Härte gegen echte und vermeintliche Schwule vor. Ab 2026 werden homosexuelle Handlungen landesweit strafbar werden, schon jetzt sind männliche Homosexuelle immer öfter Freiwild. Ob die Täter daher wirklich bestraft werden, ist offen, in der Vergangenheit schützte das Militär seine Angehörigen selbst in jenen Fällen, in denen die Beweislage eindeutig war.