Fall vor Supreme Court Drei US-Elternpaare fühlen sich von queeren Büchern in ihrer Religion verletzt
Einmal mehr blickt die amerikanische LGBTIQ+-Community mit einer Mischung aus Bangen und Hoffen Richtung Washington DC zum Obersten Gerichtshof der USA, dem Supreme Court. Dort wird aktuell ein Fall behandelt, der klären soll, ob LGBTIQ+-Inhalte im Unterricht an Schulen ohne Rücksprache bei den Eltern angeboten werden dürfen.
Kampf gegen LGBTIQ+-Bildung
Inzwischen wurden landesweit bereits mehr als 6.000 Werke auf den Index gesetzt, weil sie queere Themen behandelt haben – mal in Sachbüchern oder Ratgebern, mal in fiktiven Romanen. Viele Schulen verbannen inzwischen solche Bücher aus ihren Einrichtungen. Der Kampf gegen LGBTIQ+ in Bibliotheken, insbesondere in Schulbüchereien, nimmt seit Monaten dabei immer absurdere Ausmaße in den USA an.
Im Fall nun vor dem Supreme Court geht es um drei Elternpaare, deren Kinder in einer öffentlichen Schule in Maryland als obligatorisches zusätzliches Lernmaterial Kinderbücher mit LGBTIQ+-Thematiken angeboten bekommen hatten. Da die Eltern vorab nicht darüber entscheiden durften, ob sie dem zustimmen wollen, landete der Fall nun schlussendlich in Washington. Die drei Elternpaare sehen im Verhalten der Schule beziehungsweise des Lehrers eine Verletzung ihrer religiösen Rechte.
Infragestellung von gesellschaftlichen Normen
„Im Fall Mahmoud gegen Taylor geht es nicht nur um den Zugang zu Büchern, sondern auch darum, ob LGBTIQ+-Kinder sich in der Welt um sie herum widerspiegeln können. Buchverbote werden oft als Debatten über Altersangemessenheit oder elterliche Rechte dargestellt, aber dahinter steckt Angst. Diese Geschichten stellen lang gehegte Überzeugungen in Frage und verstoßen gegen gesellschaftliche Normen, mit denen viele von uns aufgewachsen sind. Die Angst bezieht sich jedoch nicht auf die Bücher selbst. Es geht um das, wofür sie stehen: Sichtbarkeit, Veränderung und das Aufbrechen alter Erzählungen. Aber Unbehagen ist kein Grund, diese Geschichten zu meiden; es ist eine Einladung, zu wachsen“, betonte jetzt der bekannte, amerikanische Autor und Therapeut Chris Tompkins im Gespräch mit der größten queeren Organisation der USA, GLAAD.
Akzeptanz oder Intoleranz
Dabei betonte der Schriftsteller weiter, wie wichtig es ist, gerade an Schulen LGBTIQ+-Bücher offen bereitzustellen, um queeren Kindern die Angst zu nehmen: „Schon der Anblick eines Buches oder Aufklebers sendet die subtile Botschaft, dass dieser Raum sicher ist. Es ist nie zu früh, um mit Kindern authentische Gespräche zu führen, damit sie lernen, dass es viele Arten des Menschseins gibt. Bücher helfen Kindern, sich auf ehrliche und verständliche Weise ein Bild von der Welt zu machen. Dass sie in öffentlichen Schulen zu finden sind, hat nichts mit Politik zu tun, sondern mit Integration und der Förderung von Empathie für unterschiedliche Identitäten. Kinder werden alles lernen, was wir ihnen beibringen. Sie können Akzeptanz genauso leicht lernen wie Intoleranz.“ Zusammen mit anderen Autoren und queeren Verbänden hofft Tompkins in diesen Tagen nun, dass die neun Richter eine mehrheitlich positive Entscheidung treffen werden.