Exorzismus bei Homosexuellen Eine kirchliche Wohltätigkeitsorganisation in England kämpft gegen Homosexualität - und hat dabei den Segen der Regierung
Die internationale LGBTI*-Organisation All-Out schlägt jetzt Alarm bezüglich zahlreicher Exorzismen, die in Großbritannien an Homosexuellen durchgeführt werden – indirekt begünstigt durch die britische Regierung
Homophobie mit dem Segen der Regierung?
Konkret geht es dabei um die kirchliche Wohltätigkeitsorganisation Forward In Faith Church International Incorporated (FIFCII), die bei der Charity Commission von England und Wales als offizielle Einrichtung gelistet ist und damit auch berechtigt ist, Spenden zu erhalten mit allen damit verbundenen Steuervorteilen.
Die Kommission ist vergleichbar mit einer Körperschaft des öffentlichen Rechts und legt als indirekte britische Behörde Rechenschaft gegenüber dem Parlament ab. Im Vereinigten Königreich sind Wohltätigkeitsorganisationen gesetzlich verpflichtet, im Sinne des Gemeinwohls zu handeln, aber oftmals neigte die Kommission in der Vergangenheit bereits dazu, bei vermeintlich christlichen Organisationen ein Auge zuzudrücken.
All-Out erklärte zu den Methoden der FIFCII: „Diese sogenannten Exorzismen behaupten, die sexuelle Orientierung einer Person durch das Vertreiben von ´schwulen Dämonen´ zu ´heilen´, eine Praxis, die nicht nur wissenschaftlich unbegründet, sondern auch tief schädlich für die Betroffenen ist.“
Forderung nach gründlicher Prüfung
Ein lokaler Schwulenaktivist startete in diesen Tagen nun online eine Petition, die inzwischen von All-Out unterstützt wird. „Die Aktivitäten von FIFCII scheinen den Grundsätzen der Gleichheit und menschlichen Würde, die dem britischen Wohltätigkeitsrecht zugrunde liegen, zu widersprechen. Die Förderung solcher schädlicher und diskriminierender Praktiken wirft ernsthafte Fragen darüber auf, ob die FIFCII ihre Verpflichtungen als Wohltätigkeitsorganisation erfüllt.“
Die Forderung ist somit klar: „Wenn eine Wohltätigkeitsorganisation in Aktivitäten verwickelt ist, die Schaden verursachen oder Diskriminierung aufrechterhalten, muss sie zur Rechenschaft gezogen werden. Der Fall von FIFCII verdeutlicht die Notwendigkeit einer gründlichen Untersuchung (…) Die Charity Commission muss umgehend prüfen, ob die Praktiken der FIFCII mit ihrem Status als britische Wohltätigkeitsorganisation vereinbar sind.“
Expansion nach Schottland
Bisher scheint die kirchliche Einrichtung unbehelligt ihren Praktiken nachgehen zu können und wirbt auch mehr oder minder offen für die „Schwulenexorzismen“, die im Rahmen einer Konversionstherapie durchführt werden. Erst vor kurzem expandierte die Organisation und ist inzwischen auch im schottischen Edinburgh vertreten. Weitere Niederlassungen sind aktuell in Glasgow, Aberdeen und Fife geplant. Trotz massiver Kritik wurde die FIFCII jetzt auch vom Office of the Scottish Charity Regulator (OSCR) als offizielle Wohltätigkeitsorganisation akzeptiert, wie die Daily Record berichtet.
Hexerei und Wunderheilung
Auch anderweitig vertritt die Gemeinschaft dabei sehr spezielle Ansichten, ihre Vertreter glauben an Hexerei sowie Wunderheilung durch ihre hauseigenen Priester und betonen, dass Ehefrauen ihren Männern immerzu für Sex zur Verfügung stehen müssen, sobald die Ehegatten dies wünschen. Eine große Anhängerschaft hat die sogenannte Pfingstmodellkirche seit den 1960er Jahren auch in Simbabwe – inzwischen steigen die Mitgliederzahlen aber auch in England sowie ebenso in Schottland offenbar massiv an.
Der Menschenrechtsbeauftragte der humanistischen Organisation National Secular Society (NSS), Alejandro Sanchez, erklärte: „Diese Organisation fördert bösartige Homophobie und Frauenfeindlichkeit und gefährdet möglicherweise viele Leben mit ihren rücksichtslosen Anschuldigungen der Hexerei. Die Behauptung, die Kirche handele im öffentlichen Interesse und sei der Gemeinnützigkeit würdig, ist völlig absurd.“