Eskalation in München? Sowohl Gegner wie Befürworter rufen zu Demonstrationen auf!
Die umstrittene Lesung von Drag-Darstellern vor Kleinkindern in einer Stadtbibliothek in München könnte heute für Tumult sorgen – sowohl Kritiker wie auch Befürworter haben dazu aufgerufen, zu protestieren. Im Vorfeld hatte der Streit um die Lesung zum finalen Ausschluss der CSU bei der diesjährigen Pride-Parade in München gesorgt. Die Partei hatte erklärt, dass sie eine Lesung für Kleinkinder mit Drag-Darstellern für ungeeignet halte. Dagegen gab es Protest von mehreren LGBTI*-Organisationen.
Demonstrationsaufruf von CSD München und AfD
Kurz vor der Lesung heute Nachmittag hatte nun noch die bayerische AfD mit Plakaten in München die Stimmung weiter angeheizt. Darauf zu sehen ist ein Drag-Künstler, der von hinten nach einem Kind greift, das sich ängstlich in den Schritt fast. Darüber der Slogan: „Hände weg von unseren Kindern! Genderpropaganda verbieten!“ Eine halbe Stunde vor der eigentlichen Lesung ruft die Partei zu einer Protestkundgebung vor der Stadtbibliothek auf.
Der CSD München wiederum erklärte dazu: „Schockiert, entsetzt und fassungslos haben wir, der CSD München, die jüngsten Plakate der AfD wahrgenommen (…) Der CSD München und seine Gesellschafter-Vereine, LesCommunity, diversity München, Münchner Aids-Hilfe, Rosa Liste e.V. und Sub e.V. - Schwul in München, fordern alle demokratischen Parteien auf, sich klar von diesem Plakat und der damit zum Ausdruck gebrachten Inhalte zu distanzieren.“
München ist bunt
Der Verein CSD München ruft daher alle Bürger auf, heute Nachmittag bei einer Gegendemonstration vor der Stadtbibliothek ein klares Zeichen zu setzen. Die Demonstration steht unter dem Motto: „München ist bunt“. Tobias Weismantel vom CSD München dazu: „Bildsprache und Polemik des Plakats erinnern stark an die Propaganda der 30er Jahre. So etwas dürfen wir nie wieder zulassen!“
Die heute geplante Veranstaltung hatte politisch vorab bereits hohe Wellen geschlagen, CSU, Freie Wähler und AfD kritisierten die Lesung (teilweise als „Frühsexualisierung“), die Grünen verteidigten das Vorhaben. Bei der Lesung sollen Drag Queen Vicky Voyage und Drag King Eric BigClit für Kinder ab drei bis vier Jahren Bilderbücher vorlesen. Außerdem zu Gast ist die 13-jährige Trans-Autorin Julana Gleisenberg, die in ihrem Buch von dem Weg ihrer Transition erzählt. Mit neun Jahren hatte sie gegenüber ihren Eltern erklärt, trans zu sein.