Direkt zum Inhalt
Erstes Urteil zu Deadnames

Erstes Urteil zu Deadnames Facebook muss Deadname eines Hamburger Politikers wegen Verstoß gegen das Selbstbestimmungsgesetz löschen

ms - 10.01.2025 - 13:00 Uhr
Loading audio player...

Das Landgericht Hamburg hat in seinem jüngsten Urteil mit einer einstweiligen Verfügung Facebook dazu verpflichtet, einen Beitrag zu löschen. In dem betreffenden Post vom 8. November letzten Jahres hatte ein Nutzer auf Facebook den früheren Namen (Deadname) des Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten Adrian Hector (Bündnis 90/Die Grünen) genannt. Hector ist der erste transgeschlechtliche Mann in der Bürgerschaft der Hansestadt und seit 2018 Mitglied der Grünen. Im selben Jahr wurde er in den geschäftsführenden Vorstand des Bundesverbandes Trans* gewählt. 

Erste Entscheidung bezügliche Deadnames

Mit dem Urteil hat erstmals ein Gericht festgelegt, dass trans*Menschen nach dem Selbstbestimmungsgesetz ein Unterlassungsanspruch zusteht, wenn ihr früherer Name gegen ihren Willen offenbart wird. Das Landgericht Hamburg droht der Facebook-Betreiberfirma Meta im Fall der Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro an. Dabei stellten die Richter zudem fest, dass das Offenbarungsverbot sich nicht nur an staatliche Stellen richtet, sondern auch an private Personen. Facebook hafte auch deswegen für den Beitrag, da das Unternehmen trotz eines konkreten Hinweises ihren Prüfungspflichten nicht nachgekommen sei und den Beitrag trotz Aufforderung nicht gelöscht hatte. 

Anerkennung von Trans-Rechten

Hector selbst freute sich über das Urteil – seit Monaten ist er Anfeindungen im Netz ausgesetzt: „Dieser Sieg bedeutet mir unglaublich viel. Es ist ein wichtiger Schritt in Richtung Anerkennung und Schutz der Rechte von trans* Menschen. Das Gericht hat klargestellt, dass wir nicht einfach alles hinnehmen müssen und dass der Staat uns schützt, wenn unsere Identität missachtet wird. Diese Entscheidung stärkt unsere Gemeinschaft und sendet ein deutliches Signal, dass wir das Recht haben, unser Leben selbstbestimmt zu führen – auch online. Ich hoffe, dass dieses Urteil auch anderen trans* Menschen Mut macht, für ihre Rechte einzutreten und sich gegen Diskriminierung zu wehren.“ 

Hectors Rechtsanwalt Dr. Jasper Prigge betonte zudem: „Niemand muss hinnehmen, wenn sein Deadname verbreitet wird. Es handelt sich um die erste Gerichtsentscheidung, die einen auf das Selbstbestimmungsgesetz gestützten Unterlassungsanspruch anerkennt. In der aktuellen Diskussion darum, ob Plattformen sich aus der Content-Moderation zurückziehen, ist diese Entscheidung ein wichtiges Signal. Denn Persönlichkeitsrechte gelten auch im virtuellen Raum und Betroffene können gegen Rechtsverletzungen effektiv vorgehen.“ Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig, Meta kann gegen das Urteil Widerspruch einlegen.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.
Neue Ausweise in Kolumbien

Anerkennung von queeren Personen

Für die queere Community ist es ein historischer Schritt: Kolumbien erkennt ab sofort trans* und nicht-binäre Menschen in Ausweisdokumenten an.