Direkt zum Inhalt
Eltern und ihre homosexuellen Kinder
Rubrik

Eltern und homosexuelle Kinder Wann bekommen wir endlich Enkel? Sätze wie diese blockieren das Coming-Out vieler junger Menschen

ms - 12.09.2024 - 14:00 Uhr

Eine neue US-Studie zeigt nun Erstaunliches auf: Der Wunsch von Eltern, einmal Großeltern zu werden, übt auf ihre eigenen homosexuellen Kinder nicht nur einen massiven Druck aus, sondern verschleppt auch ein mögliches Coming-Out.

Enkelwunsch als Coming-Out-Bremse 

Wann bekommen wir endlich Enkel? Immer wieder fallen solche Sätze zwischen Eltern und ihren Kindern. Dabei zeigt sich jetzt: Je mehr Eltern dabei die Sorge äußern, ob ihre Kinder eines Tages selbst Kinder haben werden, je stärker wird dadurch das innere emotionale sowie auch das äußere Coming-Out ihrer Sprösslinge verhindert.

Die neue Studie der drei Forscherinnen Danielle J. DelPriore, Olivia Ronan und Pamela Lantz von der Abteilung für Bildung, menschliche Entwicklung und Sozialwissenschaften der Pennsylvania State Universität in Altoona betont dabei explizit die langfristigen und gefährlichen Entwicklungsfolgen, die dabei auftreten können. 

Langfristige Schäden

Zum einen kann vor dem Coming-Out eines jungen Menschen der immer wieder geäußerte Wunsch nach einer Großelternschaft seitens der Eltern zu einem nicht entwickelten und damit nicht gänzlich vollzogenen Outing führen, zum anderen können falsche Reaktionen auch nach einem Eingestehen der Homosexualität das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern langfristig schädigen. Das kann soweit gehen, dass sich ein Zerwürfnis zwischen Eltern und ihren Kindern einstellt, weil diese der Meinung sind, versagt zu haben beziehungsweise nicht genug zu sein für ihre Eltern.   

„Eltern reagieren oft negativ, wenn ein Kind seine minderjährige sexuelle Orientierung offenbart. Wir vermuten, dass die negative Haltung der Eltern in diesem Zusammenhang durch evolutionäre Bedenken hinsichtlich der reproduktiven Ergebnisse ihrer Kinder geprägt sein könnte“, so das Forscherteam. 

Bildungslücken über homosexuelle Lebensrealität

Zur Untermauerung ihrer Thesen haben die drei Wissenschaftlerinnen inzwischen insgesamt drei Studien durchgeführt. Befragt wurden dabei sowohl gleichgeschlechtliche sowie heterosexuelle Eltern, die Ergebnisse sind eindeutig: Die Angst davor, dass die eigenen Kinder homosexuell sein könnten und überdies keine Kinder haben werden, ist vor allem bei jenen Eltern besonders groß, die wenig Wissen über Homosexualität oder moderne Elternschaft aufweisen. Diese negative Betrachtungsweise verhindert dann auch vielerorts das Coming-Out der eigenen Kinder. 

Es gibt allerdings auch Hoffnung: Je mehr Eltern über reproduktive Möglichkeiten (In-vitro-Fertilisation)  erfahren, mit denen Homosexuelle selbst Väter und Mütter werden können, je mehr sinkt die Sorge um einen vielleicht ausbleibenden Nachwuchs und damit einhergehend auch Vorurteile gegenüber Schwulen und Lesben. Mit diesem Wissen ausgestattet, äußern sich heterosexuelle Eltern dann deutlich seltener negativ über eine mögliche Homosexualität ihres Kindes.

Auch Interessant

Kanzlerfrage bei der Union

Friedrich Merz wird Kanzlerkandidat

Friedrich Merz ist Kanzlerkandidat der Union. Mit dieser überraschenden Entscheidung traten er und CSU-Chef Söder heute vor die Presse.
Bidens Resümee

Der US-Präsident und die Community

Der scheidende US-Präsident Joe Biden zieht in einem historischen Interview ein erstes Fazit über seine Arbeit für die LGBTI*-Community.
Geschlechtsneutrale U-Boote

US-Marine erntet Shitstorm

Das erste geschlechtsneutrale Atom-U-Boot der USA wird zum neuen Hassobjekt im amerikanischen LGBTI*-Kulturkampf. Die US-Marine reagiert gelassen.
Pride im Kriegsgebiet

Fazit des Kharkiv Pride in der Ukraine

Rund 30km von der russischen Grenze mitten im Kriegsgebiet demonstrierten jetzt LGBTI*-Menschen beim Kharkiv Pride für mehr Akzeptanz in der Ukraine.
Angst vor der Geldstrafe?

Knickt die Brit-Band The 1975 ein?

Knickt The 1975 ein? Im Rechtsstreit um Schadensersatz nach einem schwulen Bühnenkuss in Malysia sagt die Brit-Band, man habe von nichts gewusst.
Regenbogenfahne im Müll

Ermittlungen gegen FPÖ-Politiker

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen FPÖ-Politiker wegen des Verdachts der Verhetzung. Er hat eine Regenbogenfahne in den Müll geworfen.
Kein Regenbogen in Florida

Homophober Kurs wird immer radikaler

Der Anti-Homosexuellen-Kurs in Florida wird immer radikaler, scharfe Kritik kommt jetzt von LGBTI*-Verbänden und dem Stonewall Museum.
Selbstbestimmungsgesetz

Rund 15.000 Anmeldungen bisher

Rund 15.000 Menschen haben sich laut dem Spiegel bisher für eine Geschlechtsänderung ab 1.11. angemeldet. Frauenverbände indes bereiten Klagen vor.
Große Freude bei Jodie Foster

Emmy-Gewinn für "True Detective"

Große Freude bei Jodie Foster: Die lesbische Schauspierin gewann ihren ersten Emmy für ihre Rolle in "True Detective".