Eltern und homosexuelle Kinder Wann bekommen wir endlich Enkel? Sätze wie diese blockieren das Coming-Out vieler junger Menschen
Eine neue US-Studie zeigt nun Erstaunliches auf: Der Wunsch von Eltern, einmal Großeltern zu werden, übt auf ihre eigenen homosexuellen Kinder nicht nur einen massiven Druck aus, sondern verschleppt auch ein mögliches Coming-Out.
Enkelwunsch als Coming-Out-Bremse
Wann bekommen wir endlich Enkel? Immer wieder fallen solche Sätze zwischen Eltern und ihren Kindern. Dabei zeigt sich jetzt: Je mehr Eltern dabei die Sorge äußern, ob ihre Kinder eines Tages selbst Kinder haben werden, je stärker wird dadurch das innere emotionale sowie auch das äußere Coming-Out ihrer Sprösslinge verhindert.
Die neue Studie der drei Forscherinnen Danielle J. DelPriore, Olivia Ronan und Pamela Lantz von der Abteilung für Bildung, menschliche Entwicklung und Sozialwissenschaften der Pennsylvania State Universität in Altoona betont dabei explizit die langfristigen und gefährlichen Entwicklungsfolgen, die dabei auftreten können.
Langfristige Schäden
Zum einen kann vor dem Coming-Out eines jungen Menschen der immer wieder geäußerte Wunsch nach einer Großelternschaft seitens der Eltern zu einem nicht entwickelten und damit nicht gänzlich vollzogenen Outing führen, zum anderen können falsche Reaktionen auch nach einem Eingestehen der Homosexualität das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern langfristig schädigen. Das kann soweit gehen, dass sich ein Zerwürfnis zwischen Eltern und ihren Kindern einstellt, weil diese der Meinung sind, versagt zu haben beziehungsweise nicht genug zu sein für ihre Eltern.
„Eltern reagieren oft negativ, wenn ein Kind seine minderjährige sexuelle Orientierung offenbart. Wir vermuten, dass die negative Haltung der Eltern in diesem Zusammenhang durch evolutionäre Bedenken hinsichtlich der reproduktiven Ergebnisse ihrer Kinder geprägt sein könnte“, so das Forscherteam.
Bildungslücken über homosexuelle Lebensrealität
Zur Untermauerung ihrer Thesen haben die drei Wissenschaftlerinnen inzwischen insgesamt drei Studien durchgeführt. Befragt wurden dabei sowohl gleichgeschlechtliche sowie heterosexuelle Eltern, die Ergebnisse sind eindeutig: Die Angst davor, dass die eigenen Kinder homosexuell sein könnten und überdies keine Kinder haben werden, ist vor allem bei jenen Eltern besonders groß, die wenig Wissen über Homosexualität oder moderne Elternschaft aufweisen. Diese negative Betrachtungsweise verhindert dann auch vielerorts das Coming-Out der eigenen Kinder.
Es gibt allerdings auch Hoffnung: Je mehr Eltern über reproduktive Möglichkeiten (In-vitro-Fertilisation) erfahren, mit denen Homosexuelle selbst Väter und Mütter werden können, je mehr sinkt die Sorge um einen vielleicht ausbleibenden Nachwuchs und damit einhergehend auch Vorurteile gegenüber Schwulen und Lesben. Mit diesem Wissen ausgestattet, äußern sich heterosexuelle Eltern dann deutlich seltener negativ über eine mögliche Homosexualität ihres Kindes.