Direkt zum Inhalt
Eklat bei der UN
Rubrik

Eklat bei der UN Erneuter Angriff auf LGBTI*-Community seitens des türkischen Präsidenten

ms - 25.09.2023 - 12:00 Uhr

Der türkische Präsident Tayyip Erdogan hat einmal mehr für einen Eklat gesorgt – bei den Vereinten Nationen ist das UN-Logo in diesen Tagen in leuchtenden Farben geschmückt, um auf die Förderung der Ziele für nachhaltige Entwicklung hinzuweisen. Erdogan hingegen will darin „LGBT-Farben“ erkannt haben und beschwerte sich daraufhin lautstark.

Scharfe Worte gegen LGBTI*

„Eines der Punkte, die mich am meisten stört, ist, dass man beim Betreten der Generalversammlung der Vereinten Nationen die LGBT-Farben auf den Stufen und an anderen Orten sieht. Wie viele LGBT gibt es derzeit auf der Welt? Wie viel Rechte sie auch immer auf diesen Stufen haben, diejenigen, die gegen LGBT sind, haben genauso viel Rechte“, so der türkische Präsident gegenüber dem TV-Sender Haberturk. In den letzten Monaten war Erdogan immer wieder mit scharfer Rhetorik gegenüber die LGBTI*-Community aufgefallen.

Erdogan sieht LGBTI*-Gespenster

Für nicht gerade wenige EU-Diplomaten stellt der neuste politische Eklat von Erdogan auch insofern eine Posse da, weil in diesen Tagen ein Reigen von insgesamt 17 verschiedenen Farben das UN-Hauptquartier an diversen Orten schmücken, weit mehr als die klassischen sechs Farben der LGBTI*-Community. Kurzum, Erdogan sieht LGBTI*, wo es gar nicht um die Community geht.

Ein Sprecher von UN-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte dazu, die 17 Farben stehen für die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die 2015 von den Staats- und Regierungschefs der Welt mit einer Frist bis 2030 verabschiedet wurden. Es ginge dabei um eine globale „To-do-Liste“, die unter anderem die Beseitigung von Hunger und extremer Armut, die Bekämpfung des Klimawandels und der Ungleichheit sowie die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter umfasst. Ob Erdogan das schlussendlich verstanden hat, ist nicht bekannt.

Schwulsein ist keine Entscheidung

Während der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York Ende letzter Woche hatte allerdings der schwule luxemburgische Premierminister Xavier Bettel klare Worte gefunden und erklärt: „Wir werden erst die Organisation der Vereinten Nationen sein, wenn wir alle, unabhängig davon, wo ein Mensch geboren wurde, welcher Religion er angehört, welche sexuelle oder politische Orientierung er hat, die gleichen Rechte haben (…) Die Definition der Menschenrechte hängt auch heute noch oftmals vom Geburtsort ab. Wir müssen die Intoleranz bekämpfen. Ich dachte, wir hätten aus dem Zweiten Weltkrieg gelernt?“ In vielen Ländern käme Homosexualität dabei bis heute einem Todesurteil gleich, so Bettel weiter.

Dabei bekräftigte der 50-jährige Premierminister auch: „Ich bin schwul. Das ist keine Entscheidung, die ich eines morgens getroffen habe, als ich aufwachte und mir sagte: ´Ich liebe Männer´. Das Schwierigste dabei war, mich selbst zu akzeptieren. Man kann sich nicht aussuchen, ob man schwul ist, aber sehr wohl, ob man homophob ist. Wir müssen diejenigen bekämpfen, die die Vielfalt nicht akzeptieren.“ Ob Erdogan da auch ganz genau hingesehen und hingehört hat, ist leider ebenso nicht bekannt.

Auch Interessant

Premiere in Wasserburg

Der erste CSD in der Stadt am Inn

„Schwule? Sowas gibt's doch bei uns net!“ Das hören Homosexuelle in Wasserburg am Inn noch öfters und deswegen startet jetzt genau dort der erste CSD!
Sorge um Trumps Agenda

Was denkt Trump wirklich über LGBTI*?

Bizarre Situation: Die republikanischen Hardliner haben aktuell die Sorge, dass Präsidentschaftskandidat Trump gar nicht so LGBTI*-feindlich ist.
Anschlag in Oslo

Attentäter bekommt Höchststrafe

30 Jahre Haft für das Attentat auf den Gay-Club „London Pub“ in Olso, bei dem zwei schwule Männer starben. So lautet das Urteil gegen Zaniar Matapour.
Queeres Leben auf dem Land

Mehr Regenbogen im Allgäu

LGBTI*-Leben auf dem Land, geht das wirklich? Das geht, beweist seit rund drei Jahren ganzjährig der Verein Allgäu Pride.
Millionenstrafe für Grindr

Weitergabe von sensiblen Daten

Das Urteil bleibt bestehen: 5,8 Millionen Euro Bußgeld, weil Grindr in Norwegen offenbar sensible Daten von Nutzern weitergegeben hat.