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Ehe für alle
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Ehe für alle Schweden steht bei der Zustimmung unangefochten an erster Stelle - Schlusslicht ist Nigeria!

ms - 30.11.2023 - 11:30 Uhr
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Eine neue Studie des Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center hat nun detailliert untersucht, wie die aktuelle Lage zum Thema gleichgeschlechtliche Ehe tatsächlich weltweit aussieht – dabei zeigten sich sowohl hohe Zustimmungswerte wie auch radikale Formen der Ablehnung. Bereits im Sommer waren erste Daten publiziert worden, konkrete weitere Ergebnisse wurden nun veröffentlicht. 

Schweden steht hinter der Homo-Ehe

Die höchsten Zustimmungswerte für das Recht auf eine gleichgeschlechtliche Ehe finden sich aktuell in Schweden (92%), den Niederlanden (89%), Spanien (87%), Frankreich (82%) und Deutschland (80%) – direkt danach folgen Kanada (79%), Australien (75%) und Großbritannien (74%). Am anderen Ende des Rankings der 32 weltweit beteiligten Länder finden sich wenig überraschend Nigeria (2%), Kenia (9%) und Indonesien (5%). Die niedrigsten Werte in Europa gibt es in Polen (41%) und Ungarn (31%).

In den meisten Ländern zeigt sich dabei ein deutlicher Bewertungsunterschied zwischen älteren und jungen Befragten – letztere stimmen mit deutlicher Mehrheit zumeist für eine gleichgeschlechtliche Ehe. In einigen Ländern ist der Unterschied extrem deutlich und offenbart beispielsweise in Taiwan (Unterschied 42%), Mexiko (Unterschied 29%) oder Singapore (28%) einen enorme Kluft zwischen den Generationen.

Homo-Ehe für Männer weniger beliebt

Ein weiterer Unterschied offenbart sich mit Blick auf das Geschlecht bei der Frage, wie sehr Menschen der Homo-Ehe zustimmen. Dabei zeigte sich, dass in praktisch allen Ländern die Akzeptanz für eine lesbische Ehe höher ist als für den Ehebund zwischen zwei Männern. Besonders klafft in Polen, Süd-Korea, Süd-Afrika oder auch Argentinien eine Lücke, die größte Differenz gibt es allerdings in Australien: Während die Befragten die gleichgeschlechtliche Ehe für Frauen mit 83 Prozent für gut befinden, fällt die Zustimmung bei den Männern auf gerade einmal 67 Prozent ab.

Auch in Deutschland zeigt sich hier ein Gefälle – Ehen zwischen zwei Lesben finden 85 Prozent gut, ein Bündnis zwischen Männern hingegen nur 74 Prozent. Am wenigsten Unterschiede zwischen Mann und Frau bei der Frage der Zustimmung zur gleichgeschlechtlichen Ehe machen die Amerikaner, die Niederländer und die Franzosen sowie die Menschen aus Hong Kong.

Politische und religiöse Unterschiede

Die Einstellung zur Ehe für Schwule und Lesben ist dabei immer auch eine politische Frage, wenig verwunderlich findet die Homo-Ehe im linken politischen Spektrum in den einzelnen Ländern zumeist deutlich mehr Zustimmung als im rechten, Amerika führt hier unangefochten mit 54 Prozent Unterschied zwischen Linken und Rechten das Ranking an. Die wenigsten Abweichungen bei der Frage der Zustimmung zur Homo-Ehe auf politischer Ebene finden sich in Schweden, Frankreich und den Niederlanden. In Deutschland befürworten 86 Prozent der politisch Linken sowie 74 Prozent der politisch Rechten die gleichgeschlechtliche Ehe.

Wenig verwunderlich zeigt sich auch, dass die Ehe für Schwule und Lesben vor allem in jenen Ländern auf starken Widerstand stößt, in denen Religionen noch eine starke Machtentfaltung innehaben – besonders negativ werden Rechte für Homosexuelle dabei unter Muslimen und Christen bewertet.  

Starke Differenzen in Asien

Einen besonderen Blick warf das Forscherteam auch auf die Situation in Asien, wo die Bewertungen in den einzelnen Ländern besonders konträr ausfallen. Die höchsten Zustimmungswerte finden sich in Japan (68%), dessen Regierung sich bis heute schwer damit tut, die gleichgeschlechtliche Ehe einzuführen. Weitere hohe Werte finden sich Vietnam (65%), Thailand (60%) und Hong Kong (58%).

Indien, welches gerade darum kämpft, als drittes Land in Asien die gleichgeschlechtliche Ehe einzuführen, findet dafür in der Bevölkerung eine knappe Mehrheit von 53 Prozent. Auf wenig Akzeptanz stößt die Homo-Ehe indes in Indonesien (5%) oder Malaysia (17) – letzteres geriet gerade erst die Tage erneut negativ in die Schlagzeilen, weil im kommenden Jahr im Land ein „Islamisches Rehabilitationszentrum“ eingerichtet werden wird, in dem Schwule und Lesben von ihrer Homosexualität „geheilt“ werden sollen.     

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