Drogen und HIV UN-Suchtkommission berät über Strategien zur Verbesserung der Lage
Heute startet die 66. Tagung der UN-Suchtstoffkommission – ein wesentliches Schwerpunktthema ist das Zusammenspiel von Menschen mit HIV und der Einnahme von Drogen. Die Kernfrage dabei ist, mit welchen Präventivmaßnahmen sich die Anzahl von HIV-positiven Drogenkonsumenten in den kommenden Jahren verringern lassen kann, gerade auch deswegen, weil jener Personenkreis zudem besonders anfällig für Tuberkulose, Hepatitis und andere Infektionskrankheiten ist. Das Risikoverhalten ist dabei bei mehren Bevölkerungsgruppen besonders hoch, dazu zählen vor allem nach wie vor schwule und bisexuelle Männer, Menschen in Gefängnissen, Sexarbeiter und Trans-Personen, so die UN.
HIV unter schwulen Männern
Dabei hält die UN in ihrem Bericht zudem fest, dass sich die HIV-Epidemie bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), in den meisten Ländern weiter ausbreitet: „In großen städtischen Gebieten ist die HIV-Prävalenz unter Männern, die Sex mit Männern haben, im Durchschnitt 13-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Ein Grund für die hohe HIV-Prävalenz unter Männern, die Sex mit Männern haben, könnte darin liegen, dass die HIV-Übertragung durch Analverkehr ohne Kondom effizienter ist als durch Vaginalverkehr ohne Kondom.“ Verstärkt wird das Risiko dabei außerdem durch eine hohe Anzahl männlicher Sexualpartner und gleichzeitigem injizierenden Drogenkonsum. „Je nach Region reichen die Schätzungen der HIV-Prävalenz unter Männern, die Sex mit Männern haben, zwischen 3,0 % im Nahen Osten und Nordafrika bis zu 25,4 % in der Karibik.“
Stigmatisierung ist die größte Hürde für HIV-Dienste
Oftmals wird die Lage in jenen Ländern durch diskriminierende Gesetze, Stigmatisierung (auch durch das Gesundheitspersonal) und homophobe Gewalt massiv verschlimmert und stellt noch immer ein großes Hindernis für die Bereitstellung von HIV-Diensten für schwule Männer dar. „Viele Länder kriminalisieren Sex mit demselben Geschlecht bis heute“, so die UN weiter. Die Suchtkommission hält dabei fest, dass es in 38 von 53 Ländern in Afrika sowie in 83 Ländern auf dem amerikanischen Kontinent sowie in Asien und im Nahen Osten noch immer Gesetze gibt, die sich gegen schwulen Sex richten. „Die Bandbreite der gesetzlichen Sanktionen und das Ausmaß, in dem das Strafrecht durchgesetzt wird, unterscheiden sich von Land zu Land.“
Maßnahmenkatalog gegen weitere Ausbreitung
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat zusammen mit der Expertenabteilung der Vereinten Nationen UNODC sowie der Aids-Organisation UNAIDS deswegen aktuelle Richtlinien erarbeitet und konkretisiert. Der Leitfaden zur Verringerung der HIV-Infektionen bei Menschen, die Drogen injizieren (PWID), enthält neun Maßnahmen, die sich bei der Verringerung der HIV-Übertragung in dieser Bevölkerungsgruppe als wirksam erwiesen haben. Als besonders effektiv zeichnen sich dabei bisher eine verbesserte antiretrovirale Therapie, schnellere Test- und Beratungsmöglichkeiten, ein breiteres Angebot an sauberen Spritzen und eine breit angelegte Drogentherapie ab.
In weiteren Punkten soll unter anderem die Kondomnutzung gefördert werden, mehr Wissen über sexuell übertragbare Krankheiten bereitgestellt werden, Opioid-Überdosierungen mit der Verteilung von Naloxon entgegengewirkt werden oder auch durch Impfungen (Hepatitis) und einer besseren Bildung in Jugendjahren der Verbreitung von HIV im Zusammenspiel mit Drogenkonsum entgegengewirkt werden. „Der allgemeine Zugang zu diesem umfassenden Paket von neun Maßnahmen ist eine Priorität. Wenn sie in großem Umfang durchgeführt werden, können sie den Aufwärtstrend der HIV-Epidemie unter PWID eindämmen und umkehren“, so die UN-Suchtkommission in ihrer Stellungnahme.