Diversität in Österreich Förderung von Diversität in Wien – aber ohne LGBTIQ+
Es klingt beinahe ein wenig paradox, doch LGBTIQ+ und Diversität gehören für viele Unternehmen in Wien nicht zwingend zusammen – zu diesem Schluss kommt eine neue, repräsentative Studie, die aufzeigt: Jede vierte Firma im Land, die Diversität fördert, vergisst das Thema LGBTIQ+ dabei komplett.
LGBTIQ+ sei „nicht relevant“
Die Studie entstand im Zeitlauf eines Jahres bis zum März 2025, befragt wurden 6.380 Unternehmen mit mindestens zehn Angestellten. In Auftrag gegeben worden war die Studie von der Stadt Wien, der Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ+-Angelegenheiten (WASt), der Wirtschaftskammer Wien, Pride Biz Austria und KMU Forschung Austria.
Einerseits bekennen sich zwar demnach immer mehr Firmen zu Diversität – inzwischen sind es sechs von zehn Unternehmen –, doch die Mehrheit von ihnen versteht darunter in erster Linie die Förderung von Frauen. Homosexuelle und queere Menschen werden dabei bis heute kaum berücksichtigt. „Die sexuelle Orientierung wird nach wie vor als Privatsache und als nicht relevant für die Arbeitswelt betrachtet“, so Astrid Weinwurm-Wilhelm, Vizepräsidentin von Pride Biz Austria, zu den Gründen.
Klares Standing bei Diversität
Dabei zeigt sich ein weiteres Gefälle: Diversität, die LGBTIQ+ inklusive ist, wird größtenteils offen bei sehr großen und internationalen Konzernen in Wien gelebt. Kleine Unternehmen indes würden vor allem informell Inklusion fördern, beispielsweise durch eine offene Unternehmenskultur, ohne dies nach außen zu tragen. Insgesamt stehen nur 38 Prozent aller Unternehmen offen und explizit zu LGBTIQ+.
Dabei zeigt die neue Studie auch auf, wie sinnvoll die Einbindung von queeren und homosexuellen Menschen in ein moderndes Führungskonzept einer Firma ist: Durch ein verbessertes Arbeitsklima entsteht eine deutlich höhere Zufriedenheit unter den Angestellten und dadurch auch ein Erfolgsfaktor für das Unternehmen - die Produktion steigert sich. Dazu kommt, dass immer mehr gut ausgebildete Bewerber inzwischen Wert auf ein LGBTIQ+-freundliches Umfeld legen.
Probleme bei kleineren Unternehmen
In kleinen Betrieben würden LGBTIQ+-Themen dabei weiterhin eine Herausforderung bleiben, vor allem auch, weil es an Zeit und Ressourcen, aber auch mancherorts am nötigen Wissen fehlt. Für jene Firmenchefs sei Inklusion zudem eher ein nettes „Nice To Have“ und keine tatsächliche Bereicherung ihres Unternehmens, so die Studienautoren weiter. Dazu kommt, dass der Erfolg bei kleineren Betrieben schwerer nachweisbar ist, selbst wenn sie LGBTIQ+-positiv sind.
Die Forderungen aus der Befragung: Unternehmen müssten konkrete Diversitätsbeauftragte benennen, nachhaltige Strukturen aufbauen, geschlechtsneutrale Arbeitsräume anbieten, interne Vertrauenspersonen benennen und sich untereinander besser vernetzen. Zudem sei es wichtig, diesen Einsatz auch nach außen deutlich zu kommunizieren.