Direkt zum Inhalt
Das Bildnis des Dorian Gray

Das Bildnis des Dorian Gray Neuverfilmung als Serie: Oscar Wildes Klassiker als moderne homoerotische Geschichte

ms - 23.08.2024 - 11:45 Uhr
Loading audio player...

Das dürfte sehr spannend werden: Der Streamingdienst Netflix will Oscar Wildes Buchklassiker „Das Bildnis des Dorian Gray“ als homoerotische Serie neu verfilmen – und dürfte damit dem Originaltext hoffentlich näher kommen als alle bisherigen Filmadaptionen. 

Jahrzehnte der Zensur

Wilde selbst hat in seinem einzigen Roman viele homoerotische Bezüge um den ewig jungen Dorian Gray ersponnen – vieles davon viel der Zensur zum Opfer. Erst 2011 wurde die unzensierte Ausgabe mit rund 500 Wörtern neu publiziert. Darin wird an mehreren Stellen sehr deutlich über romantische und homoerotische Gefühle zwischen den Protagonisten berichtet – mit Spannung wird deswegen jetzt erwartet, wie Netflix die Geschichte umsetzen will. Bisher hat der Streamingdienst bereits mit einigen Formaten wie „Heartstopper“ oder „Sex Education“ ein Gespür für homosexuelle Storylines gezeigt.  

Schwule Experten hinter der Kamera

Auch der bisher bekannte Cast verspricht viel: Produziert wird die Serie von Greg Berlanti und seinem Ehemann Robbie Rogers. Katie Rose Rogers, Autorin und Co-Produzentin von „Fellow Travelers“ sowie Schwester von Robbie Rogers, wird die Serie schreiben. Berlanti führte bereits Regie bei schwulen Filmperlen wie „Der Club der gebrochenen Herzen“ oder auch „ Love, Simon“ und wirkte als Produzent in der schwulen Love-Story „Royal Blue“ bei Amazon Prime mit. Der Titel der neuen Serie steht auch schon fest „The Grays“ – bereits 2025 könnte die Serie erscheinen.  

Eine ewig zeitlose Story

Die Geschichte um den wunderschönen Dorian soll in der Gegenwart und in der heutigen Schönheitsindustrie angesiedelt sein. Die Hauptfigur und der Künstler Basil Hallway werden als Geschwister neu besetzt. Im Kern wird aber weiterhin die Geschichte von Dorian Gray erzählt, einem jungen schönen Mann, der ein Gemälde von sich anfertigen lässt – im Lauf der Jahre altert nur das Porträt, er selbst bleibt indes jung und frei von den Spuren seiner zahlreichen sexuellen Eskapaden. 

Gray wird dabei immer maßloser und grausamer, bis er am Ende desillusioniert Selbstmord begeht. Am nächsten Morgen finden seine Dienstboten seine Leiche, die kaum mehr zu erkennen ist, so verlebt erscheint sie. Das Porträt dagegen erstrahlt „in vollem Glanz seiner köstlichen Jugend und Schönheit“.

Würdigung nach 135 Jahren

Der schwule irische Autor Oscar Wilde hat mit seinem Prosahauptwerk viel gewagt, als es 1890 erstmals erschien. Der Roman galt jahrelang als anrüchig, sinnlich und nur kaum versteckt auch als homoerotisch und war Gegenstand des Unzucht-Prozesses gegen Wilde. Es ist zu hoffen, dass mit der zeitgemäßen Neuverfilmung die ursprüngliche Geschichte endlich so gewürdigt wird, wie sie es verdient hat. 

Der Buchklassiker wurde indes bereits über ein Dutzend Mal verfilmt, zumeist wurden die homoerotischen Bezüge aber immer wieder glatt gebügelt, auch in der letzten großen aber leider eher mittelmäßigen Verfilmung aus dem Jahr 2009 mit Ben Barnes (Die Chroniken von Narnia) in der Hauptrolle. Als bisher beste Verfilmung gilt bis heute die Umsetzung aus dem Jahr 1970 des italienischen Regisseur Massimo Dallamano. Als Dorian Gray agierte damals der junge schwule Schauspieler Helmut Berger, der lange Zeit als „der schönste Mann der Welt“ und 2023 im Alter von 78 Jahren verstarb

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.