Covid stoppte Entwicklung In den USA könnte die Zahl der HIV-Positiven massiv ansteigen
Ein sehr ernüchterndes Fazit zieht die oberste amerikanische Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) jetzt mit Blick auf die aktuellen Forschungen im Kampf gegen HIV. Experten erklärten im jährlichen HIV-Bericht, dass die Covid-19-Krise bei der HIV-Bekämpfung einen massiven Kollateralschaden verursacht hat, der noch Jahre in Anspruch nehmen könnte – ein mehr als ernüchterndes Ergebnis, das im direkten Gegensatz zum Plan der Regierung steht, die HIV-Epidemie bis 2030 zu besiegen.
Der jährliche HIV-Bericht gibt erstmals einen Überblick über die Entwicklung von HIV und Corona und den forschungstechnischen Wechselwirkungen. Dr. Demetre Daskalakis, Direktor der CDC-Abteilung für HIV/AIDS-Prävention: "Covid-19 hat uns definitiv einen Schlag versetzt. Das Jahr 2020 kann schon einmal als verlorenes Jahr bezeichnet werden. Wir wissen aktuell nicht wirklich, wie es genau mit den HIV-Übertragungen aussieht, das ist etwas, das uns natürlich Sorgen bereitet.“
Im Zuge der Pandemie und Lockdowns ist die Zahl der HIV-Testungen in den USA auf einen Tiefststand gefallen – einstmalige HIV-Gesundheitsdienste und Testzentren waren zudem nahezu einzig mit Covid-Testungen und Auswertungen beschäftigt. Mehrere Studien aus dem Jahr 2020 belegen, dass die HIV-Testungen zwischenzeitlich in den einzelnen Bundesstaaten vollends zum Erliegen gekommen sind (Rückgang bis zu 97 Prozent) und auch langfristig um mehr als die Hälfe (minus 54 Prozent) zurückgegangen sind. Daher sei es sehr realistisch, anzunehmen, dass die nationale HIV-Übertragungsrate nach Jahrzehnten des hart erkämpften Rückgangs jetzt wieder angestiegen ist.
"Ich denke, dass es wahrscheinlich viel mehr Menschen gibt, die nicht diagnostiziert sind, als wir in den letzten Jahren hatten. Zudem führen diese Verzögerungen bei der HIV-Diagnose natürlich zu einem Anstieg der Übertragungen. Menschen, die sich erst kürzlich mit HIV angesteckt haben, haben in der Regel eine sehr hohe Viruslast, wodurch das Virus viel leichter übertragbar wird“, so Dr. Hansel Tookes, Facharzt für Infektionskrankheiten an der Universität der Miami Miller School of Medicine.
Eine mehr als bittere Entwicklung, gerade auch angesichts des neuen Bundesplans mit dem Namen „Ending the HIV Epidemic in the U.S.“ (kurz EHE), den die US-Regierung jüngst gestartet hat. Epidemiologen befürchten sogar, dass sich die dramatischen Ungleichheiten bei der HIV-Prävention in puncto Rasse und sexueller Orientierung, die das Land während der HIV-Epidemie lange Zeit geplagt haben, nun in der Covid-Ära erneut verschlimmert haben könnten. Zuletzt lebten im Jahr 2020 fast 1,1 Millionen Menschen mit diagnostiziertem HIV in den USA. Das CDC ging dabei von rund 100.000 weiteren Amerikanern aus, die nichts von ihrer HIV-Infektion wissen. Gerade diese Dunkelziffer könnte binnen der letzten zwei Jahre massiv angestiegen sein.