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Cold Case in Hamburg

Cold Case in Hamburg Wer ermordete 1992 einen schwulen Blumenhändler?

ms - 10.09.2024 - 16:00 Uhr
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Wer ermordete im März 1992 einen schwulen Blumenhändler in Hamburg? Nach 32 Jahren wird der einstige Cold Case jetzt vor dem Landgericht behandelt – angeklagt ist ein heute 53-jähriger Mann, der mit Hilfe von DNA-Spuren ausfindig gemacht und festgenommen werden konnte. Der Angeklagte bestreitet gegenüber dem Gericht alle Vorwürfe, will aber keine weitere Aussage tätigen. 

Verhaftung nach 32 Jahren

Offen ist dabei die Frage, ob dem heute 53-jährigen Rumänen überhaupt ein klarer Vorsatz für Mord nachgewiesen werden kann – handelt es sich „nur“ um einen Totschlag, wäre dieser längst verjährt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte aus Habgier gehandelt hat.

Im Jahr 2023 wurde der Cold Case noch einmal untersucht, dabei gab es bei den DNA-Spuren einen Treffer in Italien. Mittels eines europäischen Haftbefehls konnte der Angeklagte schlussendlich im Oktober 2023 in Großbritannien festgenommen werden. In Italien ist der Mann bereits wegen Diebstahls und anderer Delikte verurteilt, so die Vorsitzende Richterin Birgit Woitas. 

Ist die Beweislast ausreichend?

Im Jahr 1992 soll sich der damals junge Angeklagte mit dem 60-jährigen Blumenhändler in dessen Wohnung im Stadtteil Horn getroffen haben. Die beiden Männer gerieten in Streit, daraufhin soll der Rumäne mit einer Rumflasche auf den Hamburger eingeschlagen haben. Dieser erlitt einen Schädelbasisbruch. Der junge Täter knebelte und fesselte den 60-Jährigen daraufhin mit einem Bettlaken und flüchtete mit bis zu 2.000 D-Mark, so die Anklageschrift. Das Opfer verstarb an seinen schweren Verletzungen. 

Der lebenslustige Blumenhändler habe damals häufig Besuch von jungen schwulen Männern gehabt, auch der Angeklagte sei in der Wohnung des Mannes gewesen, wie die Verteidigerin Alexandra Elek einräumt. Dabei sei es auch zu Sex zwischen den beiden Männern gekommen. Es gebe jedoch keine Beweise für einen Mord aus Habgier, die DNA-Spuren seien nur an Gläsern, nicht aber an der Tatwaffe gefunden worden. Die ganze Anklage sei daher „hochspekulativ“, so Elek weiter. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Zeugen entweder bereits verstorben sind oder sich wie im Fall des damals ermittelnden Mordkommissars nicht mehr an Details erinnern können. 

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