Bücherverbot in Sydney Der Stadtrat des Bezirks Cumberland will Bücher über homosexuelle Eltern verbannen
In den USA gehören Buchverbote mit LGBTI*-Inhalten in konservativen Regionen unter stark republikanischer Führung schon beinahe zum guten Ton, nun macht allerdings auch die Stadt Cumberland, ein Bezirk im Westen von Sydney, diesbezüglich Schlagzeilen – der Stadtrat beschloss, alle Bücher über homosexuelle Menschen und gleichgeschlechtliche Eltern mit sofortiger Wirkung aus den Bibliotheken zu verbannen.
Mit Hinterlist zum Buchverbot
Das Bücherverbot gelang den Hardlinern im Cumberland dabei nur durch einen besonderen Clou: Sie stimmten darüber ab, just als fünf Stadträte gar nicht anwesend waren. So kam es dazu, dass sechs verbleibende Stadträte für das Verbot votierten, fünf andere dagegen. Eine äußerst knappe Nummer.
Die Idee stammte dabei von Stadtrat und Ex-Bürgermeister Steve Christou, einem klaren Gegner von Homosexuellenrechte. Christou echauffierte sich im Besonderen über das Buch „Gleichgeschlechtliche Eltern“ von Holly Duhig – darin gäbe es laut dem Hardliner „beunruhigende Aussagen“ wie jene: „Jemanden aufgrund seiner Liebe ungerecht zu behandeln, ist eine Form der Diskriminierung und niemals in Ordnung.“ Im gleichen Atemzug bestätigte Christou allerdings, dass er das Buch nie ganz gelesen habe – vielleicht waren die 28 Seiten auch einfach zu lang für ihn.
Ebenso für das Verbot sprach sich auch Stadtrat Mohamad Hussein aus, gegenüber der Presse erklärte er, die Entscheidung habe er „im Einklang mit meinen religiösen Überzeugungen“ getroffen.
Fanatiker schaden dem Land
Allerdings regt sich inzwischen nicht nur massiver Widerstand, auch die Kritik wird in diesen Tagen immer lauter – die radikale Entscheidung durch die Hintertür könnte als politischer Boomerang vor den nächsten Wahlen im September zurückkommen. Der unabhängige Abgeordnete Alex Greenwich bekräftige so, es sei geltendes Recht, auch LGBTI*-Bücher lesen zu dürfen: „Bücher in Bibliotheken schaden niemandem, Fanatiker hingegen schon.“ Greenwichs Kollegin Allegra Spender sprach von einem „beschämenden Versuch“, das Leben von „queeren Menschen in Australien auszulöschen.“
„Lächerliches Verbot“ sagt der NSW-Premierminister
Ebenso deutlich lehnt inzwischen auch der Kulturminister des Bundesstaats New South Wales (NSW), John Graham, diesen Schritt ab. Das beschlossene Verbot sei ein „schlechtes Zeichen für unsere Zivilisation“. NSW-Premierminister Chris Minns warnte schlussendlich davor, dass homosexuelle Menschen als „politischer Spielball“ missbraucht werden. Das Verbot sei schlicht „lächerlich“.
Inzwischen regt sich auch in der Bevölkerung der Region breiter Widerstand, rund 30.000 Menschen forderten inzwischen bis zum vergangenen Wochenende über eine Petition die Streichung des Buchverbots. Der Druck scheint Wirkung zu zeigen, auf der nächsten Sitzung des Stadtrats Mitte Mai soll jetzt erneut über das Verbot abgestimmt werden – dann mit allen Abgeordneten. Stadtrat Kun Huang sagte dazu, das Verbot sei diskriminierend, diese „Art der Zensur durch Politiker sollte in ganz Australien keinen Platz haben.“