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Die Bibel ist einfach zu „woke“ // © Facebook.com

Bibel ist einfach zu „woke“ Inzest, Totschlag, Samenraub

ms - 27.04.2022 - 09:05 Uhr
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Der queerfreundliche Aktivist Chaz Stevens ist ein Knaller gelungen – mit einer einzigen Aktion sorgt er bei den bibeltreuen und zumeist stark homophoben US-Amerikanern derzeit für Herzrasen. Warum? Stevens fordert eine Konsequenz ein, die rein logisch betrachtet gut durchdacht ist.

Er möchte die Bibel an allen Schulen aus den Bibliotheken und dem Unterricht verbannen lassen.

 

Auslöser dafür war die neue Richtlinie von Ron DeSantis, Gouverneur von Florida.

 

Nachdem er mit dem „Don´t Say Gay“-Gesetz zuerst alle LGBTI*-Themen an Schulen verboten hatte, kündigte er jüngst an, einen Großteil der Schulbücher in Florida ebenso nicht mehr zuzulassen – über 200 Bücher wurden daraufhin bereits entfernt. Konkret hatte das Bildungsministerium des US-Bundestaates angekündigt, 71 Prozent der Mathematiklehrbücher und insgesamt 41 Prozent aller Lehrbücher für alle Klassenstufen abzulehnen. Die Lehrmaterialien, die in den meisten anderen Bundesländern eingesetzt werden, um Standards in puncto Bildung landesweit anzugleichen, enthalten für DeSantis „verbotene Inhalte“ und dienten nur der „Indoktrination“ von Jugendlichen. Explizit nannte der Gouverneur dabei die kritische Aufarbeitung des amerikanischen Rassismus, Informationen zu LGBTI*-Themen oder anderweitig sexuelle Inhalte, die Kinder verstören könnten, als Begründung. DeSantis will sich laut Eigenaussage der „Wokeness“ Amerikas entgegenstellen.

Atheist Stevens hat auf Grundlage dieser Aussagen nun Beschwerde bei acht Schulbezirken in Florida eingereicht, in der er den Platz der Bibel in den Schulen in Frage stellt, denn welches Buch beherbergt schon mehr Themen zu Rassismus, Sklaverei, sexuellem Inzest, Mord, Samenraub, Kinderehen und Vergewaltigungen als die Bibel? Für Stevens ist der Fall klar – ein so verstörendes Machwerk muss aus den schulischen Bibliotheken schnellstmöglich verschwinden.

Natürlich ganz im Sinne von Gouverneur DeSantis, der stets betont, nur den Schutz der lieben Kinder im Blick zu haben. Stevens untermauerte seine Argumentation dabei mit zahlreichen Versen und Textpassagen aus dem sogenannten ´Buch der Bücher´:

„Angesichts der ständigen Besorgnis über die Lehre der kritischen Rassentheorie sollten wir uns nicht auch mit der Haltung der Bibel zur Sklaverei befassen? Ich bin besorgt, dass unsere jungen weißen Schüler solche Passagen lesen und sich plötzlich in der schmutzigen Vergangenheit der Zivilisation wiederfinden könnten. Ich fordere daher das Miami-Dade County Public School System auf, die Bibel unverzüglich aus dem Klassenzimmer, der Bibliothek und jeglichem Unterrichtsmaterial zu entfernen. Und, wie es bei verbotenen Büchern oft der Fall ist, bitte ich die Behörde, diesen riesigen Stapel Fiktion in einem Scheiterhaufen anzuzünden, der eines Wikingerabschieds würdig ist."

 

Stevens spielt dabei auch auf die massiven Bücherverbrennungen an, die in verschiedenen Bundesstaaten bereits vonstattengegangen sind.

 

Zuletzt hatte die Schriftstellerorganisation PEN America bekanntgegeben, dass bereits rund 1.200 verschiedene Buchtitel größtenteils aufgrund von LGBTI*-Themen oder Rassismus-Debatten aus Klassenzimmern und Schulbibliotheken entfernt und mehrfach auch direkt verbrannt worden waren.

"Wenn sie Bücher verbieten wollen, dann sollte die ganze Bibliothek im Spiel sein. Meine Hoffnung ist, dass sie ihre eigenen Maßstäbe auch an sich selbst anlegen und somit die Bibel verbieten werden", so Stevens augenzwinkernd gegenüber der Miami New Times.

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