Direkt zum Inhalt
Beim Barte des Propheten

Beim Barte des Propheten Die neuste Herrenmode in Afghanistan ist auch für Schwule von Interesse

ms - 23.08.2024 - 13:45 Uhr
Loading audio player...

Ein Kommentar von Michael Schmucker 

Die lustige Herrencombo in Afghanistan, die dschihadistische Terrorgruppe namens Taliban, hat nun neue Regeln herausgegeben, wie Frauen und Männer im Land sich zu verhalten haben. Kurz gesagt, Frauen haben gar keine Rechte mehr und Männer sind nur echte Männer mit viel Bartwuchs. 

Ein dickes schwarzes Ding am Kinn

Beim Barte des Propheten also soll man die echten Kerle von den Weicheiern unterscheiden. Dabei reicht nicht einfach irgendwie ein Bart, also so ein netter Drei-Tage-Look ist völlig unpassend und wahrscheinlich noch vermeintlich viel zu schwul, es muss schon so ein richtig dickes schwarzes Ding am Kinn sein, am besten schön verfilzt, ungepflegt und zottelig mit Milbenbefall, um als Mann so richtig anerkannt zu werden. Darüber wacht in aller Ernsthaftigkeit natürlich die strenge Sittenpolizei. 

Noch unklar ist, ob dabei auch die Bartlänge gemessen wird – ab wann ist der Mann ein Mann? Die Frage konnte schon Grönemeyer im Song aus den 1980er Jahren nicht allumfassend beantworten, gelingt es vielleicht jetzt endlich den Taliban? Obwohl gerade die Sache mit den Zentimeterangaben bei Männern ja generell ein heikles Thema ist, da wird ja sehr gerne geschummelt und gezogen und gefeilscht, um die realen Tatsachen in Länge und Umfang größer erscheinen zu lassen – schwule Männer im Dating-App-Dschungel kennen das Phänomen. Zottelt jetzt also auch der afghanische Mann sei Haargeflecht im Gesicht in die Länge, um als echter Kerl durchzugehen? Und ab wieviel Zentimeter Damenbart wird aus der Frau per Definition dann ein Mann? Fragen über Fragen.

Das nackte Bein des Mannes

Dazu müssen die Herren auch noch „mindestens knielange Hosen“ tragen. Bei Temperaturen von weit jenseits der 30 Grad über viele Monate im Jahr hinweg erklärt das vielleicht auch den stets grimmigen Blick und den generellen Missmut, die so viele Bartträger im Land ausstrahlen. Aber warum darf der Mann eigentlich kein Bein zeigen? Die Frauen müssen ja sowieso praktisch durchwegs zu Hause bleiben und dürfen ohne Herrchen gar nicht mehr raus – der nächste Schritt wird konsequent eine Hundeleine sein müssen. 

Vielleicht gilt für die gänzlich verhüllte Frau das Gleiche wie für das männliche Bein: Zu viel nackte Haut könnte andere Männer erotisieren. Ist die Angst vor uns Homosexuellen also einmal mehr so groß? Man kann es nur vermuten. Eins scheint sich indes zu den echten Kerlen in Afghanistan noch gar nicht rumgesprochen zu haben: Immer mehr schwule Männer stehen total auf Kerle mit Bart und finden dies gerade besonders erotisch und anziehend. Was werden die Jungs der Taliban also machen, wenn sie das erst erfahren? Da hilft nur eins noch: Komplette Gesichtsverhüllung wie bei den Frauen. Das ist dann auch gelebte Gleichberechtigung, oder?  

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Donnerknall in den US-Medien

Outing von Fox-New-Kommentator

Erdbeben im konservativen US-Medienzirkus: Der Fox News-Kommentator Robby Soave machte seine Verlobung mit einem schwulen Medizinstudenten öffentlich.
Wohnprojekt in Frankreich

LGBTIQ+-Menschen und HIV-Positive

In Frankreich entsteht das erste Wohnprojekt nur für ältere LGBTIQ+-Menschen und Personen mit HIV - ein Konzept mit Vorbildcharakter.
Reise durch Amerika

LGBTIQ+-Aufklärungskampagne vor Ort

Back to the roots: Die Human Rights Campaign bereits republikanische US-Bundesstaaten, um Vorurteile gegen LGBTIQ+ im persönlichen Gespräch abzubauen.
Haftstrafe für Pornostar

45 Jahre Gefängnis für Ludvig

Der schwule Adult-Star Ludvig wurde in Florida zu 45 Jahren Haft verurteilt, weil er seinen Partner und Pornolabel-Chef William Futral ermordet hat.
Große Trauer in Italien

Schwules Promipaar verunglückt

Das schwule italienische Star-Designerpaar Paglino und Grossi stirbt bei Frontalzusammenstoß auf der Autobahn durch einen 82-jährigen Geisterfahrer.
Statement gegen Hassgewalt

Hamburger Polizei zur Pride Week

Zur aktuellen Pride Week setzt die Hamburger Polizei ein klares Zeichen gegen Hassgewalt - unterstützt von RTL-Star-Choreograf Jorge González.
Bye Bye George

Haftantritt von George Santos

Schwuler Politstar der Republikaner, dann die Verurteilung wegen Betrug, Fälschung, Identitätsdiebstahl. Ab dieser Woche sitzt George Santos in Haft.
Mord aus Habgier

Prozess um Grindr-Date

In Schleswig-Holstein steht ein 21-Jähriger vor Gericht, weil er geplant bei einem Sexdate einen 56-Jährigen mit einem Küchenmesser emordet haben soll
PrEP für alle

England geht neue Wege

Die PrEP ist für „Risikogruppen“ wie sexpositive schwule Männer gedacht - bisher! Großbritannien will die PrEP für alle leichter zugänglich machen.