Beim Barte des Propheten Die neuste Herrenmode in Afghanistan ist auch für Schwule von Interesse
Ein Kommentar von Michael Schmucker
Die lustige Herrencombo in Afghanistan, die dschihadistische Terrorgruppe namens Taliban, hat nun neue Regeln herausgegeben, wie Frauen und Männer im Land sich zu verhalten haben. Kurz gesagt, Frauen haben gar keine Rechte mehr und Männer sind nur echte Männer mit viel Bartwuchs.
Ein dickes schwarzes Ding am Kinn
Beim Barte des Propheten also soll man die echten Kerle von den Weicheiern unterscheiden. Dabei reicht nicht einfach irgendwie ein Bart, also so ein netter Drei-Tage-Look ist völlig unpassend und wahrscheinlich noch vermeintlich viel zu schwul, es muss schon so ein richtig dickes schwarzes Ding am Kinn sein, am besten schön verfilzt, ungepflegt und zottelig mit Milbenbefall, um als Mann so richtig anerkannt zu werden. Darüber wacht in aller Ernsthaftigkeit natürlich die strenge Sittenpolizei.
Noch unklar ist, ob dabei auch die Bartlänge gemessen wird – ab wann ist der Mann ein Mann? Die Frage konnte schon Grönemeyer im Song aus den 1980er Jahren nicht allumfassend beantworten, gelingt es vielleicht jetzt endlich den Taliban? Obwohl gerade die Sache mit den Zentimeterangaben bei Männern ja generell ein heikles Thema ist, da wird ja sehr gerne geschummelt und gezogen und gefeilscht, um die realen Tatsachen in Länge und Umfang größer erscheinen zu lassen – schwule Männer im Dating-App-Dschungel kennen das Phänomen. Zottelt jetzt also auch der afghanische Mann sei Haargeflecht im Gesicht in die Länge, um als echter Kerl durchzugehen? Und ab wieviel Zentimeter Damenbart wird aus der Frau per Definition dann ein Mann? Fragen über Fragen.
Das nackte Bein des Mannes
Dazu müssen die Herren auch noch „mindestens knielange Hosen“ tragen. Bei Temperaturen von weit jenseits der 30 Grad über viele Monate im Jahr hinweg erklärt das vielleicht auch den stets grimmigen Blick und den generellen Missmut, die so viele Bartträger im Land ausstrahlen. Aber warum darf der Mann eigentlich kein Bein zeigen? Die Frauen müssen ja sowieso praktisch durchwegs zu Hause bleiben und dürfen ohne Herrchen gar nicht mehr raus – der nächste Schritt wird konsequent eine Hundeleine sein müssen.
Vielleicht gilt für die gänzlich verhüllte Frau das Gleiche wie für das männliche Bein: Zu viel nackte Haut könnte andere Männer erotisieren. Ist die Angst vor uns Homosexuellen also einmal mehr so groß? Man kann es nur vermuten. Eins scheint sich indes zu den echten Kerlen in Afghanistan noch gar nicht rumgesprochen zu haben: Immer mehr schwule Männer stehen total auf Kerle mit Bart und finden dies gerade besonders erotisch und anziehend. Was werden die Jungs der Taliban also machen, wenn sie das erst erfahren? Da hilft nur eins noch: Komplette Gesichtsverhüllung wie bei den Frauen. Das ist dann auch gelebte Gleichberechtigung, oder?