Ausschluss von trans-Sportlern gefordert Droht nach dem internationalen Schwimmverband auch ein Verbot für andere Sportarten?
Die Presseerklärung des Internationalen Schwimmverbandes (FINA) sorgte am Montag für viel Aufsehen in der LGBTI*-Community. Nach Beratung mit drei Expertengruppen aus den Bereichen Wissenschaft, Medizin, Sport und Menschenrechte entschlossen sich die Vorstandsmitglieder mit einer klaren Mehrheit von über 70 Prozent dazu, trans-Frauen von der Teilnahme an Elite-Wettkämpfen für Frauen auszuschließen. Nur trans-Frauen, die nachweisen können, dass sie vor ihrem zwölften Lebensjahr "keine männliche Pubertät erlebt" haben beziehungsweise zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Transition komplett durchlaufen haben, dürfen weiter an Frauen-Wettkämpfen teilnehmen.
Die FINA stellte dabei klar, mit diesem Schritt die Rechte der Athleten schützen und die Fairness im Sport wahren zu wollen. Trans-Frauen haben laut der FINA aufgrund ihres ursprünglichen, biologisch männlichen Körpers unrechtmäßige Wettbewerbsvorteile beispielsweise bei der verstärkten Knochenstruktur, dem Muskelaufbau oder der Lungenkapazität des Körpers. Dabei erklärte die FINA allerdings weiter, nun an einer neuen, offenen Kategorie von Wettkämpfen arbeiten zu wollen, speziell für trans-Sportler.
Die britische Ministerin für Digitales, Kultur, Medien und Sport, Nadine Dorries, begrüßte jetzt diesen Schritt und forderte nun die Sportverbände anderer Sportarten auf, dem Beispiel der FINA zu folgen und trans-Frauen auch dort vom Frauensport auszuschließen. "Es ist einfach inakzeptabel, dass Transfrauen im Frauensport antreten. Ich bin schon seit langem dieser Auffassung, die nun von der FINA geteilt wird, und habe dies auch bereits Im Ministerium diskutiert. Es ist wichtig, dass transsexuelle Frauen, die an Wettkämpfen teilnehmen wollen, dies auch tun können, und zwar auf faire Weise. Ich werde andere Sportarten ermutigen, das Gleiche wie die FINA zu tun. Wir werden demnächst einen runden Tisch mit allen Sportverbänden abhalten“, so die Sportministerin Dorries gegenüber dem Radiosender LBC. Auch andere britische Abgeordnete stimmten dem Plan zu, in einem Gipfeltreffen neue Richtlinien im Umgang mit trans-Athleten im britischen Sport festzulegen.
Von Seiten einiger LGBTI*-Aktivisten sowie einzelner Verbände wurde die Entscheidung dagegen scharf kritisiert. Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans* in Deutschland erklärte, dass es unrealistisch sei, vor Vollendung des 12. Lebensjahres eine medizinische Transition vollständig abgeschlossen zu haben. So wäre der Vorgang der FINA faktisch der Ausschluss von trans-Frauen beim Schwimmsport. Andere Aktivisten bezeichneten die Regelung als "diskriminierend, schädlich und unwissenschaftlich."
Jüngste Studien aus den letzten zwei Jahren belegen, dass trans-Frauen im Sport durchaus einen Vorteil gegenüber biologischen Frauen haben. Unisono belegten ausführliche Studien der Universität von Missouri-Kansas City, der britischen Loughborough University wie auch beispielsweise der Karolinska University in Stockholm, dass selbst mit Hormontherapie trans-Frauen weiterhin biologisch-körperliche Vorteile haben. "Wie man es auch dreht und wendet, Transfrauen haben auch nach einer Hormontherapie einen Kraftvorteil. Das ist für mich nichts anderes als eine Tatsache", so Joanna Harper, Medizinphysikerin an der britischen Loughborough University gegenüber der Deutschen Welle.