Direkt zum Inhalt
Aus für Queer Eye Germany!

Aus für Queer Eye Germany! Schlechte Quote oder deutsche Langweile? Woran lag es?

ms - 05.12.2022 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Der deutsche Ableger des erfolgreichen Netflix-Formats “Queer Eye“ ist nach nur einer Staffel gescheitert – wie der Streamingdienst nach Angaben des Tagesspiegels mitteilte, wird es keine zweite Staffel des deutschen Formats geben. Damit ergeht es “Queer Eye Germany“ ähnlich wie der , in diesem Jahr neu aufgelegten Variante von “Queer as Folk“ – in beiden Fällen soll die niedrige Quote maßgeblichen Anteil an der Absetzung gehabt haben.

Queer ohne Schwule und Lesben?

Konkrete Zahlen gibt Netflix nicht bekannt, allerdings war bereits mehrfach in den letzten Wochen immer wieder in Medienkreisen laut geworden, dass die Serie beim Publikum nicht so angekommen war wie erwünscht. Ein schwuler Medienmacher aus Berlin ließ sich zu der Aussage hinreißen, dass zu viel Queerness beiden Formaten – Queer Eye Germany wie auch Queer as Folk – in der Neuauflage vermutlich geschadet habe: „Wenn sich der allein zahlenmäßig größte Teil der LGBTI*-Community, Schwule und Lesben, weder repräsentiert, noch dargestellt noch widergespiegelt, geschweige denn realistisch wahrgenommen fühlt, ist es kein Wunder, dass die Quoten in den Keller gehen. Das lässt sich dann trotz allem Hype um queere Themen nicht verhindern.“ Ähnlich sahen das auch einige Kritiker aus dem Print-Bereich, die Zeit sprach sogar von “deutscher Pfiefigkeit“.

Queeres Format in Deutschland chancenlos?

Das Format um mehrere LGBTI*-Menschen, die das Leben eines, in den Anfangszeiten noch vermeintlich spießigen Heterosexuellen auffrischen, ist damit bereits zum dritten Mal im deutschen Fernsehen gescheitert. Der erste Versuch im Privatfernsehen wurde vor fast zwanzig Jahren nachts weggesendet, das rbb-Format “Queer 4 You“ starb vollkommen zurecht auch nach wenigen Folgen. Die Ursprünge gehen dabei zurück auf die amerikanische Sendung "Queer Eye for the Straight Guy“.  Die Süddeutsche Zeitung warf zum deutschen Queer-Eye-Format zuletzt allerdings die Frage auf, warum man eigentlich queeren Menschen noch immer so viel Kompetenz bei der Stil- und Lebensberatung zumessen würde. Wäre das nicht ein arg klischeehaftes und veraltetes Bild von LGBTI*-Menschen? Sowohl beim rbb wie aber auch beim deutschen Queer Eye-Team wirkte einiges offenbar sehr aufgesetzt und gelegentlich ungewollt peinlich.

Für Netflix ein Flop

Woher die schlechten Quoten nun tatsächlich gekommen sind? Klar ist, dass die US-Version mit seinen bisher 58 Folgen ein Dauerbrenner bei Netflix war, der Streamingdienst entscheidet also nicht nach Lust und Laune, sondern sachlich nach der Quote – Top oder Flop. Vielleicht ist tatsächlich ein Fünkchen Wahrheit auch dran, dass die Serie für eine der Hauptzielgruppen, schwule Männer, zu wenig repräsentativ war und dabei zugleich vielleicht für den Durchschnittsbürger noch immer zu queer? Oder konnten die Protagonisten einfach nicht überzeugen wie ihre amerikanischen Vorbilder? Spekulieren lässt sich trefflich. Die Süddeutsche Zeitung fasste es mit Blick auf “Queer Eye Germany“ so zusammen: „Gut möglich, dass Oscar Wilde im Grab mit den Augen rollt, wenn er erfährt, dass im Namen der stolzen, fabulösen Queerness, für die er einst ins Zuchthaus musste, nun auch zu Hause bei Björn in Oldenburg und bei Marleen in Kiel geputzt und aufgeräumt wird.“ Vielleicht war das deutsche Format auch schlicht zu langweilig und piefig…

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Skandal bei Beerdigung

Pietätloses Verhalten in Italien

Ein berühmtes schwules Designerpaar starb im Juli in Italien bei einem Unfall. Bei der Beerdigung kam es nun zum Eklat, der Pastor sprach von Sünde.
Flucht in die Niederlande

LGBTIQ+-Amerikaner in Europa

Seit dem Amtsantritt wandern immer mehr LGBTIQ+-Amerikaner nach Europa aus, beliebtestes Ziel dabei sind die Niederlande.
Pride trotz Verbot

500 mutige Menschen in Rumänien

Aus fadenscheinigen Gründen wurde Ende Juli der Oradea Pride in Rumänien verboten. 500 Menschen demonstrierten trotzdem, ihnen drohen nun Geldstrafen.
Impfstoff in Großbritannien

Mittel gegen Gonorrhö-Infektion

Zuletzt erkrankten 85.000 Menschen in Großbritannien an Gonorrhö. Ein neuer Impfstoff für schwule und bisexuelle Männer soll das ab heute ändern.
Personalie in Kolumbien

Porno-Darsteller wird Minister

Christen in Kolumbien sind empört: Der frühere Adult-Darsteller und Sexarbeiter Juan Carlos Florián wurde zum Minister für Gleichstellung ernannt.
Verbot im Bundeskanzleramt

Kein Gendern in Ministerien

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat im Bundeskanzleramt die Verwendung der Gender-Sprache verboten. Er warnte vor einem "Spielfeld für Ideologen“.
Viel Freude, wenig Ärger

CSD-Wochenende in Deutschland

Das CSD-Wochenende blieb weitestgehend friedlich, bei einigen kleinen CSDs kam es zu rechten Anfeindungen. Hamburg feierte 260.000 Teilnehmer!
Neue Verhaftungen in Kamerun

Vier Männer ohne Prozess in Haft

In Kamerun wird die Lage immer schlimmer: Vier Muslime sitzen seit Monaten ohne Prozess in Haft, weil sie ein „Schwulenvideo“ gesehen haben sollen.