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Aufarbeitung der Aids-Krise

Aufarbeitung der Aids-Krise Die Gleichstellungsministerien der Bundesländer fordern einen neuen Schwerpunkt beim Thema HIV und Aids

ms - 01.08.2025 - 13:00 Uhr
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Bei der 35. Konferenz der deutschen Gleichstellungs- und Frauenministerinnen und Minister (GMFK) in Köln wurde jetzt einstimmig beschlossen, dass die Aids-Krise in Deutschland aufgearbeitet werden muss und die Forschung sowie die Erinnerungskultur besser gefördert werden sollte. Man wolle dabei zudem die Erfahrungen von Betroffenen stärker sichtbar machen. 

Psychologische Folgen bis heute 

Die Gleichstellungsministerinnen und Minister der einzelnen Länder betonten dabei explizit, dass die Reaktionen auf die HIV/Aids-Pandemie in der Gesellschaft und der Politik damals wie auch heute genauer untersucht werden müssen – gerade auch, um die heute noch immer stark ausgeprägten Fälle von Diskriminierung und Stigmata im Gesundheitswesen gegenüber Menschen mit HIV entgegenwirken zu können. Die Perspektiven der Betroffenen sollen bei allen Ansätzen dabei im Mittelpunkt stehen. „Die Aufarbeitung soll die psychologischen Folgen für diese Betroffenen bis in die Gegenwart hinein differenziert untersuchen“, so die GMFK. 

Zusammenarbeit mit Experten 

Darüber hinaus soll mit Ausstellungen und Gedenkorten wie aber auch mit expliziten Initiativen im Bereich Bildung und an Schulen die „Erinnerung an die Opfer der Katastrophe“ wachgehalten und „deren Geschichte in die öffentliche Bildung integrieren“ werden. Die Gruppe der Ministerinnen und Minister fordert deswegen auch, dass verstärkt mit Forschungseinrichtungen, Aids-Organisationen sowie aber auch mit historischen Instituten enger zusammengearbeitet wird. Besonders dabei: Die GMFK hat außerdem festgelegt, dass auch die unterschiedlichen Entwicklungen beim Thema Aids und HIV in der ehemaligen DDR und der alten Bundesrepublik stärker in den Fokus gerückt werden sollten. 

Das Drama der „Homosexuellen-Seuche“

Abschließend betonte die GMFK, wie „gravierend“ die Aidskrise in den 1980er und 1990er Jahren insbesondere für schwule Männer gewesen ist: „Diese Zeit hat – auch über den jeweiligen HIV-Status hinaus – bleibende und teilweise tiefe Spuren im Leben dieser Alterskohorte hinterlassen“, so die Begründung. Und weiter: „Was als neu entdeckte, sexuell übertragbare Immunschwäche-Krankheit Anfang der 80er Jahre begann und sich zur Pandemie entwickelte, wurde rasch zum Symbol der Ausgrenzung und Stigmatisierung von Erkrankten, insbesondere der besonders betroffenen Gruppe schwuler Männer. Berichte über die sogenannte ´Homosexuellen-Seuche´ in kommerziellen Medien machten Schlagzeilen und lösten zuweilen eine ´AIDS-Hysterie´ aus. Parallel zur ausgrenzenden Berichterstattung stiegen die Ansteckungszahlen Anfang und Mitte der 80er Jahre kontinuierlich weiter. Ergebnis war ein Klima der Angst, Anfeindung und Ausgrenzung der Erkrankten, die bereits vor dem oftmals tödlichen Ausgang ihrer Erkrankung häufig in die soziale Isolation getrieben wurden.“

Kollektives Trauma der Überlebenden 

Was folgte, war laut der GMFK eine doppelte Stigmatisierung durch Krankheit und Homosexualität – bis hinein in Familien und Freundeskreise. „Das Spannungsfeld zwischen Liebe, sexuellem Begehren und Todesangst im Umgang miteinander – aber auch in der Beziehung zur eigenen, individuellen Sexualität – hatte in der damaligen Hochphase der Krise tiefgreifende psychische, psychosoziale und psychosexuelle Auswirkungen auf die betroffenen Männer. Manche Expert*innen sprechen gar von einem kollektiven Trauma der Überlebenden, das bis heute in den betroffenen Communities nachwirkt.“ So etwas dürfe sich nicht wiederholen, so die GMFK, weswegen gerade auch eine wissenschaftliche Aufarbeitung besonders wichtig sei, insbesondere auch mit Blick auf mögliche zukünftige Epidemien und Pandemien. 

Ein Appell, keine Verbindlichkeit 

Einziges Problem: Der Beschluss der Ministerinnen und Minister ist rechtlich nicht bindend, sondern eher als Appell an die Bundesregierung zu verstehen. Fachverbände im Bereich HIV und Aids reagierten daher bisher eher verhalten und wollen erst einmal abwarten, was tatsächlich von der schwarz-roten Regierung in der angespannten Haushaltslage umgesetzt werden wird. Weltweit starben bis heute über 40 Millionen Menschen an den Folgen einer Aids-Erkrankung, in Deutschland wurden aufgrund von Aids laut dem Robert Koch-Institut rund 33.900 Todesfälle (Stand 2023) verzeichnet. 

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