Direkt zum Inhalt
Anschlag in Oslo
Rubrik

Anschlag in Oslo 30 Jahre Haft für Attentat auf den Gay-Club „London Pub“

ms - 05.07.2024 - 09:30 Uhr

30 Jahre Haft – so lautet das Urteil gegen den Attentäter Zaniar Matapour (45), der im Juni 2022 am Tag der Gay-Pride bei einem Anschlag vor dem Schwulenclub „London Pub“ im norwegischen Oslo zwei schwule Männer im Alter von 54 und 60 Jahren ermordete, 21 weitere Personen wurden zudem teils lebensgefährlich verletzt. Die Richter verhängten damit die Höchststrafe gegen den 45-Jährigen iranischen Kurden mit norwegischem Pass, der bis zuletzt vor Gericht keine Reue zeigte.

Höchststrafe für Islamisten

Bereits beim Prozessauftakt im März dieses Jahres hatte Matapour den Richter Eirik Aas verbal attackiert, wie er es erlauben könne, während des Ramadan den Prozess starten zu lassen. Bei der Urteilsverkündung sah es das Gericht dann als erwiesen an, dass der Angeklagte eines „schweren Terrorakts“ schuldig sei. 

Eine Freilassung ist daher frühestens nach 20 Jahren möglich, ebenso gut kann die Strafe bei einer „anhaltenden Bedrohungsprognose“ aber auch verlängert werden. Neben der Haftstrafe wurde der islamistische Täter auch zu einer Geldstrafe von umgerechnet fast neun Millionen Euro verurteilt. Matapour hatte sich vor der Tat als Mitglied der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bekannt.  

Ziel waren homosexuelle Menschen

Das Gericht in Oslo bestätigte auch, dass es sich bei dem Anschlag klar um ein Hassverbrechen gehandelt habe, Matapour zielte mit seiner Tat „zweifellos auf homosexuelle Menschen“ ab. Sein Ziel sei es dabei gewesen, so „viele Homosexuelle wie möglich zu töten und LGBTI*-Personen im Allgemeinen in Angst und Schrecken zu versetzen.“ Die Aussage der Verteidigung, Matapour habe aufgrund einer paranoiden Schizophrenie nicht gewusst, was er tat, ließ das Gericht nicht gelten. Die Höchststrafe für den 45-Jährigen sei ein „historisches Urteil“, erklärte nach der Urteilsverkündung der Sender nrk. Der Angeklagte kündigte an, möglicherweise in Berufung gehen zu wollen. 

Weiterer Prozess erwartet

Nach Angaben der Polizei soll bei der Planung des Anschlags auch der in Norwegen aufgewachsene pakistanische Islamisten-Prediger Arfan Bhatti beteiligt gewesen sein. Bhatti wurde bereits im Herbst 2022 verhaftet, ein Termin für seine Gerichtsverhandlung gibt es noch nicht. 

Vor der Verhandlung hatte sich der norwegische Polizeisicherheitsdienst PST entschuldigt und erklärt, dass das Attentat vermutlich verhindert hätte werden können. Matapour war in der Vergangenheit bereits mehrfach straffällig geworden, unter anderem wegen Drogenbesitzes, und stand mehrfach unter Sicherheitsüberwachung. Fünf Tage vor dem Attentat auf den Schwulenclub gab das norwegische Militär eine Terror-Warnung heraus, explizit wurde dabei auch auf Matapour verwiesen. Der zuständige Polizeisicherheitsdienst ignorierte die Warnungen. 

Auch Interessant

Russland perfide Fallen

Jagd auf Schwule und Pornodarsteller

Russland geht verstärkt gegen Schwule und Hardcore-Darsteller vor: Unter Folter sollen sie andere Männer verraten und in eine Falle locken.
Rücktritt von Joe Biden?

Lesbische US-Abgeordnete fordert Umdenken

Eine der einflussreichsten lesbischen US-Politikerinnen forderte US-Präsident Biden zum Rücktritt im Wahlkampf auf, aus Sorge um die LGBTI*-Community.
Frankreich hat gewählt

Aufatmen in der Community

Der befürchtete Rechtsruck bei der Wahl in Frankreich ist ausgeblieben - Aufatmen gerade auch in der LGBTI*-Community.
Premiere in Wasserburg

Der erste CSD in der Stadt am Inn

„Schwule? Sowas gibt's doch bei uns net!“ Das hören Homosexuelle in Wasserburg am Inn noch öfters und deswegen startet jetzt genau dort der erste CSD!
Sorge um Trumps Agenda

Was denkt Trump wirklich über LGBTI*?

Bizarre Situation: Die republikanischen Hardliner haben aktuell die Sorge, dass Präsidentschaftskandidat Trump gar nicht so LGBTI*-feindlich ist.