Anklage in New York Der mutmaßliche Mörder des schwulen Tänzers Sibley plädiert auf „nicht schuldig“
Noch immer ist die amerikanische Gay-Community fassungslos – der grausame Mord an dem jungen schwulen Tänzer O'Shae Sibley an einer Tankstelle in Brooklyn, New York, lässt viele fassungslos zurück. Beim Gedenkgottesdienst kamen vor wenigen Tagen über 200 Freunde und Verwandte zusammen. Jetzt plädierte der mutmaßliche Haupttäter vor Gericht auf „nicht schuldig“.
Sibley habe „niemandem etwas zuleide getan“
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem Mörder um den 17-jährigen Dmitry Popov – zusammen mit ein paar Freunden soll dieser auf Sibley (28) und seine Clique nachts Ende Juli an einer Tankstelle losgegangen sein, die beiden Gruppen gerieten in Streit. Dabei sollen die Angreifer Sibley und seine Freunde immer wieder homophob und rassistisch beschimpft haben, weil der schwule schwarze Tänzer zu einem Song von Beyoncé mit nacktem Oberkörper tanzte, während sie ihr Fahrzeug auftankten.
Die jugendliche Männergruppe um Popov soll laut Zeugenaussagen mehrfach erklärt haben, dass sie Muslime seien und Sibley nicht so schwul hier tanzen dürfe, das würde ihren Glauben beleidigen. Der Bezirksstaatsanwalt von Brooklyn, Eric Gonzalez, erklärte dazu: „Unter den gegebenen Umständen ist es für mich klar, dass dieser Angriff zu einem wesentlichen Teil darauf zurückzuführen ist, dass die Leute sich durch das Tanzen und Feiern von Herrn Sibley und seinen Freunden beleidigt fühlten.“ Sibley habe einfach nur freudig getanzt und „niemandem etwas zuleide getan“, so Gonzalez weiter, der die Tat auch als ein „tragisches und sinnloses Verbrechen“ bezeichnete.
Täter plädiert auf „Selbstverteidigung“
Popov, der als Erwachsener wegen Mordes zweiten Grades und kriminellen Waffenbesitzes angeklagt ist, ließ durch seinen Anwalt Mark Pollard indes erklären, er habe während des Vorfalls keine schwulenfeindlichen und rassistischen Äußerungen verwendet – die Zeugen wie beispielsweise der Tankwart der Tankstelle sehen das anders. Bezirksstaatsanwalt Gonzalez bekräftigte ebenso, dass Popov „antischwarze, homophobe Beleidigungen“ verwendetet habe. Popovs Anwalt Pollard sagte derweil weiter, sein Mandat bestreite, Schwarze oder LGBTI*-Menschen zu hassen. Gegenüber der New York Times erklärte Popovs Verteidiger außerdem, sein Mandat wolle im Prozess wahrscheinlich auf „Selbstverteidigung“ plädieren.
Messerstich ins Herz
Klar scheint allerdings zu sein, dass die ersten Angriffe von Seiten der Gruppe um Popov begangen wurden, wie die Überwachungskamera der Tankstelle das Geschehen festhielt – sie gingen offenbar zuerst auf Sibley und seine Freunde los. Nach einem Streit der beiden Gruppen hielt die Kamera fest, wie Sibley schlussendlich auf den Bürgersteig zurücktaumelt und tödlich verletzt zusammenbricht – der Messerstich hatte den schwulen Tänzer im Herz getroffen, er verstarb kurze Zeit später im Krankenhaus. Bei einer Verurteilung droht Popov eine Haftstrafe von bis zu 25 Jahren, lässt sich der Vorwurf eines Hassverbrechens belegen, wird die Mindeststrafe dabei von 15 auf 20 Jahre erhöht.
Gay-Community ist besonders verletzlich
Bezirksstaatsanwalt Gonzalez stellte gegenüber der Presse weiter fest: „Diese gesamte Community, und ich spreche in erster Linie von der schwulen und queeren Community in unserem Land, fühlt sich in diesem Moment besonders verletzlich. Die Anti-LGBTI*-Gesetzgebung nehme ich außerdem als zunehmende Hass-Rhetorik gegenüber dieser Community wahr.“ Der zuständige Richter Craig S. Walker ordnete an, dass Popov weiterhin ohne Kaution in einer Jugendstrafanstalt verbleiben muss, während er auf seinen Prozess wartet. Der Teenager wird Mitte Oktober erneut vor Gericht erscheinen.