Affenpocken Erwartet die Gay-Community eine neue Mpox-Welle im Herbst?
Als im letzten Jahr die Affenpocken sich von London aus über ganz Europa ausbreiteten, rieten Behörden und medizinische Fachstellen schnell dazu, sich gegen das Virus impfen zu lassen. Zum Herbst letzten Jahres flauten die Fallzahlen schnell wieder ab, insgesamt wurden in Deutschland bisher rund 3.700 Fälle verzeichnet. Nach einem halben Jahr ohne neue Infektionsfälle wurden jetzt zuletzt in Berlin wieder mehrere Neu-Infektionen vermeldet. Berlin war dabei mit rund der Hälfte aller bundesweiten Mpox-Erkrankungen auch 2022 das Epizentrum. Bemerkenswert an den derzeit drei neuen Fällen aus Berlin: der eine Betroffene war zweifach geimpft, der andere Mann hatte bereits eine Impfung erhalten. Die Charité geht dabei verstärkt der Frage nach, wie wirksam der Impfstoff tatsächlich ist.
Offene Fragen beim Mpox-Impfstoff
Klar ist, der Impfstoff ist sicher und er bietet einen sehr hohen Schutz gegen eine Infektion mit den Affenpocken beziehungsweise kann den Verlauf der Erkrankung deutlich abmildern. Doch wie hoch ist der Schutz konkret? Seit einem Jahr forscht die Berliner Charité dazu, wie Studienleiter Florian Kurth gegenüber dem Tagesspiegel erklärte: „Wir sehen, dass die Impfung insgesamt sehr gut vertragen wird. Aber zur Schutzwirkung können wir anhand unserer Studie noch keine belastbare Aussage treffen, da die Fallzahl noch gering ist.“ Kurth betont dabei die Wichtigkeit der Studie, sie solle dazu beitragen, viele offene Fragen rund um den Impfstoff zu klären.
Der derzeitig verfügbare Impfstoff enthält abgeschwächte Erreger der Kuhpocken, der so auch vor anderen Viren wie Mpox oder Pocken schützt (die sogenannte Kreuzprotektion) – einen eigenen Impfstoff speziell gegen die Affenpocken gibt es allerdings nicht. Nach Auswertung der bisherigen Daten im Abgleich mit Studien aus Israel und den USA zeigt sich, dass der Impfstoff zu 66 bis 86 Prozent gegen Mpox schütze. „Aber wie gut die Impfung Infektionen verhindert oder zumindest die Erkrankung abmildert, ob es etwa zu deutlich weniger Läsionen kommt, das ist alles nicht abschließend geklärt“, so Kurth weiter.
Probanden für Studie gesucht
Kurth sucht daher aktuell nach wie vor Probanden, vor allem aus der Hauptrisikogruppe sexuell aktiver schwuler Männer, die bisher in den allermeisten Fällen von einer Mpox-Erkrankung in Europa und den USA betroffen waren. Für eine Teilnahme an der Studie werden sowohl bereits geimpfte wie auch ungeimpfte Personen gesucht. „Unsere Studie ist die erste prospektive Studie, die unter Berücksichtigung des individuellen Risikos die Wirksamkeit der Impfung untersucht“, so Kurth weiter.
Kommt eine neue Mpox-Welle?
Im vergangenen Jahr wurden offiziell rund 90.000 Fälle weltweit registriert, etwa 150 Personen starben durch die Folgen der Viruserkrankung. Dabei zeigte sich inzwischen auch, dass Menschen mit HIV und einem geschwächten Immunsystem eine signifikant höhere Sterberate aufweisen. In den letzten zwei Monaten kam es im Zuge von Festivals, sexpositiven Events und Pride-Veranstaltungen auch vereinzelt in anderen europäischen Ländern wie Großbritannien, Frankreich, Portugal oder Spanien zu neuen Infektionen, ähnlich nun auch in Deutschland.
Eine neue Pandemie befürchtet das Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) aktuell aber nicht. Zwei der gemeldeten neuen Fälle hatten sich demnach bei Sex rund um den Berliner CSD infiziert. Durch die gute Impfsituation innerhalb der schwulen Community könne dabei vermutlich ein größeres Infektionsgeschehen vermieden werden, man bleibe aber weiter wachsam, so das LaGeSo weiter. Falls noch nicht geschehen, sei eine komplette Impfung mit zwei Einheiten für die Risikogruppe der schwulen Männer nach wie vor ratsam. Insgesamt hat das Robert-Koch-Institut die es Jahr deutschlandweit 16 Mpox-Fälle erfasst, 13 davon in Berlin.