Affenpocken Droht eine neue Welle der Virusinfektion in Deutschland?
Bereits im April dieses Jahres warnte die Europäische Gesundheitsbehörde für Prävention der Europäischen Union, kurz ECDC, vor einer neuen Affenpocken-Welle in Europa, zuletzt wurden neue Fälle im zweistelligen Bereich in diesem Jahr in Großbritannien und Frankreich verzeichnet – nun gibt es nach Angaben der Berliner Zeitung einen ersten neuen Fall in Berlin.
Neue Mpox-Welle in Berlin?
Berlin war auch während dem Mpox-Ausbruch im vergangenen Jahr das Epizentrum in Deutschland, rund die Hälfte aller bundesweit 3.700 Fälle wurden in der Hauptstadt registriert. Davon betroffen waren fast ausnahmslos schwule und bisexuelle Männer, die sich durch sexuelle Kontakte angesteckt hatten – ähnlich scheint auch der aktuelle Fall gelagert zu sein. Der betroffene schwule Mann stellte sich in einer Schwerpunktpraxis in Berlin Schöneberg vor. Offenbar infizierte er sich bei einer Sexparty. Gegenüber der Berliner Zeitung erklärte Praxisleiter Heiko Jessen: „Ob nun weitere Fälle auftreten, bleibt abzuwarten.“
Aidshilfe mahnt zur Impfung
Bereits mehrfach in diesem Jahr rief auch die Deutsche Aidshilfe dazu auf, sich vor der Pride-Saison in diesem Jahr impfen zu lassen – nur eine Zweifachimpfung biete den bestmöglichen Schutz vor dem Virus, das in den meisten Fällen zu schmerzhaften Ausschlägen führen kann. Die Aidshilfe erklärte zudem, das Virus sei „gekommen, um zu bleiben“; eine Impfung sei daher vor allem für die Risikogruppe der sexuell aktiven homosexuellen Männer besonders empfehlenswert. Generell lässt sich Mpox auch durch engen Hautkontakt übertragen, auch bei heterosexuellen Menschen.
Gefährliche Lage für Menschen mit HIV
Gefährlich sind die Affenpocken vor allem dann, wenn ein Mensch zudem auch einen positiven HIV-Status hat. Die Sterblichkeitsrate bei Menschen mit HIV, die sich zudem mit Mpox infizieren, ist dabei signifikant höher und liegt bei 15 Prozent, wie eine britische Studie im Februar dieses Jahres aufzeigte. „Die Daten sind für Menschen mit fortgeschrittenem HIV erschreckend. Es ist wirklich erschütternd!“, so Dr. Chloe Orkin, Expertin für Infektionskrankheiten an der Queen Mary Universität in London gegenüber NBC News. Inzwischen zeigen auch mehrere Untersuchungen (CDC, USA) auf, dass höchstwahrscheinlich rund 50 Prozent der Menschen mit Mpox auch eine HIV-Infektion haben.
Genug Impfstoff in Deutschland
Für Deutschland gibt es derzeit genug Impfstoff, wie das Robert Koch-Institut und auch die Fachärzte in Berlin bestätigen. Empfohlen werden zwei Injektionen im Abstand von mindestens 28 Tagen. Auch das ECDC erneuerte seinen Ratschlag, sich zeitnah impfen zu lassen, gerade im Sommer bestünde aufgrund von Festlichkeiten, Pride-Demonstrationen und vermehrten Urlaubsreisen eine erhöhte Gefahr, dass die Fallzahlen erneut ansteigen, so Andrea Ammon, Direktorin des ECDC. In Deutschland wurden bis Februar 2023 gut 65.000 Impfungen vor allem an Männer (97 Prozent) verabreicht, knapp 43 Prozent davon in Berlin und weitere 23 Prozent in Nordrhein-Westfalen mit der einwohnerreichsten Stadt Köln.
Weltweit wurden seit letztem Jahr offiziell rund 90.000 Fälle festgehalten, obwohl die Behörden davon ausgehen, dass die tatsächlichen Zahlen deutlich höher liegen und viele betroffene Menschen die Infektionen aus Scham oder Angst vor anderweitigen Konsequenzen gar nicht erst gemeldet haben. Insgesamt rund 140 Todesfälle wurden der Weltgesundheitsorganisation im Zusammenhang mit Mpox gemeldet.